The Guildhall School of Music & Drama in London gehört zu den führenden Musik- und Theaterhochschulen der Welt. Sie ist ein kosmopolitisches Zentrum, das Hunderte junge Talente aus aller Welt versammelt. Zu den Absolventen der Schule gehört auch der bulgarische Geiger Todor Nikolaew. Nach einer gewonnenen Ausschreibung im Jahr 2000 erhielt er ein Stipendium, um dort zu studieren. Er schloss sein Studium als Magister in der Klasse von Prof. Ifrah Neeman ab, der zu den angesehensten Geigen-Pädagogen des 20. Jahrhunderts gehört.
"Er brachte uns nicht nur bei, wie wir Geige spielen, sondern er baute uns als Persönlichkeiten auf", erzählt Todor Nikolaew von seinem Lehrer. "Er eröffnete für uns neue Horizonte. Er forderte von jedem seiner Schüler, sich nicht nur mit Musik zu beschäftigen, sondern sich auch für bildende Kunst, Theater, Oper zu interessieren, alle Arten von Musik zu hören und verschiedene Leute aus verschiedenen Milieus kennenzulernen. Er hat uns immer gezeigt, dass die Welt immens ist, viel größer ist als die meisten von uns angenommen haben. Ich bin sehr glücklich, dass ich von ihm lernen konnte. Seine Unterrichtsmethoden haben mir sehr viel gegeben."
Noch vor seiner Studienzeit hat Todor Nikolaew das Glück, einen der ungewöhnlichsten Geiger der letzten zwei Jahrzehnte kennenzulernen – Nigel Kennedy. Dieser war vom Talent seines jungen bulgarischen Kollegen beeindruckt und lud ihn ein, an seinem Konzert im Sofia teilzunehmen.
"Er ist ein außergewöhnlich intelligenter Mensch und Musiker. Die Disziplin ist ein Hauptprinzip in seinem Leben – er steht jeden Morgen früh auf, um zu joggen", so Todor Nikolaew über Nigel Kennedy. "Er spielt jeden Tag mindestens fünf Stunden. Er meint, dass man sonst den Respekt vor sich selbst verliert und dass man dann aber auch keinen Respekt von den Anderen erwarten kann. Er ist für alle Arten von Musik und Kunst offen. Ich denke, dass sein Image nicht von seinem Talent ablenkt. Für das Publikum ist wichtig, was es hört, und nicht, ob Nigel Kennedy mit roten oder mit grünen Schuhen auf der Bühne war", meint Todor Nikolaew.
Für Todor Nikolaew ist es unverständlich, warum manche Musiker sich entscheiden, bei ihren Konzerten nicht Werke aller ernsten Musikstile aufzunehmen. Wenn man nicht die gleiche Energie von Werken aus den verschiedenen Perioden der Entwicklung der Musik schöpft, dann ist irgendetwas in einem selbst als Musikinterpret nicht gut genug entwickelt, meint er.
In Großbritannien arbeitet Todor Nikolaew als Lehrer an verschiedenen Schulen, findet aber auch Zeit für Konzerttätigkeit in seiner Heimat. Anfang April traf er aus London in Sofia ein, um bei einem Bach-Konzert eigens für Kinder zu spielen.
"Musik zu unterrichten erfordert unheimlich viel Geduld", sagt er. "Und das ist eine ganz andere Art von Geduld, die man zum Beispiel braucht, um ein Konzertprogramm vorzubereiten. Ich arbeite mit Kindern, mit Jugendlichen und mit Erwachsenen und muss berücksichtigen, dass jeder mit einem eigenen Tempo lernt. Meine Arbeit jeden Tag führt mich selbst in meine Kindheit zurück, zu meinen eigenen ersten Schritten mit der Geige. Auf diese Weise bilde ich mich auch weiter, während ich unterrichte. Ich habe die verschiedensten Schüler und es ist für mich sehr interessant, wie verschieden schnell die Kinder von verschiedenen Nationalitäten lernen", so der Geiger Todor Nikolaew abschließend.
Übersetzung: Petar Georgiew
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