Als Ende Oktober 1989 Tausende Regimekritiker im Vorgarten vor der Konditorei „Kristall“ zusammenkamen, ahnte niemand von ihnen, dass wenige Wochen später die Berliner Mauer fallen und das kommunistische Regime in Bulgarien für immer in der Vergangenheit bleiben wird. Seitdem sind mehr als 25 Jahre vergangen, die einstige Konditorei „Kristall“ gibt es auch nicht mehr, aber die Grünanlage ist nach wie vor ein Anziehungspunkt für junge Menschen. Unter anderem auch an sie richtet sich eine Ausstellung, die heute Präsident Plewneliew im Beisein des deutschen Botschafters in Sofia Detlef Lingemann eröffnet hat.
„Der Eiserne Vorhang – Bulgarien 1944-1989“, so der Name der Ausstellung, zeigt Fotos und Dokumente über die Errichtung des Stacheldrahtzauns an Bulgariens Grenzen, über die Festnahme und Ermordung von Flüchtlingen, die aus Bulgarien und anderen ehemaligen Ostblockländern in die benachbarten Griechenland, Türkei und Jugoslawien flüchten wollten. Der Platz ist nicht zufällig gewählt – hier haben die ersten Proteste gegen das kommunistische Regime in Bulgarien stattgefunden. Die Aufarbeitung der 45 Jahre kommunistischen Regimes wird in Bulgarien allerdings nur in Ansätzen betrieben. Deutschlands Botschafter Detlef Lingemann wies in seiner Ansprache darauf hin, wie wichtig der Blick in die Vergangenheit für die Gegenwart ist.
„Die Bilder dieser Ausstellung bedürfen keiner Erklärung, sie sprechen für sich selbst. Die bulgarische Grenze war Teil eines menschenverachtendes Grenzregimes, das nicht nur Deutschland in Ost und West teilte, sondern ganz Europa. Heute ist alles Erinnerung. Mit dem Fall der Berliner Mauer ist auch der Eiserne Vorhang weggefallen. Europa ist seither zusammengewachsen, Deutschland und Bulgarien sind heute Mitglieder der EU, in der wir heute ohne Visa frei reisen können. Wir haben freien Warenverkehr, wir haben freien Informationsfluss. Die hier gezeigte Ausstellung mahnt uns, diese Werte nicht als selbstverständlich zu nehmen, die Freiheit ist ein wertvolles Gut. Danke den Organisatoren, dass sie uns daran erinnern.“
Bulgariens Präsident Rossen Plewneliew betonte, dass die Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Mitteleuropa seit der Wende im Gange ist, während Bulgarien sich damit noch sehr schwierig tut.
„Der Übergang wird erst dann abgeschlossen sein, wenn die kommunistische Ära objektiv in den Schulbüchern und den Museen dargestellt ist“, sagte Plewneliew bei der Ausstellungseröffnung. „Die bulgarischen Politiker stehen in dieser Hinsicht in der Schuld. Die Wahrheit über die Zeit damals wird auch heute noch verheimlicht, verschönert und romantisch dargestellt. Nach 25 Jahren des kontrollierten Übergangs zur Demokratie und Marktwirtschaft sind die ehemaligen Kommunisten heute Kapitalisten, die ihre Arbeitsmethoden von früher nicht aufgegeben haben. Deshalb ist diese Ausstellung sehr wichtig und ein erster Schritt in Richtung der korrekten Darstellung unserer Geschichte“, sagte Rossen Plewneliew.
Die Konrad-Adenauer-Stiftung in Sofia hat sich die Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit auf die Fahne geschrieben, sagt der Leiter des Sofioter Büros Marco Arndt. Warum tut sich das Land so schwer damit?
„Ich vermute, dass es bestimmte Interessenskreise gibt, die daran kein Interesse haben. Viele Dinge im Übergang sind nur aus dem Kommunismus heraus zu erklären. Z.B. die Umwandlung von Staatseigentum in Privateigentum, wo eben die Nomenklatura, freundlich ausgedrückt, nicht schlecht abgeschnitten hat. Für mich ist die entscheidende Frage, ob das ein biologisches Problem ist, also wenn die alten Eliten verstorben sind, ob dann Bulgarien ein anderes Gesicht bekommt. Ich frage mich, ob diese alten Eliten in der Lage sind, dieses System auf ihre Kinder und Kindeskinder zu tradieren. Und da sind wir auch bei anderen Fragen. Wir reden heute über die Justiz, über die Reform der Justiz, und ich bin mir sicher, dass im Bereich der Richter und Staatsanwälte noch viele ehemalige Angestellte sind, die aus alter Zeit entsprechend wirken. Da muss noch viel passieren und da sind Dinge, die selbst Offizielle bestätigen, dass es so ist, nicht nur ich.“
Fotos: www.bulgaria1944-1989.eu, BGNES
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