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Emil Stojtschew tritt gegen die monsterträchtige Dunkelheit an

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Foto: Weneta Pawlowa

In der Nationalen Kunstgalerie in Sofia sind derzeit 118 Werke von Emil Stojtschew zu sehen, einem der größten zeitgenössischen Maler Bulgariens. Anlass für die großangelegte Exposition ist das 80jährige Jubiläum des Künstlers.

Emil Stojtschew entstammt einer alten Malerfamilie, besitzt jedoch keine akademische Ausbildung in bildender Kunst. Dessen ungeachtet wurde er 2010 zum Ehrendoktor der Nationalen Kunstakademie ernannt. Emil Stojtschew ist im Besitz zahlreicher internationaler Auszeichnungen. Nach der Wende 1989 hat er sich in Frankreich niedergelassen. 1993 hat das Pariser Bürgermeisteramt eine große Ausstellung von Emil Stojtschew im Schloss von Bagatelle organisiert. Dutzende Male wurden seine Werke im In- und Ausland gezeigt. Mit Blick auf das diesjährige Event sagte die Kunstwissenschaftlerin Diana Draganowa-Schtir in einem Interview für Radio Bulgarien: „Es ist ein großes Vergnügen, mit Werken eines solchen Autors zu arbeiten“ und weiter:

Die Ausstellung ist ein Rückblick auf das gesamte Schaffen von Emil Stojtschew – begonnen bei seinen frühesten Bildern aus den 50er und 60er Jahren bis zu seinen neuesten Werken. Das letzte stammt aus dem Jahr 2015. Akzent der Ausstellung ist der Zyklus „Die Dunkelheit bringt Monster hervor“. Die markantesten Bilder aus dieser Reihe sind in einem gesonderten Saal unserer Galerie zu sehen.“

Снимка
Was verbirgt sich eigentlich hinter dem Motto „Die Dunkelheit bringt Monster hervor“?

Diese Frage habe ich Herrn Stojtschew auch gestellt“, gesteht die Kunstwissenschaftlerin. „Denn ein solcher Titel weckt bei den unterschiedlichen Leuten unterschiedliche Assoziationen hervor, die mit denen des Autors korrelieren. Warum bringt die Dunkelheit Monster hervor? Weil in letzter Zeit die geistigen Werte in unserem Leben immer weniger eine Rolle spielen. Darauf akzentuiert der Künstler in diesem Zyklus, der meiner Meinung nach einer der eindruckvollsten in dieser Ausstellung ist.“

Worauf legt der Autor besonderen Wert in seinen Bildern?

Seine Bilder sind anders. Jeder Besucher der Ausstellung kann sehen, wie Emil Stojtschew in den 50er, 60er oder 80er Jahren gemalt hat und wie er heute malt. Er ist ein Maler der mit Metaphern und dem menschlichen Unterbewusstsein arbeitet. Jede seiner Kreationen ist ein All an sich, ein Spiegelbild des Moments, den er während des Malens auskostet. Und jedes Bild hat seine ganz eigene Ausstrahlung.

„Familie“ und „Selbstbildnis“
Welchen Stellenwert hat der Künstler in der heimischen und internationalen Künstlerszene?

Ich möchte zuerst einige Worte zu seiner interessanten Biographie nennen. Anfang der 90er Jahre hat Emil Stojtschew sowohl in Paris als auch in Sofia gelebt. Den Grossteil seiner Zeit hat er in der französischen Hauptstadt verbacht. Das hat sich verständlicherweise auf sein Schaffen und seine Weltanschauung ausgewirkt. Der Stellenwert von Emil Stojtschew ist sehr hoch – er ist ein Meister von Weltrang.“

Inwiefern spiegelt sein Schaffen sein Talent und seinen Charakter wider?

Jede Kunst fußt auf Talent, wenn ein Autor jedoch keinen Charakter hat, um seine Suche und Sicht als Künstler zu verfechten, kann er sich nicht voll entfalten. Unter Charakter verstehe ich natürlich die Konsequenz sowohl im Schaffen als auch im Leben. Für mich war die Zusammenarbeit mit Emil Stojtschew ein echtes Vergnügen. Er ist ein Künstler mit brillantem Stil und Präsenz, mit hohen Anforderungen an die Kunst und an die Menschen.

„Umarmung“ und „Romantische Landschaft“
Die retrospektive Ausstellung wird von dem Ganiela Angelowas Dokumentarfilm „Ein Maß nach Stojtschew“ ergänzt, das den künstlerischen Werdegang des Künstlers verfolgt. „Ich bin so veranlagt, dass ich mit dem Erreichten nie zufrieden bin, obwohl mir bewusst ist, was ich vollbringe“, sagt der Künstler unter anderem im Film. „Ich bin mir gegenüber aggressiv. Ich bin ein Masochist, weil ich oft ein Konzept vom künftigen Bild habe und doch beim Malen stets bereit bin, das bereits Gemalte zu vernichten, nur um das Prickeln zu verspüren, das ganze Mysterium von vorne beginnen zu können.“

Übersetzung: Rossiza Radulowa



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