Ab dem 19. Juni ist die zweitgrößte bulgarische Stadt Plowdiw Austragungsort des Internationalen Festivals für Design und visuelle Kultur One Design Week. Das Festival selbst begann vor sieben Jahren in der Hauptstadt Sofia. Im Mittelpunkt des diesjährigen Forums steht das Thema „Postdigitales Dasein“, dem auch eine Ausstellung gewidmet ist. Kurator der Ausstellung ist der Holländer Renè Beekman, der seit zwölf Jahren in Bulgarien lebt und arbeitet. Beekman ist Künstler und unterrichtet an der Nationalen Kunstakademie in Sofia im Magisterprogramm Digitale Künste.
„Das Thema „Being Post-Diginal“ haben wir uns aus dem Buch von Nicholas Negroponte abgeguckt, das 1995 erschienen ist“, gesteht Renè Beekman. „Darin beschreibt er den Übergang von der analogen zur digitalen Welt, der so schnell passiert ist, dass wir heute bereits von einer neuen digitalen Welt sprechen müssen. Am Anfang dachten wir, dass die Computer nur aus Monitor, Tastatur und Maus bestehen. Dieser Tage gab Google bekannt, dass unsere Kleider Teil des Computer-Interface werden. Seit 1995 sind nur wenige Jahre vergangen und wir befinden uns bereits in der postdigitalen Ära. Das postdigitale Dasein wird sich weiter entwickeln und unsere Ausstellung will Gegenstände zeigen, die mittlerweile nicht mehr für ihren eigentlichen Urzweck verwendet werden. Es werden Kunstwerke gezeigt, die digital entstanden sind“, erläutert der Kurator der Ausstellung Renè Beekman.
Vor 15 Jahren führte der bekannte Autor von elektronischer Musik Kim Cascone den Begriff „postdigital“ ein. Seitdem kursiert der Begriff bei Diskussionen über die zeitgenössische Kunst und beschreibt den Zustand, wenn wir uns nicht mehr mit der Frage beschäftigen, wann unsere Welt digital wird. Denn wir leben schon längst in der digitalen Welt. Und das hat unser Denken und unsere Lebensweise grundlegend verändert. Das Digitale ist nicht mehr ein Instrument, sondern Praxis. Genau das will die Ausstellung während der One Design Week zeigen, an der sich 20 Künstler aus acht Ländern beteiligen werden. Mehr über sie erfahren wir vom Kurator der Ausstellung Renè Beekman.
„Drei Künstler sind besonders interessant“, sagt er. „Zum einen ist das die Amerikanerin Addie Wagenknecht, die in Österreich lebt und arbeitet. In ihrem Kunstwerk „Black Hawk Paint“ kombiniert sie Hackerattacke mit Konzeptkunst. Sie verwendet eine Drone anstatt einen Pinsel und schafft so ein Kunstwerk, das gemischte romantische Gefühle gegenüber der Technologie und der künstlerischen Ausdruckskraft weckt. Der belgische Autor Frederic de Wilde arbeitet an der Grenze zwischen Wissenschaft und Kunst“, erzählt weiter der Kurator der Ausstellung. „Im Mittelpunkt steht bei ihm die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Kunst einerseits und andererseits das Mysterium von der Entstehung des Weltalls. Er arbeitet sehr eng mit verschiedenen Labors und Universitäten in der ganzen Welt zusammen, einschließlich NASA. De Wilde zeigt in unserer Ausstellung zwei kleine Skulpturen, die in Labors in Australien nach Daten aus der Quantenphysik entstanden sind. Der Schwede Carl-Johan Rosèn stellt sich mit seinem Werk „I speak myself into an object“ vor“, berichtet weiter der Kurator. „Sein Projekt stellt gleichzeitig ein Buch und ein Computerprogramm dar. Das Computerprogramm hat das Design und das Aussehen eines Buches, das Code des Programms ist aber der Inhalt des Buches selbst. Wenn man die Software startet, dann gibt sie das Aussehen des Buches mit dem entsprechenden Code wieder“, so der Kurator Renè Beekman.
Deutsche Fassung: Vessela Vladkova
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