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Öffentliche Geduld gegenüber fremder Militärpräsenz erneut auf die Probe gestellt

Foto: BGNES

In dieser Woche wurde die Geduld der bulgarischen Öffentlichkeit erneut auf die Probe gestellt. Politiker und Militärs hatten die bevorstehende Stationierung von schwerer Militärtechnik und Personal in Bulgarien angekündigt. Erneut, weil auch im Februar die Geduld der Bürger auf die Probe gestellt worden war und zwar im Zuge der Aktualisierung von Personendaten hinsichtlich einer eventuellen Mobilmachung, was von einigen als Vorbereitung auf einen Krieg mit Russland aufgefasst wurde. Jetzt erklärte der US-Verteidigungsminister in Tallinn, neben anderen ost- und mitteleuropäischen Staaten habe sich auch Bulgarien bereit erklärt, auf seinem Landesgebiet amerikanische Panzer, Waffen und andere Militärtechnik zu stationieren.

Der stellvertretende Kommandeur des US-Marinecorps in Europa erklärte später, im September werden 155 Marineinfanteristen mit vier Panzern, sechs Schützenpanzerwagen und drei Haubitzen in Bulgarien eintreffen. Die Nachrichten sorgten in der bulgarischen Öffentlichkeit für Besorgnis. Zur verschärften Sensibilität gegenüber fremder Militärpräsenz in der Heimat und den Befürchtungen über deren Einsatz gegen Russland trug nicht nur die starke prorussische und antiamerikanische Agitation bei, sondern auch diverse Spitzenpolitiker. Anstatt die Gründe für die Stationierung von fremder Technik und Militärpersonal adäquat zu erklären, versicherte der Verteidigungsminister zunächst, dafür läge kein offizieller Antrag vor. Diesbezüglich habe er auch mit dem US-Botschafter in Sofia Rücksprache gehalten. Später erklärte dann der Außenminister, hierbei handle es sich um Engagements, die bereits 2006 von der Dreierkoalition unter Führung der prorussischen Sozialisten vereinbart wurden. Zumal die Sozialisten anfänglich eine außerordentliche Parlamentsdebatte zu diesem Thema gefordert hatten, sich nach dieser Bekanntmachung jedoch in Schweigen hüllten.

Während es aus dem Ausland Erklärungen über die bevorstehende Stationierung von Waffen hagelte, ging in Bulgarien das internationale taktische Manöver „Kabile 2015“ zu Ende. Zum Einsatz kamen u.a. 50 Militärs der US-Landstreitkräfte in Europa, Abrams-Kampfpanzer, Striker-Granatwerfer, Hubschrauber und Flugzeuge. Das sorgte unter der friedenliebenden Bevölkerung jedoch nicht für Beunruhigung. Die Umstände zeigen, dass die Öffentlichkeit – was Militärfragen bei verschlechterter internationaler Lage betrifft – ein Recht auf objektive und korrekte Informationen hat. Mit schwerer Infanterietechnik könnte Bulgarien wohl kaum etwas gegen Russland anfangen. Dennoch wird diese Technik wenn auch nur zu Übungszwecken an der Ostflanke der NATO zum Einsatz kommen, die im Zuge der Ukraine-Krise seit geraumer Zeit recht sensibel geworden ist.

Übersetzung: Christine Christov



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