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IWF-Berater Dimiter Radew ist der neue Zentralbankchef

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Foto: BTA

Das Parlament hat gestern Dimiter Radew erwartungsgemäß zum neuen Präsidenten der bulgarischen Zentralbank gewählt. Er setzte sich mit 130 von insgesamt 240 Abgeordnetenstimmen gegen weitere drei Kandidaten für den Posten des obersten Bankchefs durch. Der bisherige IWF-Berater und Kandidat der regierenden konservativen Regierung von Bojko Borissow tritt die Nachfolge des nur wenige Monate vor Ablauf seiner Amtszeit zurückgetretenen Iwan Iskrow an. Überraschend war nur, dass der 59jährige Finanzexperte auch von einzelnen Abgeordneten der oppositionellen Sozialisten, der liberalen Türkenpartei DPS und der Zentrumspartei BDZ unterstützt wurde.

Ich möchte mich fürs Interesse an die Wahl des Bankpräsidenten bedanken“, erklärte der neugewählte BNB-Chef Dimiter Radew unmittelbar nach seiner Wahl gegenüber Journalisten. „Die objektive Berichterstattung ist für mich ein Zeichen für die Bedeutung, die der Rolle der Zentralbank beigemessen wird. Meine erste Aufgabe wird sein, meine Vizepräsidenten zu nominieren, denn wichtige Bereiche, wie insbesondere die Bankenaufsicht, steht in ihren Händen“, so der neue Bankchef Radew.

Die wichtige Aufgabe der Bankenaufsicht übernimmt ein alter Bekannte – Dimiter Kostow, der von 1995 bis zum Sturz der sozialistischen Regierung von Jean Widenow 1997 sein Finanzminister war. Widenows Regierung wurde nach wochenlangen Protesten und einem Landesstreik zum Rücktritt gezwungen, da Bulgarien in seiner Regierungszeit seine tiefste Wirtschafts- und Finanzkrise der Nachwendezeit erlebte, als 13 Banken Pleite gegangen sind. Dies und die Hyperinflation haben die Ersparnisse von Tausenden Bulgaren aufgefressen. Die Lehre aus dieser bisher präzedenzlosen Krise war die Koppelung der bulgarischen Währung am Euro und die Aufstellung einer strengen Bankenaufsicht, die noch Jahre von der Weltwirtschaftskrise 2008 als Musterbeispiel dienen konnte.

Der neue Chef der bulgarischen Zentralbank kommentierte nach seiner Wahl im Parlament, dass er und sein Team die Krise im benachbarten Griechenland sorgsam beobachten und konkrete Maßnahmen ergreifen werden, um Bulgariens Bankensystem zu schützen. Dies sei zum jetzigen Zeitpunkt zwar nicht notwendig, die Bulgarische Nationalbank wolle aber zu diesem Thema öfter in der Öffentlichkeit auftreten als bisher.

Viel wichtiger für die bulgarische Öffentlichkeit ist allerdings, dass die Zentralbank keine Wiederholung des Skandals mit der viertgrößten Bank in Bulgarien zulässt. Vor einem Jahr ging die Korporative Handelsbank KTB unerwartet Pleite. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, ob die Probleme im Geldinstitut von der Bankenaufsicht eventuell absichtlich verschlafen worden sind. Deshalb will Dimiter Radew den aktuellen Zustand der Banken in Bulgarien prüfen lassen, wobei das Hauptaugenmerk der Bewertung ihrer Aktiva gelte.

Der neue BNB-Chef sprach sich zudem für den Beitritt Bulgariens zur EU-Bankenunion aus, räumte jedoch ein, diese Entscheidung sei politisch und werde von der Regierung und dem Parlament getroffen.

Während der Parlamentsdebatten vor der Wahl des neuen Zentralbankchefs hat der unabhängige Abgeordnete Welizar Entschew für Aufruhr gesorgt. Ihm liegen Informationen vor, dass der zurückgetretene Präsident der BNB Iwan Iskrow einen Monatsgehalt in Höhe von umgerechnet 27.000 Euro habe. Für Bulgarien, wo der Durchschnittslohn bei knapp 400 Euro liegt, ist das eine immense Summe. Deshalb ist verständlich, dass diese Information die Öffentlichkeit in Bulgarien am Tag der Bankchefwahl gesprengt hat und fast mehr Aufmerksamkeit zog, als die Wahl des neuen BNB-Chefs selbst. Dimiter Radew musste also versprechen, diese Angaben zu prüfen.

Deutsche Fassung: Vessela Vladkova



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