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Anhänger von Islamischer Staat in Bulgarien festgenommen – ein Alarmzeichen?

Das Hin und Her in der ablaufenden Woche um die Wahl eines neuen Gouverneurs der Zentralbank sowie die politischen und institutionellen Gerangel darum, ob das Grundgesetz des Landes in Verbindung mit der lang erwarteten Justizreform geändert werden soll oder nicht, haben zwei Nachrichten in den Hintergrund gerückt, die auf die eine oder andere Weise Anlass zu ernster Sorge um die innere Sicherheit in Bulgarien wurden.

Am Mittwoch veröffentlichte das Innenministerium eine Meldung über die Festnahme eines jungen Syrers, der seit 20 Jahre in Bulgarien lebte und sich als Mitglied der Hacker-Gruppe "Cyber-Armee des Nahen Ostens" (Middle East Cyber Army - MECA) erwies, die wiederum mit der Terrororganisation "Islamischer Staat" verbunden ist. Im Auftrag der Terrororganisation haben die Hacker mehr als 3.500 Websites von staatlichen Institutionen und von Unternehmen weltweit angegriffen. Von Bulgarien aus unterhielt der junge Syrer Beziehungen über verschlüsselte Kanäle zu anderen Hackern auf der ganzen Welt.

Ebenfalls am Mittwoch wurde eine weitere Nachricht des Innenministeriums verbreitet. Darin hieß es, dass in Sofia ein syrischer und ein afghanischer Staatsbürger festgenommen wurden. Der Syrer, der sich seit 20 Jahren ständig in Bulgarien aufhielt, war Mitglied einer Gruppe – so genannte "Schlepper", die illegale Migration durch das Gebiet von Bulgarien aus dem Nahen Osten nach Westeuropa organisierten. Der Afghane wiederum war mit der Taliban-Bewegung verbunden.

Was ist die Quelle der Besorgtheit in Zusammenhang mit diesen beiden Nachrichten? Der festgenommene Hacker ist der erste Fall einer Person aus dem Nahen Osten, die in Bulgarien aufgewachsen ist und studiert hat, und die sich als Anhänger der der Terrororganisation "Islamischer Staat" erweist. Er ist zwar kein Guerilla-Kämpfer, bereit, diejenigen zu töten, die sich nicht zum radikalen Islam bekennen, doch solche Organisationen brauchen natürlich nicht nur Leute, die ihren Opfern die Köpfe abschneiden... Die logische Frage ist aber nun – nachdem in Bulgarien ein Hacker von ISIS gefasst wurde, gibt es dann möglicherweise eine „Schläferzelle“ der Organisation oder vielleicht mehrere davon? Experten schließen eine solche Hypothese nicht aus.

Was den syrischen "Schlepper" angeht, stellt sich die Frage, ob es in diesem lukrativen "Geschäft" nicht auch Leute von bulgarischen Grenzschutz verwickelt sind – selbstverständlich gegen Bezahlung? Denn von "Kanälen" für illegale Einwanderer und von "Schleppern" spricht man hierzulande schon lange, seit dem letzten Jahr, als der Migrationsdruck an der Grenze zur Türkei enorm zunahm und es ist schwer anzunehmen, dass das Innenministerium es nicht schafft, mit dieser Erscheinung fertig zu werden.

Ende vergangenen Jahres wurde in einer veröffentlichten Analyse eines der bulgarischen Geheimdienste prognostiziert, dass im Jahr 2015 die terroristische Bedrohung für Bulgarien zunehmen wird, auch wegen der Absicht der "Al-Qaida", aufgrund ihrer Rivalität mit "Islamischer Staat" wieder aktiver zu werden. Außerdem wird sich laut der Analyse auch der Strom von Flüchtlingen und illegalen Einwanderern durch Bulgarien noch verstärken. Hoffentlich liest man diese Analyse auch in unserem Innenministerium – gründlich und vor allem rechtzeitig.

Übersetzung: Petar Georgiew




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