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Fataler Vorfall mit illegalem Migranten lässt beunruhigende Gedanken aufkommen

Foto: BGNES

Am Donnerstagabend, als die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten den Migrationsdruck auf die Gemeinschaft erörterten, traf der Schuss eines bulgarischen Grenzpolizisten einen illegalen Migranten aus Afghanistan, der seinen Verletzungen erlag. Dieser war mit weiteren 53 Afghanen unterwegs, die sich weigerten, den Anweisungen der Grenzschützer nachzukommen und stehen zu bleiben. Laut Innenministerium habe der Beamte nicht auf die Flüchtlinge gezielt, sondern der Schuss sei abgefälscht worden. Einige zweifelten das umgehend an und behaupteten sogar, dass es sich hier nicht um einem Grenzvorfall handele, weil all das weitab der Grenze geschehen sei. Der Sprecher des UN-Hochkommissars für Flüchtlinge in Bulgarien äußerte sich geschockt von der Tatsache, dass ein Migrant, der in Bulgarien Schutz gesucht habe, dort ums Leben gekommen sei und erinnerte daran, dass es hierbei um den ersten erschossenen Migranten an der EU-Außengrenze handele.

Offensichtlich wird diesem Fall große Bedeutung beigemessen. Denn Ministerpräsident Bojko Borissow verließ umgehend die Debatte in Brüssel und kehrte vorzeitig nach Bulgarien zurück. Es folgten Statements von Kommissionspräsident Jeanne-Claude Junker und EU-Ratspräsident Donald Tusk. Im Fluss der Anteilnahme am schweren Schicksal der Migranten waren auch verurteilende Worte über das Vorgehen der Grenzpolizei zu hören. Verurteilt wurde der eigentliche Gebrauch der Waffe gegen Menschen, die illegal nach Bulgarien eingedrungen sind und die Grenze nicht an einem Grenzübergang übertreten haben. Ohne ein einziges Wort darüber zu verlieren, was eine dreiköpfige Grenzpatrouille in der Nacht in abschüssigem Gelände gegen 54 Unbekannte hätte tun können, die anstatt den Aufforderungen nachzukommen, stehen zu bleiben, sich dieser bedrohlich näherte. Warum laufen sie davon, wenn sie sich in einem gegebenen Moment so oder so ausweisen müssen? Und warum halten sich diverse Migranten, falls sie Asyl beantragen wollen, nicht an die Regeln derjenigen, die ihnen dabei helfen könnten und deren eigentliche Aufgabe es ist, die eigene Bevölkerung zu schützen?

Ein Teil der Bevölkerung hat seine Antwort bereits gegeben und eine Unterschriftensammlung in Unterstützung des Polizisten, der den Schuss abgegeben hat, initiiert. Für den Vorfall können weder der Grenzpolizist, der seine Pflicht getan hat, noch der bulgarische Staat beschuldigt werden, der ihn dorthin geschickt hat, um die Grenze und die Bevölkerung des Landes zu schützen. Nach vier Jahren Massenzulauf illegaler Migranten kann ein fataler Einzelfall unter Tausenden Fällen der illegalen Grenzüberschreitung kein Kriterium für Schlussfolgerungen sein. Viel mehr Migranten sind auf dem Weg nach Europa gestorben, weitab der bulgarischen Grenze und unter anderen Umständen. Es ist ein Auswanderungsprozess im Gange – mit für die moderne Geschichte beispiellosem Ausmaß und schwierigen Situationen, die verantwortungsvolles und korrektes Verhalten aller Beteiligten verlangen.

Übersetzung: Christine Christov



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