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Sozialminister Kalfin: Das Rentensystem in Bulgarien erlaubt keine plötzliche Rentenerhöhung

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Foto: BGNES

Die Renten in Bulgarien sind, wie Löhne und Gehälter auch, niedrig. Ein Bericht der Europäischen Kommission hat jedoch kürzlich ergeben, dass die Rente knapp 40 Prozent des monatlichen Durchschnittseinkommens in Bulgarien ausmacht, während der EU-Durchschnitt bei 56 Prozent liegt. Dennoch ist Bulgarien kein Schlusslicht in dieser Wertung – in Irland und Estland entspricht die Rente lediglich einem Drittel des durchschnittlichen Einkommens. Der Bericht der Europäischen Kommission warnt allerdings, dass die Senioren in Bulgarien besonders gefährdet sind, in einer dauerhaften Armut zu versinken. Wie will das Arbeits- und Sozialministerium darauf reagieren? Darüber sprachen wir mit Vizepremier Iwajlo Kalfin.

Das Rentensystem in Bulgarien erlaubt keine plötzliche Rentenerhöhung“, behauptet Arbeits- und Sozialminister Iwajlo Kalfin. „Die Altersbezüge in Bulgarien werden erst dann die EU-Werte für den Anteil am Durchschnittseinkommen erreichen, wenn die eingeleitete Rentenreform vollendet wird. Erst dann können wir erwarten, dass man nach der Pensionierung etwa die Hälfte des im Berufsleben bezogenen Gehalts als Rente bekommt. Doch, bis es soweit ist, dauert es noch ein paar Jahre“, sagt Kalfin.

Die sofortige Angleichung der Altersbezüge in Bulgarien an den EU-Durchschnitt würde dem Nationalen Versicherungsinstitut, der die Renten in Bulgarien auszahlt, mehr als ein Drittel des Etats beanspruchen. In Zahlen ausgedrückt würde die Staatskasse umgerechnet 700 Millionen Euro für eine gravierende Rentenerhöhung ausschütteln müssen. „Wir haben dieses Geld nicht“, sagt Vizepremier und Minister für Arbeit und Soziales Iwajlo Kalfin. Deshalb folge die Regierung einem langfristigen Programm. Zu diesem Programm gehört unter anderem auch, dass die Sozialhilfe in allen Aspekten reformiert wird. „Wir führen das Prinzip ein, dass das Geld den Menschen folgt und nicht umgekehrt“, sagt Kalfin und erläutert:

Die Sozialhilfe hat mit der Pflege nichts zu tun, deshalb werden sie getrennt“, sagt Kalfin. „Die Sozialhilfe ist ein Zuschuss für sozialschwache Menschen. Die Pflege brauchen wir alle eines Tages. Die Pflegedienstleistungen, wie Altersheime, Tagesstätten, Zentren für behinderte Kinder usw. stehen allen zur Verfügung, nicht nur sozialschwachen Menschen, was derzeit wegen des Finanzierungsmodells nicht selbstverständlich ist. Die pflegebedürftigen sozialschwachen Menschen werden künftig genau die gleichen Dienstleistungen, wie auch wohlhabende Bürger in Anspruch nehmen können, allerdings werden sie in ihrem Fall vom Staat bezahlt. Die Senioren werden künftig selbst bestimmen können, in welches Altersheim sie ziehen wollen, denn die Finanzierung des Aufenthalts wird den Patienten folgen, und nicht wie bisher bestimmte Einrichtungen. Darüber hinaus wird die strenge Kontrolle der Qualität in den Pflegeeinrichtungen gewährleistet. Und zu einem späteren Zeitpunkt wollen wir herausfinden, wo in Bulgarien welche konkreten Pflegedienstleistungen notwendig sind, um die Finanzierung entsprechend zu korrigieren“, sagte abschließend Iwajlo Kalfin.

Deutsche Fassung: Vessela Vladkova



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