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Parwan Simeonow: Generation Y distanziert sich zunehmend von der Politik

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Foto: BGNES

Die Europäische Stiftung für ProgressiveStudien arbeitet derzeit an einem Projekt, das die Haltung der Jugendlichen in Europa und Nordamerika zur Politik erforscht. Diese Studie basiert auf der innovativen Plattform Audience Net. Parwan Simeonow, Exekutivdirektor der Gallup International Bulgaria gesteht, dass er sehr neugierig und gespannt auf die Ergebnisse und Schlussfolgerungen seiner Kollegen war.

Die Studie belegt, dass die Millennial-Generation oder die sogenannte Generation Y, sich immer mehr von der Politik distanziert. Gemeint sind junge Leute, die um die Jahrtausendwende zwischen 16 und 35 Jahre alt waren. Die Gallup International hat 2014 ein Buch zu diesem Thema veröffentlicht. Niederländische Forscher haben nachgewiesen, dass nur ein Drittel der Menschen dieser Generation Interesse bekundet, sich am politischen Geschehen zu beteiligen. Zum Vergleich sei angeführt, dass die Zahl der Politikinteressierten bei der Vorgängergeneration X bei 40 Prozent und bei der Nachkriegsgeneration bei stolzen 60 Prozent liegt. Aus der aktuellen Audience-Net-Studie wird ersichtlich, dass die Repräsentanten der Generation Y computerabhängig ausgeprägte Individualisten ohne kollektiver Identität sind. Die Soziologen stellen sowohl bei den Jugendlichen in Bulgarien als auch in westlichen Ländern mangelndes politisches Engagement fest.

Wenn man die jungen Leute fragt, ob sie mit ihrem Leben zufrieden sind und ihrer Zukunft optimistisch entgegenblicken, zeigen sie sich immer recht zuversichtlich“, kommentiert Parwan Simeonow. „Aus dem Audience-Net-Projekt geht hervor, dass 88 Prozent der Befragten mit ihrem Leben durchaus zufrieden sind. 76 Prozent erhoffen sich eine gute Zukunft. Zugleich bezeugen lediglich 15 Prozent starkes Interesse an der Politik, weitere 35 Prozent verfolgen das politische Geschehen, ohne sich groß damit zu engagieren. Die jungen Menschen sehen keine politischen Alternativen, sie sehen sich nicht in der Politik vertreten und fühlen keine Verbindung zu den Politikern. Das wird als Problem der westlichen Zivilisation erkannt, wo die Verbindung zwischen der Gesellschaft und der politischen Elite verloren geht. Die Jugendlichen haben keine Repräsentanten unter den Politikern. Damit sich das ändert, wollen sie transparentere und unkompliziertere Wahlen, bei denen man länger, überall, auf elektronischem Weg und aus der Distanz voten darf. Dieses Thema ist auch in Bulgarien modern. 60 Prozent der jungen Bulgaren bestehen auf die Einführung der Wahlpflicht. Diese Tatsache hat bei unseren westlichen Kollegen für eine Überraschung gesorgt, bis es klar wurde, dass die Wahlpflicht in Bulgarien derzeit in Mode ist, da man glaubt, auf diese Weise die abhängigen Gruppen und das korporative Votum umgehen zu können. Wichtig für die Jugendlichen erscheint die Lösung der Probleme in Verbindung mit Bildung, Gesundheitswesen und Jobs. Bei den Bulgaren zeichnet sich auch ein weiteres Problem ab. Während sich die junge Generation im Westen nicht besonders für Politik interessiert und sich von ihr nicht vertreten fühlt, sprechen die Jugendlichen in Bulgarien sehr oft von Korruption. 77 Prozent der heimischen Respondenten verknüpfen Politik mit Korruption. Im Vergleich zu anderen Ländern sehen viel mehr Bulgaren eine Verbindung zwischen Korruption und Führung. Unsere Landsleute fassen die Politik als unrepräsentativ, langweilig, administrativ und auch ungerecht auf. Sie vergleichen ihre Einnahmen mit denen der Politiker und stempeln die Politik als einen profitablen Beruf auf, der allerdings auf unlautere und dubiose Weise profitabel ist. An zweiter Stelle wären die Minderheiten zu nennen. Die Rede ist von den Roma und wieder spricht man hier in den Kategorien gerecht-ungerecht, wenn es um Ungleichheiten und fehlender Gleichstellung vor dem Gesetz geht“, fasste Parwan Simeonow die Ergebnisse der Audience-Net-Studie abschließend zusammen.

Übersetzung: Rossiza Radulowa



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