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EU-Kommission stellt Hilfe für marode Energiewirtschaft Bulgariens in Aussicht

Foto: EPA/BGNES

In ihrem jüngsten Bericht über den Zustand der europäischen Energieunion hat die Europäische Kommission das bulgarische Energiewesen aller möglichen Sünden beschuldigt, dessen maroden Zustand diagnostiziert und am nächsten Tag Unterstützung versprochen.

Weder für die heimischen Politiker noch für Experten oder internationale Beobachter dürfte es mittlerweile ein Geheimnis sein, dass die bulgarische Energiewirtschaft seit Jahren an ernsthaften Problemen leidet. Diese Probleme haben bereits bedrohliche Ausmaße angenommen und könnten zu einer Katastrophe führen. Ungeachtet der großzügigen staatlichen Subventionen für grüne Energie ist die private Stromerzeugung derart unrentabel und verlustbringend, dass die staatliche Bulgarische Energieholding und deren Tochtergesellschaft NEK praktisch insolvent sind. Kein Mensch wüsste zu sagen, ob und wann sie imstande wären, ihre enormen Schulden zurückzuzahlen. Bulgarien ist fast gänzlich auf die Importe von Erdgas und Kernbrennstoff aus Russland angewiesen. Obwohl die Strompreise in Bulgarien zu den europaweit niedrigsten gehören, steht der Großteil der Bulgaren am Abgrund der Energiearmut und hat große Schwierigkeiten, die monatlichen Stromrechnungen zu bezahlen.

Nachdem dies und andere unliebsame Missstände von er Europäischen Kommission aufgedeckt wurden, ist Brüssel wohl zur Einsicht gekommen, dass es so nicht weitergehen kann. Ergo sollte man unserem Land helfen – zum einen, weil es eine Schlüsselrolle auf dem Balkan spielt, zum anderen, weil es ein EU-Land ist. Und so wurden auf die Liste der Energieprioritäten der EU mehrere Projekte aufgenommen, die direkt der bulgarischen Energiebranche zugute kommen sollen. Die EU-Mittel sollen dazu verwendet werden, Bulgariens Verbindungen zu den Gasnetzen der Nachbarländer auszubauen und seine Gasabhängigkeit von Russland zu verringern. Zudem will man versuchen, den tragischen Zustand der heimischen Stromwirtschaft zu überwinden. Wann und wie viel Geld man Bulgarien zur Verfügung stellen wird, ist noch unklar. Brüssel hat aber offiziell zugegeben: Bulgarien kann es nicht schaffen, allein aus diesem Sumpf herauszukommen, es sind Rettungsmaßnahmen nötig. Diese Erkenntnis sollte man den Bürokraten in Brüssel hoch anrechen, die gewohntermaßen einer scharfen Kritik unterzogen werden. Zugleich zeugt diese Entscheidung von der Ohnmacht der bulgarischen Behörden, die trotz ihrer großen Reden und Ambitionen nichts ausrichten konnten.

Übersetzung: Rossiza Radulowa




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