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Schaljapin in Sofia

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Der Empfang von Fjodor Schaljapin am Sofioter Bahnhof 1934
Foto: Sneschana Nikiforowa

„Schaljapin – die Legende des 20. Jahrhunderts“. Unter diesem Motto wurde in dem Hausmuseum des bulgarischen Bass-Sängers Boris Christow in Sofia eine Ausstellung mit wertvollen Exponaten aus russischen Museen eröffnet, die Einblicke in das Leben und Schaffen des namhaften russischen Opernsänger Fjodor Schaljapin gewähren.

Die Ausstellung, die bis zum 22. Dezember dauern wird, zeigt die unglaublichen Verwandlungen von Schaljapin auf der Bühne und Aufnahmen von seinem denkwürdigen Aufenthalt in Bulgarien im Jahr 1934.

„Die Einladung bekam er von russischen Emigranten in Bulgarien“, erzählte uns Museumskuratorin Elena Dragostinowa. „Natürlich wurde er voller Ungeduld und Begeisterung erwartet. Am Bahnhof musste er zuerst stutzen, als er sah, welch riesige Menschenmenge sich versammelt hatte, um ihn zu begrüßen. Obwohl er bereits Weltruhm erlangt hatte, war er von diesem Empfang zutiefst gerührt und überwältigt.“

Während seines 16tägigen Aufenthalts in Sofia gab Schaljapin zusammen mit der Sofioter Operntruppe fünf Vorstellungen, bei denen die Tickets im Nu vergriffen und der Saal proppevoll war. Seine begeisterten Fans hielten jedes Mal den Atem an, wenn er die Bühne in drei seiner Glanzrollen betrat – des Boris Godunow in der gleichnamigen Oper, des Fürsten Galizki und des Khan Kontschak aus der Oper „Fürst Igor“. Am letzten Tag seiner Bulgarien-Visite gab Schaljapin ein Wohltätigkeitskonzert für die bedürftigen Kinder in Sofia. Als das Konzert zu Ende war, wurde er von Zar Boris mit dem Orden „Heiliger Alexander“ geehrt.“

In einem Interview für die Zeitung „Sora“ vom 9. Oktober 1934 gesteht Schaljapin ergriffen: „Ich bin zum erstenmal im Bruderland Bulgarien. Mir ist es sogar etwas peinlich, dass ich in meiner langen Karriere, in der ich viel in der Welt herumgekommen bin, bislang keine Gelegenheit hatte, nach Bulgarien zu kommen. Als ich bulgarischen Boden betreten habe, hatte ich das Gefühl, als würde ich das Haus eines nahen Verwandten betreten, von dem mir mein Vater und meine Geschwister während meiner Kindheit viel erzählt haben. Ich bin extrem gerührt von dem warmen Empfang und dem großen Applaus hier.“


Schaljapin war als Feinschmecker bekannt. Luxusrestaurants waren aber nicht sein Ding, dafür liebte er gute Gasthäuser und Weinstuben. Und so hat er auch in Bulgarien ein bescheiden Gasthaus den luxuriösen Restaurants vorgezogen.

„Nach jeder Aufführung liebte es Schaljapin, ein einfaches Lokal zu besuchen. Es hieß „Das weite Gasthaus“ und befand sich auf der Positano-Straße im Zentrum Sofias“, erzählt Elena Dragostinowa weiter. „Heute gibt es keine einzige Spur von diesem Gasthaus mehr. Nach jeder Aufführung folgte seinerzeit hier eine weitere Vorführung, denn Schaljapin sang aus ganzem Herzen für alle Gäste des Lokals. Hier wurden leckere Speisen nach traditionellen Rezepten zubereitet. Deshalb war das Gasthaus ein beliebter Treffpunkt für Schriftsteller, Maler, Juristen und Wissenschaftler, aber auch für einfache Leute. Viele kamen bereits mittags ins Lokal, um am Abend Schaljapin bloß nicht zu verpassen. Und natürlich warteten alle gespannt und voller Ungeduld, wann er anfangen wird zu singen.“

Schaljapin hat seine Fans natürlich nicht enttäuscht und trug viele seiner geliebten russischen Romanzen vor. So unglaublich es auch klingen mag, sind seit seinem Besuch bereits über 80 Jahre vergangen und doch tauchen immer wieder neue Zeugnisse und interessante Fakten über seinen Aufenthalt hier auf.

„Am Eröffnungstag der Ausstellung hat mich ein älterer Mann namens Trajko Trajkow angerufen. Es hat sich herausgestellt, dass er ein Erbe des Inhabers vom Lokal „Das weite Gasthaus“ ist. Er hatte ein einmaliges Foto aufbewahrt und hat es uns gebracht“, schildert Elena Dragostinowa.


„Auf diesem Foto ist Schaljapin zu sehen, umgeben von Journalisten, Künstlern und prominenten Persönlichkeiten. Die Tatsache, dass dieses Foto wie ein Heiligtum über mehrere Generationen aufbewahrt wurde zeigt, welch große Bedeutung man dem Besuch von Schaljapin in Bulgarien beigemessen hat. Diese Aufnahme ist nun Teil unseres Museumsarchivs“, freut sich Elena Dragostinowa.

Die Visite von Schaljapin in Bulgarien hat auch der bulgarische Bass Boris Christow ein Leben lang in Erinnerung behalten. Damals war Boris Christow 20 Jahre alt. Um in der Nähe von Schaljapin zu sein, hat er sich als Statist an dessen Aufführungen beteiligt. Allerdings stand er weit abseits auf der Bühne und konnte den großen Sänger leider nicht sehen, sondern nur hören. In seinen Memoiren schreibt er, dass allein die Präsenz und die große Ausstrahlung von Schaljapin ausreichend waren, damit er sich dessen Performance auf der Bühne vorzustellen konnte.

Schaljapin hatte ehrgeizige künstlerische Pläne für Bulgarien. Er wollte aus eigenen Mitteln eine eigene Opernschule in Sofia einrichten. Wenige Jahre vor seinem Tod schrieb er in einem Brief an seine Freunde: „Ich danke euch für den Vorschlag, Bulgarien zu besuchen. Ich denke, ehrlich gesagt, oft daran und werde meine Absicht vielleicht im Sommer realisieren können. Erinnert euch, was ich euch sage: Mein Interesse für Bulgarien und sein Volk ist sehr groß.“

Bedauerlichweise ist es dann anders gekommen und die großen Pläne von Schaljapin konnten nicht umgesetzt werden.

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: Sneschana Nikiforowa und das Hausmuseum von Boris Christow


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