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„Briefe an den Weihnachtsmann“ – wovon träumen die bulgarischen Kinder

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Foto: BGNES

„Briefe an den Weihnachtsmann“ – unter diesem Motto organisiert die Bulgarische Post seit nunmehr 20 Jahren einen sehr spannenden Wettbewerb, der sich wachselnder Beliebtheit erfreut. In diesem Jahr haben sich mehr als 7.000 Kinder daran beteiligt. Alle, die an den Weihnachtsmann geschrieben haben, werden eine persönliche Antwort von ihm erhalten. Die besten Briefe werden ausgezeichnet und für die kleinen Autoren sind ganz besondere Geschenke vorgesehen. Die Postangestellte Iwanka Paunowa ist für diese Briefe zuständig. Von ihr wollten wir wissen, wovon die bulgarischen Kinder träumen:

Das Schöne ist, dass das Interesse an unserer Initiative wächst“, freut sich Iwanka Paunowa. „Die Zeit, in der wir leben, wirkt sich auch auf die Kinder aus. Sie sind reifer, bescheidener, tiefgründiger, edler und großzügiger geworden. Eine Zeitlang war bei den Kids ein Konsumdenken zu beobachten. Ich kann mich sehr gut an einen Brief von einem Mädchen erinnern, in dem es hieß: „Lieber Weihnachtsmann, ich will:“ und es folgte eine 30stellige Wunschliste und kein Wörtchen mehr. Nun werden auch die Kinder mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten, Arbeitslosigkeit und kranken Angehörigen konfrontiert und ihr Denken hat sich gewandelt. Besonders oft wünschen sie sich zu Weihnachten Bücher, Kinder-Enzyklopädien, Bildungsspiele, Mal- und Zeichensets. Die Knirpse sehnen sich natürlich nach Spielzeug, nach einer Puppe, die fehlende Geschwister ersetzen soll, die älteren möchten oft Tablets. Es gibt aber auch spaßige Anliegen wie beispielsweise: „Ich hätte gern einen Sechser im Lotto, wenn du aber nicht kannst, dann kann ich dich verstehen“, zitiert Iwanka Paunowa und erzählt weiter. „Kinder haben einen natürlichen Sinn für Humor. So hatte ein kleiner Junge geschrieben: „Lieber Weihnachtsmann, ich bin dieses Jahr nicht sehr brav gewesen. Wir sind nämlich zur Oma umgezogen, die ständig meckert und mich derart nervt, dass ich einfach nicht so brav sein kann wie letztes Jahr.“ Ein anderer wiederum meinte: „Lieber Weihnachtsmann, ich habe mich in diesem Jahr so sehr bemüht, brav zu sein, dass ich mich auch nächstes Jahr weiter bemühen werde.

Und wie ist es um die Liebe zu den Tieren bestellt? Wollen die bulgarischen Kinder ein Haustier haben, um das sie sich kümmern können?

Das ist der häufigste Kinderwunsch. Da manche Eltern aber dagegen sind, wenden sich die Kleinen an den Weihnachtsmann, damit er sie umstimmt. Sehr gerührt hat mich der Brief von einem Mädchen, das offensichtlich sein Hündchen verloren hatte und keine Hoffnung mehr hatte, es wiederzufinden. Sie fragte den Weihnachtsmann: „Kannst du mir sagen, ob es Rocky gut geht und ob er sich noch an mich erinnert“, schildert Iwanka Paunowa.

Bewegt das Schicksal der anderen die Kinder. Empfinden sie Mitleid und Solidarität?

Ja, es fällt mir auf, dass es kaum einen Brief gibt, in dem nicht auch die Waisenkinder erwähnt werden – die Kinder bitten darum, dass zuerst die Waisen ein Geschenk bekommen, dass sie glücklich sind, jemand sie streichelt und sie sich nicht einsam fühlen. Oft treffe ich auf die Botschaft: “Liebe Menschen, seid gut“. Das ist eine aktuelle Botschaft, die zur Weltlosung erhoben werden sollte. Oft muss ich gleichzeitig lachen und weinen, wenn ich die Briefe unserer Kinder lese. Viele weiß ich sogar auswendig. Wir können wirklich von unseren Kindern lernen, bessere Menschen zu werden. Die Briefe sollten als Geschenkbuch veröffentlicht werden“, meint Iwanka Paunowa.

Interessant wäre es auch zu erfahren, wie die Kinder den Weihnachtsmann sehen und welche Rolle er in ihrer Welt spielt.

Sie haben ein tolles Verhältnis zum Weihnachtsmann, ihm können sie alles sagen. Manche sehen ihn als eine Art Gott. Ein Kind hatte ihn in seinem Brief darum angehalten, an Heiligabend seine Küsse an seinen verstorbenen Vater zu vermitteln. Andere sehen ihn einfach als Großvater und Freund. Ein Junge hatte geschrieben: „Lieber Weihnachtsmann, du bist mein Star!“ und ein Mädel meinte sogar: „Ich habe ein Leben lang davon geträumt, nur dich zu treffen“. Die Kinder hegen natürlich auch Zweifel an seiner Existenz. Manche wollen ein Foto von ihm haben und ein Mädchen, das jahrelang an den Weihnachtsmann geschrieben hatte, meinte mit 15 Jahren: „Ich werde immer an dich glauben, denn wenn ich aufhöre, an dich zu glauben, werde ich keine Träume mehr haben“, erzählte uns Iwanka Paunowa und sagte abschließend: „Ich hoffe, dass die Initiative „Briefe an den Weihnachtsmann“ fortgeführt wird, da sie Groß und Klein veredelt und viel menschliche Güte birgt, die wir so nötig brauchen.“

Übersetzung: Rossiza Radulowa



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