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Bulgaren begehen auf aller Welt Taufe des Herrn

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Foto: BGNES

So wie jedes Jahr haben Bulgaren auf aller Welt das Kirchenfest „Taufe des Herrn“ am gestrigen 6. Januar nach althergebrachten Volkstraditionen begangen. An diesem Tag finden spezielle Wassertaufen statt – die Priester werfen ein Kreuz direkt in ein Gewässer. Junge Männer springen trotz des winterlichen Wetters dem Kreuz hinterher und versuchen es in dem kalten Wasser zu erhaschen. Jener, der das Kreuz als erster aus dem Wasser holt, wird das ganze Jahr über gesund und kräftig sein. Mit der Wassertaufe wird die sogenannte Zeit der „schmutzigen“ oder „ungetauften“ Tage beendet, die laut Volksglauben zwischen den zwei Jahreszyklen herrscht.

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In Kalofer in Mittelbulgarien tanzten Männer in den Wassern des Tundscha-Flusses einen Reigen. In diesem Jahr kamen jedoch Spannungen auf, als eine Gruppe von Gästen als erste in den Fluss stieg. Dennoch wurde man sich schließlich einig und der Brauch wurde traditionsgemäß durchgeführt – der Priester warf ein Kreuz in die Fluten, die Burschen holten es heraus und die Männer tanzten fröhlich ihren Reigen in den angestauten kalten Wassern des Flusses.

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Auch in Blagoewdrad in Südwestbulgarien stiegen Männer, bekleidet in bulgarischen Trachten, in den dortigen Fluss Bistritza. Im vergangenen Jahr waren sie in Kalofer zu Gast gewesen und beschlossen, das Fest auch in ihrer Stadt auf diese Weise zu begehen. Der 21jährige Informatikstudent Jordan Bogoew holte als erster das von dem Priester ins Wasser geworfene Kreuz. Es wurde ein doppelter Feiertag für den jungen Mann, der an diesem Tag auch Namenstag hat, da die Taufe des Herrn im Wasser des Jordan-Flusses stattgefunden hatte und der Tag in Bulgarien entsprechend Jordans-Tag heißt. Hunderte Zuschauer wohnten dem Spektakel bei und küssten das auf dem Wasser geholte Kreuz.

Einen Altersrekord stellte der 90jährige Fischer Janko Jankow aus Sinemoretz an der Schwarzmeerküste auf, als er zusammen mit den anderen Männern nach dem Kreuz in die kalten Fluten sprang. Der ehemalige Militärflieger habe sich Tage zuvor auf das Ereignis vorbereitet und sogar aufgehört zu Rauchen. Bürgermeister und Gemeinderatsmitglieder etlicher umliegender Dörfer ließen sich die Möglichkeit nicht entgehen und sprangen ebenso ins Wasser, um das Kreuz zu erhaschen.

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Der Schwimmer Swetlin Iwanow aus Silistra in Nordostbulgarien holte das Kreuz zur Taufe Christi das 15. Mal in Folge aus dem Wasser, was ebenfalls ein Rekord ist. Jedes Jahr erwies er sich als der schnellste Schwimmer unter den Teilnehmern.

In Kjustendil in Westbulgarien nahmen an dem Brauch des Kreuz-Holens insgesamt 18 Jugendliche teil. Während sie ins Wasser sprangen spielte eine Blaskapelle. Die Zeremonie selbst fand unter der eisernen Brücke über dem Banschtitza-Fluss statt, wo eine besondere Stelle für das Ritual abgegrenzt wurde.

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Der 38jährige Lastkraftfahrer Stojan Ganew erhaschte als erster das Kreuz in Plowdiw, Südbulgarien. Er stammt aus der rund 70 Kilometer entfernten Stadt Haskowo und war das fünfte Mal mit dabei. Diesmal war das Glück auf seiner Seite. Die gute Stimmung wurde für eine kurze Zeit leicht getrübt, als sich zeigte, dass einige junge Männer etwas mehr Alkohol getrunken haben als nötig, um sich aufzuwärmen.

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In der ostbulgarischen Stadt Sliwen holte der 25jährige Antonij Antonow, der zum ersten Mal mit dabei war, das Kreuz aus dem Wasser des Nowoselska-Flusses. Er befasst sich intensiv mit Ringkampf und verschiedenen Fitnesssportarten. Zehn Minuten lang tanzten die jungen Männer zum Fest und riefen „Es lebe Bulgarien!“ Sie wünschten allen Bulgaren Gesundheit und Glück im Neuen Jahr.

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In der Schwarzmeerstadt Warna warf der Priester das Kreuz in das Meer. Herausgeholt wurde es von Angelo Dimitrow, der zum 8. Mal teilnahm. Insgesamt sprangen 46 Mann in die Meeresfluten. Der Kampf um das Kreuz dauerte nicht lange und es wurde schnell wieder ans Land gebracht.

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Auch in den Gewässern des Südpols sprangen Bulgaren, um das Kreuz aus dem Wasser zu holen. Am frühen Morgen des Festtages kam eine neue Gruppe von bulgarischen Antarktisforschern an der Livingston-Insel an, auf der sich die bulgarische Station befindet. Trotz stürmischer See und 4 Meter hohen Wellen konnten die 9 Polarforscher vom spanischen Schiff „Hesperides“ mit Schlauchboten ans Land gebracht werden, wo sie von den anderen Expeditionsteilnehmern freudig begrüßt wurden, die bereits seit zwei Monaten in der bulgarischen Station „Heiliger Kliment von Ohrid“ leben.

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Am Tag der Taufe des Herrn erhalten in Bulgarien die Kampffahnen eine Wasserweihe. Entsprechende Zeremonien fanden in allen Garnisonen der Bulgarischen Streitkräfte statt. Die erste Wasserweihe bulgarischer Kampfbanner fand während der Herrschaft des Zaren Simeon statt, vor dem Gefecht bei Anchialos (heute Pomorie) im Jahre 917, bei dem die Byzantiner eine vernichtende Niederlage hinnehmen mussten.

Am Tag der Taufe des Herrn feiern alle Namenstag, die Jordan und Jordanka heißen. In Bulgarien tragen 79.354 Männer den Namen Jordan und 72.498 Frauen heißen Jordanka.  

Übersetzung: Wladimir Wladimirow

Fotos: BGNES, BTA, Bulfoto



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