In der ablaufenden Woche begann die letzte Saison der Saga „South Stream“. Nachdem das Projekt 2014 auf Druck der Europäischen Kommission und der US-amerikanischen Lobby hin in die Sachgasse gefahren wurde, wird sich nun bald herausstellen, ob Bulgarien bei der ganzen Sache „Loser“ oder „Winner" sein wird. Nach der Wende zur Demokratie in Bulgarien ersetzten diese zwei englischen Worte meist die bulgarischen, wobei jedoch das erstere häufiger gebraucht wurde, vor allem wenn es um die nationalen Interessen ging. Wie dem auch sei!
Am Mittwoch wurde das Sujet mit der Meldung bereichert, dass der russische Megakonzern „Gazprom“ offiziell den Vertrag zum Bau der Gaspipeline „South Stream“ gekündigt habe, die die unsichere Ukraine umgehend über das Schwarze Meer bis Bulgarien und von dort weiter nach Europa führen sollte. Nur wenige Medien betonten allerdings, dass lediglich der Vertrag mit „South Stream Transport“ aufgelöst wurde, die die Pipeline auf dem Grund des Schwarzen Meeres von Russland bis Bulgarien verlegen sollte. Von der bulgarischen Regierung wurde sofort verlautbart, dass Bulgarien nichts mit diesem Vertrag gemein habe. Ferner wurde betont, dass Bulgarien immer noch kein offizielles Schreiben erhalten habe, in dem das gemeinsame Projekt auf bulgarischem Territorium fallengelassen wird. Das heißt, die bulgarische Projektgesellschaft existiert weiterhin. Übrigens befinden sich in Burgas und Warna weiterhin Rohre auf Lager, die für die Unterwassertrasse gedacht waren. Ende Dezember 2014 hatte Kreml-Chef Putin während seines Besuches in Ankara verkündet, dass das South-Stream-Projekt der Vergangenheit angehören würde. Nunmehr gelte die Aufmerksamkeit dem Turkish-Stream-Projekt, das größtenteils der Trasse von South Stream gefolgt hätte. Die Betonung liegt auf „hätte“, denn wegen der Krise in den Beziehungen zwischen Moskau und Ankara nach dem Abschuss des russischen Militärflugzeuges durch die türkische Flugabwehr scheint nun auch Turkish Stream auf Eis zu liegen. Die Dinge wurden noch verzwickter, als Gazprom am Mittwoch seine Arbeit an diesem Projekt unter Verschluss setzte. Wenige Tage zuvor hatte die bulgarische Zeitung „Standard“ gemeldet, dass South Stream wiederbelebt werden könne, was jedoch von Premierminister Bojko Borissow und vom russischen Energieminister Alexander Nowak als Falschmeldung eingestuft wurde.
Dafür ereiferte sich Bojko Borissow und sprach plötzlich von einem Vorhaben namens „Bulgarian Stream“ und speziell von einem künftigen Hub bei Warna namens „Balkan“, in das Erdgas aus Aserbaidschan, Rumänien aber auch Russland gelangen soll. Die Europäische Kommission habe seinen Worten nach nichts dagegen, solang die Bedingungen des Dritten Energiepakets der Europäischen Union eigehalten werden. Bulgarien werde Millionen vom Transit in die Länder Mittel- und Osteuropas gewinnen. Ob das aber nicht eine Milchmädchenrechnung ist? Inwieweit ist Borissow sicher, das Gazprom unserem Land für das Scheitern von South Stream verzeihen und den Hub „Balkan“ speisen werde? Denn weder die aserische, noch irgendeine andere Gasquelle verfügen über die benötigten Mengen, um der hypothetischen Bestimmung des künftigen Hubs zu entsprechen.
Man braucht kein Fachmann zu sein, um zu begreifen, dass die Lage letztendlich simpel ist. Russland hat Interesse und ist zunehmend mehr gezwungen, sein Erdgas an Europa zu verkaufen. Europa seinerseits kann seinen Bedarf ohne das russische Erdgas nicht decken, so ausgiebig es auch über eine Diversifizierung der Zusteller und ähnliches sprechen sollte. Es ist also schon bald mit einer Lösung des Problems zu rechnen. Bleibt zu hoffen, dass sich dann Bulgarien nicht als größter „Loser“ in Folge des Scheiterns von South Stream erweist.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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