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Die Welt als unlösbares Rätsel

Welt-Autismus-Tag am 2. April

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Für diesen rätselhaften Zustand gibt es weder Heilung noch eine wissenschaftliche Erklärung. Autismus äußert sich in Wahrnehmungsproblemen, in der verzögerten und gestörten Entwicklung der sprachlichen Entwicklung als auch in Kommunikationsproblemen und Schwierigkeiten bei sozialen Kontakten. Unser ganz normales Umfeld empfinden Autisten als feindlich und verwirrend. Laut Nichtregierungsorganisationen  fällt eins von siebzig Kindern in das autistische Spektrum. Konkrete Zahlen für Bulgarien gibt es nicht.

Die Kinder mit dieser Krankheit werden auch "Indigo" oder Kristallkinder, mitunter auch "Rain Man" oder "Einstein" genannt. Diese Kids sind für die Gesellschaft weitestgehend unsichtbar. Toleranz gegenüber Menschen mit sichtbaren Behinderungen falle deutlich leichter, meinen Eltern mit Bitterkeit. Genau aus diesem Grund sind Informationskampagnen ja auch so wichtig.

Снимка"Wir nutzen diese Gelegenheit, um auf diese Kinder aufmerksam zu machen, um den Leuten zu sagen, dass diese Kinder umsorgt und therapiert werden müssen. Das sind keine unerzogenen Kinder, die auf der Straße rumrennen und sich auf Spielplätzen auf dem Boden wälzen und herumschreien", betont Ani Andonowa, Chefin des Rehabilitations- und Integrationszentrums für Autisten. "Auch sind wir darum bemüht, für diese Kinder und Jugendliche diesen besonderen Tag zu organisieren. Im Sofioter Zoo sind Zumba im Freien und schöpferische Workshops geplant, wo die Kinder basteln und Tiere malen können... Wichtig ist, dass wir uns alle zusammen vergnügen, um zu zeigen, dass unsere Kinder wie alle anderen sind und gerne spielen, malen und Spaß haben."

In letzter Zeit hört man viel über inklusive Schulbildung für Kinder mit Behinderungen. Wie sieht es in der Realität aus?

"Viele solche Kinder gehen in eine ganz normale Schule oder einen Kindergarten", erzählt Ani Andonowa. "Als unsere Vereinigung 2003 gegründet wurde, gab es für all diese Kinder nur Förderschulen und -Kindergärten. Natürlich muss noch sehr viel getan werden. In vielen Schulen werden Autisten noch spürbar diskriminiert und ausgeschlossen, selbst in Förderrschulen."

Eine erfolgreiche Inklusion von Kindern mit Autismus setzt Verständnis auf allen Ebenen des Bildungssystems voraus, aber auch Verständnis seitens der anderen Kinder und ihrer Eltern.

"Alle Kinder haben die gleichen Rechte. Deshalb muss eine gewisse Balance gefunden werden", betont Ani Andonowa. "Zuweilen reagieren die Eltern der anderen Kinder sehr aggressiv, vor allem aufgrund fehlender Informationen, was diesem Kind fehlt, was im Unterricht passiert, was ihre Kinder dadurch verlieren oder gewinnen. Meiner Ansicht nach ist ein behindertes Kind in der Klasse für die Schüler eine Bereicherung. Das braucht natürlich die tatkräftige Unterstützung der Betreuer, bis sich das Kind in den Lehrprozess einbezogen fühlt."

Die Arbeitszeiten der Betreuer sind jedoch sehr begrenzt, d.h. die meiste Zeit nehmen diese Kinder wie ihre Mitschüler am Unterricht teil. Ein weiteres Problem sind die teuren und regelmäßigen Therapien für diese Kinder. Wenn die autistischen Kinder nicht in den Kindergärten und Schulen zurechtkommen, müssen die Eltern zuhause bleiben, d.h. sie können nicht arbeiten gehen.

"In den meisten Familien geht nur ein Elternteil arbeiten. Der andere kümmert sich um das Kind. Deshalb haben wir jahrelang darum gekämpft, dass wenigstens unsere Leistungen kostenlos sind. Leider reichen sie für die Hauptstadt Sofia nicht aus. Wir arbeiten auch mit den Eltern, was sehr schwierig ist, da sie den Zusammenbruch ihrer Träume für ihre Kinder verarbeiten müssen. Es ist wichtig, dass sie sich nicht für ihre Kinder schämen, sondern geduldig mit ihnen sind und sich nur sehr kleine Ziele setzen, um sich dann an ihren Minierfolgen zu freuen. So verbessert sich die Kommunikation mit dem Kind und es geht voran. Allerdings fordert das den Eltern sehr viel ab", meint Ani Andonowa.

Das Zentrum für soziale Rehabilitation und Integration betreut sowohl Kleinkinder und Schüler als auch Jugendliche mit Autismus. Eine der größten Ängste der Eltern ist, dass ihre Kinder als Erwachsene hilflos sind. Fachkräfte bereiten diese Jugendlichen jedoch auf das Berufsleben vor.

"Die Chancen dafür sind enorm? Wenn man sehr lange mit einem Kind arbeitet, kann es auch einem Beruf nachgehen, jedoch mit tatkräftiger Unterstützung. Vor mehreren Jahren haben wir ein Projekt zur Beschäftigung von Autisten im IT-Sektor auf den Weg gebracht. Dabei haben wir bisher drei Jugendlich in befristete Jobs gebracht. Es mangelt an Kontinuität zwischen den verschiedenen Dienstleistungen, an früher Inklusion und geförderter Beschäftigung", meint Ani Andonowa abschließend.

Übersetzung: Christine Christov



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