In den ersten Panama-Papers-Enthüllungen tauchten 150 Namen bulgarischer Wirtschaftsleute und etwa 50 Briefkastenfirmen auf, die in Steueroasen angemeldet worden sind. Veröffentlicht wurden sie in der Sofioter Tageszeitung „24 Tchassa“, die als einzige aus Bulgarien Zugang zu den Akten hat. Gleich am Montag hieß es dort in einer Überschrift, dass es in den brisanten Unterlagen keine bulgarischen Politiker gebe. Das hat die Öffentlichkeit in Bulgarien nicht weiter verwundert. Nicht, dass die hiesige politische Elite aus „lupenreinen Demokraten“ bestünde. Im Gehenteil – die Korruption ist weit verbreitet, auch unter Politikern. Niemand bezweifelt im Ernst, dass hiesige Politiker keine Millionen bei Seite geschafft haben. Es fragt sich nur, wo und wie. Wie es aussieht, waren sie Kunden einer anderen Kanzlei, nicht der Mossack Fonseca in Panama.
Eine mögliche Destination ist nach wie vor die Schweiz. Das Finanzamt hatte bereits vor Jahren Informationen aus der Schweiz bekommen, wer dort geheime Konten unterhält, zum Zweck der Steuerhinterziehung. Daraus ist nichts geworden. 2010 forderte das Finanzamt in Sofia entsprechende Information aus Deutschland über geheime Konten bulgarischer Kunden in der Schweiz und Liechtenstein. Und bekam sie. Angeblich hatten bulgarische Steuerhinterzieher insgesamt 200 Millionen Euro in der Schweiz und Liechtenstein geparkt. Bis heute ist unbekannt, wer das ist und warum die Sache nicht vors Gericht gekommen ist.
Letztes Jahr sickerte durch, dass ein bulgarischer Steuerzahler 264 Millionen Dollar in der schweizer Filiale der HSBC hat. Weitere 73 Personen haben nach dem gleichen Muster jeweils fünf Millionen Dollar reingewaschen. Die Angaben liegen dem Finanzamt vor. Die Steuerfahnder haben jedoch bis heute nicht nach den Steuerhinterziehern gefahndet.
Nun fordert auch das bulgarische Finanzamt, dass es die Unterlagen aus der Panama-Affäre bekommt. Vorausgesetzt, das geschehe (woran man berechtigte Zweifel haben muss), was darf man erwarten? Doch nicht etwa, dass die hiesigen Behörden aktiv werden und die betroffenen Personen zur Verantwortung ziehen!
Offshore-Geschäfte sind auch laut bulgarischer Gesetze nicht illegal. Doch, es geht um die Moral, wenn man dadurch Steuern hinterzieht oder gar schmutziges Geld wäscht.
Deutsche Fassung: Vessela Vladkova
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