Sieger der diesjährigen Umfrage zum „Musiker des Jahres“ wurde der Chor „Bodra Pesen“ aus Schumen. Damit sorgte die 25. Ausgabe der traditionellen Umfrage der Musiksendung „Allegro Vivace“ des Inlandsprogramms „Horizont“ des Bulgarischen Nationalen Rundfunks für eine Überraschung, denn zum ersten Mal entschieden sich die Zuhörer für einen Chor. Mehr noch! In der Kategorie „Debüt“ wurde der Preis ebenfalls keinem Individualkünstler, sondern dem neuen Kammerorchester „432“ zuerkannt.
Der Chor „Bodra Pesen“ (auf Deutsch „Muntres Lied“) blickt auf lange Traditionen zurück. Gegründet wurde er von der unvergessenen Dirigentin Prof. Weneta Witschewa, die in ostbulgarischen Stadt Schumen zu den bedeutendsten Musikpersönlichkeiten der Neuzeit gehört. Sie hat dort verschiedene Chöre geleitet und das Nationale Treffen der Schulchöre geschaffen. In ihre Fußstapfen tritt nun Denitza Usunowa, die es vermocht hat, den Chor „Bodra Pesen“ auf hohem Niveau zu halten und zudem zu popularisieren – der jüngste Preis belegt es.
Das Kammerensemble „432“ gehört seinerseits zu den jüngsten Klangkörpern in unserem Land, hat aber seit seiner Gründung vor einigen Jahren nicht nur in Musikerkreisen für Aufsehen gesorgt. Der merkwürdige Name „432“ ist eigentlich eine Frequenzangabe und steht für das eingestrichene a, das nach neuzeitlichem Standard 440 Hertz aufweist – der sogenannte normierte Kammerton also. Das Orchester stimmt aber seine Instrumente auf die niedrigere Frequenz von 432 Hz, die nicht nur ihre geschichtliche Berechtigung hat, sondern nach neueren Untersuchungen auch den Materialcharakteristiken der Streichinstrumente und dem menschlichen Tonempfinden näher kommt. Das Streichorchester besteht aus 13 Musikern und wird von Iwan Janakiew geleitet. Das Repertoire umfasst vor allem Werke des Barock und reicht bis hinein in die Spätromantik.
Innerhalb der Umfrage zum „Musiker des Jahres“ wurde in der Kategorie „Projekt des Jahres“ das Festivalorchester der Nationalen Kunstschule der nordbulgarischen Stadt Russe ausgezeichnet. „Nachwuchsmusiker des Jahres“ wurde wiederum die Klavier spielende Schülerin Maria-Dessislawa Stojtschewa aus Plowdiw in Südbulgarien. Die Pianistin Prof. Borislawa Tanewa erhielt ihrerseits eine Auszeichnung für ihre aktive Konzerttätigkeit. Weitere Preise gingen an die Oper von Russe für ihre Inszenierung von „Katarina Ismailowa“ von Schostakowitsch und das Orpheus-Kammerorchester aus Pernik anlässlich seines 40jährigen Bestehens. Für sein Gesamtschaffen wurde der Chordirigent Prof. Stojan Kralew prämiert.
Die Mezzosopranistin Christina Angelakowa erhielt eine Auszeichnung für ihren hohen Beitrag zur Entwicklung der bulgarischen Kultur. Die heute 71jährige Sängerin hat nicht nur in den bedeutendsten Opernhäuser der Welt gesungen, sondern hat auch das Sofioter Theater für Oper und Ballet geleitet und unterrichtet seit mehreren Jahrzehnten an der Nationalen Musikakademie in der Hauptstadt.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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