Sie spielen Fußball, sind jung und haben, wie alle jungen Menschen, Träume. Sie sind eine Mannschaft, die "Mannschaft der Hoffnung". Sie alle sind Outsider. "Jeder verdient eine zweite Chance", sagt Viktor Kirkow, der 2011 die "Mannschaft der Hoffnung" ins Leben gerufen hat. Durch den Sport will er Kinder und Jugendliche integrieren, die aus welchen Gründen auch immer zur Randgesellschaft gehören. Seine "Mannschaft der Hoffnung" ist der erste bulgarische Teilnehmer an den Fußball-Weltmeisterschaften für Obdachlose. Die Stiftung Homeless World Cup organisiert jedes Jahr die WM und weiß aus Erfahrung zu berichten, dass der Fußball vielen dieser Menschen das Leben verändert hat.
"Bei der Aufstellung der Mannschaft steht, anders als im Profisport, nicht das fußballerische Können im Mittelpunkt, sondern der Charakter", sagt der Teammanager Viktor Kirkow. "Unser Projekt ist zunächst sozial und dann sportlich. Niemand in der Mannschaft wächst mit dem falschen Versprechen auf, dass er ein Fußballstar werden wird. Die meisten Kicker bei uns sind immerhin über 20 – da ist es viel zu spät, um mit einer sportlichen Laufbahn anzufangen. Unter ihnen gibt es aber auch Jungs, die in der Zweiten Liga in Bulgarien spielen. Das Training bei uns hilft ihnen sehr, und zwar nicht nur auf dem Rasen, sondern auch in der sozialen Integration", erzählt Viktor Kirkow.
Der Sport bringt Disziplin, Verantwortungsbewusstsein und Teamgeist bei. In der Mannschaft lernen sie, dass es sich lohnt, sich anzustrengen und eigene Ziele zu verfolgen, denn um so zufriedener ist man, wenn diese Ziele erreicht werden. So ein Ziel war die Teilnahme am Homeless World Cup. Für viele der Jungs, insbesondere für die Romakinder, war es nicht nur die erste Auslandsreise – sie haben zum ersten Mal ihr Wohnviertel verlassen. "So gelingt die Integration nicht, wenn sie in ihren Gettos bleiben", meint Teammanager Viktor Kirkow.
Der Trainer Mladen Christow fügt hinzu: "Der Sport lässt sie Selbstvertrauen tanken. Die Integration ist aber keine Einbahnstraße. Was wir leisten, ist Hilfe zur Selbsthilfe. Unser Rezept muss schon gut sein, denn 95 Prozent unserer Zöglinge haben diese zweite Chance genutzt. Sie sind heute selbst Eltern und ich bin jedes Mal sehr stolz, wenn ich unsere ehemaligen Kicker wiedertreffe", sagt Mladen Christow. Neben ihm steht sein bester Spieler auf dem Feld – Wassil Kozarew.
"Am Internat für Problemkinder, wo ich lerne, hatten sich relativ viele Jungs um die Aufnahme in die "Mannschaft der Hoffnung" beworben, aber nur ich wurde ausgewählt", erinnert sich Wassil. "Die Mannschaft ist sehr wichtig für mich. Ich will mich ändern, ich will nicht mehr Drogen nehmen und mich prügeln. Ich habe jetzt einen Traum, ich will Fußballprofi werden", erzählt Wassil Kozarew.
Man würde denken, die Arbeit mit Problemkindern sei nicht leicht und eine spezielle Ausbildung erfordere. Nicht so für den Teammanager Viktor Kirkow. "Die Liebe, die ich entgegen bekomme, ist unbezahlbar", sagt er.
"Ich bin überzeugt, dass die harten Prüfungen im Leben den Charakter nur stärken, getreu dem Motto: "Was mich nicht umbringt, macht mich nur stärker", sagt Viktor Kirkow. "Ich behandle die Jungs wie meine eigene Kinder. Alle Ratschläge, die ich ihnen gebe, würde ich auch meinen eigenen Kindern geben. Und weil ich vom Erfolg dieses Integrationsprojektes überzeugt bin, will ich auch ein zweites stemmen: wir möchten Gefängnisinsassen die Möglichkeit bieten, Streetball zu trainieren", sagte abschließend der Manager der "Mannschaft der Hoffnung" Viktor Kirkow.
Übersetzung: Vessela Vladkova
Fotos: Luisa Lazarova und Privatarchiv
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