682 Kilometer entlang der Donau mit dem Fahrrad oder im Lauf und das in 48 Stunden. Diese Herausforderung nennt sich „Donau ultra“ und der Start ist am 20. August im Dorf Kudelin, etwa 30 Kilometer von Widin in Nordwestbulgarien entfernt. Das Ziel wartet im Dorf Durankulak, der nördlichsten Ortschaft Bulgariens.
„Die Initiative wurde 2014 in Form einer persönlichen Herausforderung geboren, die ein Teil meiner Veränderung ist, denn bis vor kurzem führte ich ein sehr ungesundes Leben“, erzählt der Initiator der Initiative, Boris Begamow. „Die Herausforderung „Donau ultra“ und die Überwindung einer solch großen Distanz in einer extrem kurzen Zeit wurde zu einem Teil meiner neuen Sichtweise.“
Warum hat er sich aber genau für diese Route entschieden?
„Die Donaugegend hat eine ausgesprochen interessante Geschichte und eine herrliche Natur“, antwortet Boris. „Wir alle kennen die Schwarzmeerküste, die Schönheit der Rhodopen, die Region „Kraischte“ im mittleren Westbulgarien, doch die Donaugegend ist den meisten unbekannt, weil sie irgendwie isolierter liegt. Dafür ist sie jedoch äußerst attraktiv.“
Boris ist 46 Jahre alt und vom Beruf her ein Experte auf dem Gebiet des digitalen Marketing. Bei dem Unterfangen werden ihn weitere vier Männer mittleren Alters begleiten. Das sind Ilijan Lasarow (31) – Schöpfer der Internet-Plattform RunBG, Philipp Lhamsuren (36) – Teilnehmer verschiedener Expeditionen in der Welt, der Wurzeln in Bulgarien und der Mongolei hat, Stanislaw Ewgeniew (38) – ehemaliger Rudersportler und Fitness-Trainer, der derzeit im Bereich der Sicherheit arbeitet, und Borislaw Jordanow (30) – Mountainbiker, der den Rekord für die Überwindung der Strecke Kom bis Emine quer über das Bakangebirge hält. Für jeden der Teilnehmer ist es eine ganz persönliche Herausforderung. Wie sieht sie für Ilijan Lasarow aus?
„Für mich steht an erster Stelle die rein physische Herausforderung“, sagt er. „Die Bedeutung der Initiative wurde mir jedoch erst vor zwei Monaten klar. Ich war mit dem Fahrrad in den Rhodopen unterwegs. Dort traf ich viele andere Fahrradtouristen, vor allem Deutsche und Niederländer. Unter ihnen war sogar ein niederländischer Professor, der die Strecke erkundete, um seine Studenten hierher zu führen und ihnen den Naturreichtum Bulgariens zu zeigen. Mir wurde bewusst, wie sehr sich diese Art Tourismus entwickelt hat und dass die Aktion „Donau ultra“ der Funken sein könnte, um auch entlang der Donau den Fahrradtourismus ins Leben zu rufen.“
Die Donau ist nach der Wolga der zweitlängste Fluss Europas. Doch im Unterschied zum längsten Fluss fließt die Donau durch eine Reihe von Ländern mitten durch den Alten Kontinent. In etlichen Anrainern wird die Donau zu wirtschaftlichen und Transportzwecken, wie auch für den Tourismus benutzt. Philipp Lhamsuren, der die Strecke mit einem gewöhnlichen Ruderboot durchquert hat, versicherte uns, dass der bulgarische Donauabschnitt zuweilen unberührt erscheint und man sich Tausende Jahre zurückversetzt fühlt. Boris erklärte uns, dass die sportliche Herausforderung „Donau ultra“ im Grunde genommen eine Einladung an alle Liebhaber des exotischen Tourismus ist, sich mit einer einzigartigen Region bekannt zu machen, die unverdienter Weise unbeachtet geblieben ist.
„Nordbulgarien und speziell die Donauregion ist mit ihren Naturgegebenheiten und ihrer Geschichte einzigartig“, versichert Boris Begamow. „Hier kann man Zeitzeugnisse noch aus römischer Zeit bewundern. Die Donau bildete die nordöstliche Grenze des Römischen Reiches. Zur Bewachung dieser Grenze wurden Wachtürme, Legionslager und Kastelle angelegt. So war die heutige Stadt Silistra ein wichtiger Militärstützpunkt sowie Flusshafen und Straßenstation und wird in den Chroniken als Durostorum erwähnt. Swischtow hingegen war unter dem Namen Novae ursprünglich eine römische Festung des Donaulimes. Viele Spuren sind bis heute erhalten. Ich sage oft zum Scherz, dass wenn man dort über einen Stein stolpert, er sicher ein Artefakt aus römischer Zeit ist.“
Boris meint im gleichen Atemzug entrüstet, dass während einige Länder sich Geschichte und Legenden über einige Orte ausdenken, um Touristen anzulocken, Bulgarien mehr als genug davon hat, das historische Erbe aber nicht erhalten kann, weil es an den nötigen Finanzen fehlt. Man müsse dennoch alles drauf und dran setzen, um die Zeitzeugnisse zu bewahren und gleichzeitig für den Tourismus zu erschließen. Bulgarien sollte laut Boris mit seiner Geschichte werben und die kleinen Gemeinden könnten Gewinne aus den historischen Stätten erzielen.
Obwohl die Initiative „Donau ultra“ einen zeitlichen Rahmen besitzt, raten die Teilnehmer: „Die Menschen sollten langsam reisen und den Wunsch haben, sich mit der Region, ihrer Geschichte und ihren Natursehenswürdigkeiten näher vertraut zu machen“, meint Boris.
Während ihrer Aktion werden die Teilnehmer einen Dokumentarfilm drehen. Er soll die Donauregion vorstellen und die Tourismus-Möglichkeiten verdeutlichen. Der Film selbst wird Ende dieses Jahres erscheinen.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
Fotos: Privatarchiv
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