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Wie reagieren die Bulgaren auf den Brexit?

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Während einer Meinungsumfrage, die am Tag des Refrendums über den Verbleib des Vereinigten Königreichs in der EU vorgenommen wurde, meinten 88 Prozent der Bulgaren, der EU-Austritt Großbritanniens würde sie nicht weiter betreffen. 67 Prozent der Befragten waren der Überzeugung, dass die Brexit-Ergebnisse sich nicht auf ihr Leben auswirken würden, 11 Prozent hatten keine klar definierte Meinung dazu. Die Reaktionen der Respondenten führten die Soziologen zu dem Schluss, dass unsere Landsleute nicht ausreichend darüber informiert sind. Die Analysten rechnen aber mit einem wachsenden Interesse der Bulgaren an den Geschenissen in Großbritannien. Zumindest die bulgarischen Politiker reagierten sensibler auf das Brexit-Votum.

Der bulgarische Staatspräsident Rossen Plewneliew sprach sein Bedauern darüber aus, dass sich eine große Macht, die als Symbol für freien Handel und liberale Demokratie gilt, wieder in ihren nationalen Grenzen isolieren will. Plewneliew äußerte auch die Befürchtung, Nationalisten und Populisten würden nun auf den Straßen Europas triumphieren. Zugleich betonte er aber auch, das vereinte Europa - mit oder ohne Großbritannien – müsse den Blick nach vorne richten.

Premierminister Bojko Borissow, dessen Regierung sich vor dem britischen Referendum deutlich für den Verbleib des Vereinigten Königreichs in der EU ausgesprochen hatte, weil dies von gemeinsamem Interesse sei, zeigte sich vom Brexit ebenfalls enttäuscht. Laut Borissow würde der Austritt Großbritanniens die EU schwächen und negative Folgen für alle haben. Andere Vertreter der Regierungspartei GERB meinten, Brexit könnte nun anderen EU-Mitlgiedsländern als schlechtes Vorbild dienen. Reformblock-Politiker unkten sogar, er könnte eine regelrechte Welle von Volksbefragungen in der EU heraufbeschwören. Der bulgarische Regierungschef enthielt sich des weiteren Kommentars, vermerkte aber, ein solcher Dominoeffekt könne zur Folge haben, dass letzten Endes nur noch Bulgarien, Rumänien und Griechenland in der EU bleiben.

Der reale Rückzug der Briten aus der EU wird ein langwieriger Prozess werden, sind die Sozialisten überzeugt. Trotzdem verlangt die BSP von der bulgarischen Regierung, die Intressen jener 250.000 Bulgaren zu verfechten, die momentan in Großbritannien lernen, leben und arbeiten. Die Entscheidung der Briten sollte der EU und Europa zu denken geben und sie dazu animieren, Bürokratie und Formalismus den Rücken zu kehren und nach realen Lösungen der Probleme ihrer Bürger zu suchen.

Die Nationalisten von der WMRO wittern im Austritt der drittstärksten Wirtschaft innerhalb der EU eine Gefahr für die Wirtschaften der restlichen EU-Länder. Die EU sollte lediglich als Wirtschaftsunion agieren und die Souverärnität der einzelnen Staaten achten, andernfalls würden sie auch andere Länder verlassen, erklärten Vertreter der WMRO. Die Nationale Front zur Rettung Bulgariens fürchtet allerdings keinen Zerfall der EU. Ihre Anhänger werten die Brexit-Abstimmung als Beweis dafür, dass die Rolle der nationalen Ideen und des Patriotismus wachse. Sie sehen den EU-Austritt eines einzelnen Landes nicht als Drama an, da die Freizügigkeit von Menschen und Waren zwischen diesem Land und der EU fortbestehen kann.

In Expertenkreisen wurden unterschiedliche Meinungen laut. Manche legen Brexit als Zeichen dafür aus, dass in der EU Reformen und ein Neustart notwendig sind, andere sehen ihn als Voraussetzung für die Errichtung eines neuen Kräfteverhältnisses innerhalb der EU-Institutionenan, aber andere als Wink, dass ein Kurswechsel in der Entwicklung der EU nötig sei, wobei man künftig keine Vollintegration und Aufnahme neuer Staaten anstreben, sondern einen Teil der nationalen Souverärnität wiedererlangen sollte.

Die ersten Reaktionen der Bulgaren auf die Ergebnisse des britischen Refrendums sind zwar sporadisch und unvollständig, doch sie belegen, dass sich, im Unterschied zu anderen EU-Ländern, keine der bedeutenden politischen Kräfte in Bulgarien gänzlich mit dem Euroskeptizismus indentifiziert.

Übersetzung: Rossiza Radulowa 




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