In dieser Woche stattete der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras Bulgarien einen Besuch ab. Die Visite war für den Juni geplant gewesen, konnte aber erst jetzt verwirklicht werden. Der Aufschub hat sich offensichtlich jedoch gelohnt, denn die gemeinsame Regierungssitzung, die während des Besuches durchgeführt wurde, hat die bilateralen Beziehungen nach einer vierjährigen Ruhepause wiederbelebt.
Die erste gemeinsame Sitzung der Regierungen Bulgariens und Griechenlands fand 2010 statt und die zweite – zwei Jahre danach. Wie in diesen beiden Zusammenkünften, wurde Bulgarien nun auch auf der jüngsten Sitzung von Bojko Borissow als Premierminister vertreten, während von griechischer Seite jeweils Giorgos Papandreou, Andonis Samaras und nun Alexis Tsipras anwesend waren.
Die Pause von vier Jahren lässt sich vor allem auf die Wirtschaftskrise zurückführen. Wie Tsipras betonte, habe sie Griechenland mehr als Bulgarien in Mitleidenschaft gezogen. Das trifft auch auf die Flüchtlingswelle zu, die beide Länder überflutet hat. In den Gesprächen brachten die Ministerpräsidenten ihre Zufriedenheit zum Ausdruck, dass die dritte bedeutende Krise – die im Bereich Sicherheit, beide Länder wiederum verschont habe. Borissow und Tsipras hoffen, dass das auch künftig so sein wird.
Die lange Pause in den Beziehungen lässt sich sicher auch mit den Unterschieden in der politischen Orientierung der Regierungen in Sofia und Athen erklären. Die bulgarische Regierung wird Mitte-rechts eingeordnet, während die griechische als Linksradikal gilt. Dennoch würden beide zu den kritischen Bereichen einheitlicher Meinung sein und sich in der Krise stets unterstützen, wie Borissow hervorhob.
Wie erwartet wurden während der Gespräche in Sofia die wirtschaftlichen Fragen und speziell die Zusammenarbeit im Energiewesen und der Infrastruktur in den Mittelpunkt gerückt. Diskutiert wurde das Projekt für die Erdgasbelieferung Bulgariens über den griechischen Hafen Alexandroupolis, wo ein Flüssiggasterminal errichtet werden soll. Bulgarien, das sich am Aufbau beteiligen möchte, betrachtet das Vorhaben als einen Teil der Gas-Verbindung zwischen beiden Ländern und ist der Ansicht, dass sich das Terminal in der Nähe dazu befinden müsse. Das ist aktueller denn je, da sich herausstellte, dass der prognostizierte Bedarf die veranschlagte Kapazität der Verbindung übersteige.
Am meisten beeindruckte die erklärte Absicht zum Bau einer Schnellbahnverbindung zwischen dem bulgarischen Schwarzmeerhafen Burgas und dem griechischen Ägäishafen Alexandroupolis. Auch diese Idee ist nicht neu, wurde jedoch während der Visite von Tsipras um ein Projekt zum Bau zweier großer Logistikzentren erweitert. Die Bahnverbindung zwischen wichtigen Häfen am Schwarzen Meer und der Ägäis ist vielversprechend zumal Griechenland bereits an der Gleisverbindung zwischen Thessaloniki und Alexandroupolis arbeitet. Eine Konkretisierung der Ideen steht im September auf einem Treffen der Ministerien für Transport, der See- und Bahnverwaltungen bevor. Dann wird man darüber nachdenken, wie das Projekt über den Juncker-Plan finanziert werden kann.
Ebenfalls im Herbst soll das Problem mit den von unzufriedenen griechischen Farmern fast regelmäßig vorgenommenen Blockaden an den griechischen Grenzübergangspunkten zu Bulgarien angegangen werden. Diese Frage ist durchaus nicht unwichtig, denn sie hat im letzten Winter für Spannungen zwischen beiden Ländern gesorgt; bulgarische Transportunternehmen hatten adäquate Gegenmaßnahmen angedroht. Für den September sind Gespräche zwischen Behörden, Gewerkschaften und Farmern in Griechenland vorgesehen.
Während der Unterredungen in Sofia machte Bulgarien ferner erneut die Zusage, die Talsperren entlang des Maritza-Flusses lediglich zu 80 Prozent ihres Fassungsvermögens zu füllen, um eventuelle Überschwemmungen, die der Fluss in Griechenland verursachen könnte, zu vermeiden. Zudem werde Bulgarien weiter am Aufbau eines Frühwarnsystems arbeiten.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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