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Kindheitserinnerungen oder Vergangenheitsbewältigung?

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Foto: Georgi Kolarski

Was braucht man, um ein eigenes Museum einzurichten? An erster Stelle natürlich viel Begeisterung für die Sache. Dann gehört auch eine große Portion Vorliebe für alte Autos. Aber das allein reicht nicht aus. Dinko Kuschew, der unlängst sein eigenes Museum des Sozialismus in Peschtera eröffnet hat, will damit die Erinnerungen an seine Kindheitsjahre wach halten.

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Im früheren Kinosaal der Kleinstadt reihen sich heute auf Hochglanz polierte alte Autos, die einst der Stolz der sozialistischen Autobauer waren. Die meisten Blicke zieht eine schwarze Limousine der Marke "Tschajka" an. Das Luxusfahrzeug lief vor mehr als 40 Jahren vom Band, hat elektrische Scheibenheber und eine Klimaanlage, was damals keine Selbstverständlichkeit war.

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Dinko Kuschew begann vor 5-6 Jahren, die Autos zu sammeln und zu restaurieren, und hat heute auch noch viele andere Alltagsgegenstände aufgestellt, die uns an die Jahre vor der Wende erinnern. Und während des Rundgangs in seinem Museum werden die Besucher von den Schlagern der 60er und 70er Jahre begleitet.

"Das ist meine Kindheit. Unsere etwa 20 Schaufenster sind eigentlich ein Schaufenster jener Zeit", sagt Dinko Kuschew. "Die Besucher bekommen oft feuchte Augen, wenn sie diese fast vergessenen Gegenstände wieder sehen. Es ist interessant für sie, in die Vergangenheit einzutauchen. Die Zeit vor der Wende gefällt mir sehr, obwohl es nicht einfach gewesen ist. Doch, wir waren Kinder und haben es nicht gespürt. Schwierig war es für unsere Eltern. Aus der Perspektive der Zeit weiß ich heute, wie es wohl gewesen ist. Aber ich denke auch, dass jede Zeit ihre Vor- und Nachteile hat", sagt Dinko Kuschew.

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Er hat seine Museumssammlung mit viel Liebe zum Detail eingerichtet. Er fühlt sich auch stolz, weil er seinen Traum vom eigenen Museum verwirklicht hat. Um so mehr freut es ihn, dass sich seine Mitbürger für ihn freuen und gern in das Museum kommen. "Alle haben mich unterstützt", sagt Dinko Kuschew.

"Meine Idee war, die Geschichte mehr oder weniger zu erhalten, so dass sich die Besucher erinnern. Sehr wichtig für mich ist auch, dass sich das Museum in einem Saal befindet, der unverändert so steht, wie vor der Wende. Das war das Kino, das 15 Jahre lang leer stand. Nun bietet es eine authentische Kulisse für meine Sammlung", sagt Dinko Kuschew.

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Obwohl er stolz auf seine Museumssammlung ist, stimmen ihn die Erinnerungen an die vergangene Zeit auch ein wenig traurig ein. "Nicht alles war schlimm", behauptet Dinko Kuschew, und setzt fort:

"Was ich heute sehe, ist ein Verfall des Geistes in Bulgarien. So sehr ich mir wünsche, die alten Tugenden in den jungen Menschen zu entdecken, tragen sie sie nicht mehr. Das sollte uns zu denken geben. Die Kultur und die zwischenmenschlichen Beziehungen befinden sich in einem Sinkflug und wir müssen dringend dagegen steuern", resigniert Dinko Kuschew, der ein Museum des Sozialismus in seiner Stadt Pestera eingerichtet hat.

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Deutsche Fassung: Vessela Vladkova

Fotos: carsofsocialism.com



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