Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Besonderheiten der anstehenden Präsidentschaftswahlen

БНР Новини
Foto: BGNES

Heute ist der letzte Tag, an dem sich die Anwärter auf die Posten des Präsidenten und Vizepräsidenten, die an den Präsidentschaftswahlen am 6. November 2016 teilnehmen wollen, bei der Zentralen Wahlkommission in Sofia anmelden können.

Zum ersten Mal seit 1990 will sich ein amtierender Staatschef nicht erneut für den Posten des Präsidenten bewerben. Der Beschluss von Präsident Rossen Plewneliew diesbezüglich steht fest. Wie sieht es aber mit den anderen Bewerbern aus?
Sollte die Präsidentschaftskandidatin der Regierungspartei GERB Zezka Zatschewa aus diesen Wahlen als Gewinnerin hervorgehen, wäre sie die erste Frau auf diesem Posten in Bulgarien. Sie ist aber bereits Vorreiterin, denn sie war auch die erste Frau, die dem Parlament vorstand.
Bulgarien hatte bislang einen Reservegeneral als Vizepräsidenten, nun könnte es mit Reservegeneral Rumen Radew auch einen Präsidenten erhalten.  Radew hat sich zwar formelle als unabhängiger Kandidat eintragen lassen, wird aber de facto von der Sozialistischen Partei unterstützt. Die Präsenz von Militärs in den obersten politischen Machtetagen sagt den Nationalisten und NATO- und EU-Skeptikern zu. Das ist auch Regierungspartei GERB bewusst, weshalb sie ihrerseits Reservegeneral Plamen Manuschew für das Amt des Vizepräsidenten nominiert hat.
Diesmal haben sich eine Rekordzahl an Parteien, Koalitionen und Initiativkomitees  zur Beteiligung an den Präsidentschaftswahlen angemeldet. 2011 sind 21 Kandidatenpaare angetreten, diesmal werden es 32 sein.
Manche Kandidaten haben für eine Überraschung gesorgt, andere rufen unter den Wählern gemischte Gefühle hervor. Völlig unerwartet hat sich der frühere Ministerpräsident Plamen Orescharski  zur Beteiligung an diesen Wahlen angemeldet. Er wurde von einem unabhängigen Initiativkomitee nominiert. Viele argwöhnen allerdings, dass Kreise der  Sozialisten und die Partei der ethnischen Türken DPS dahinter stehen, mit denen er als Ministerpräsident regiert hat. Unter den Anwärtern auf den Präsidentenposten  figuriert auch diesmal wieder der Politiker und Künstler George Gantschew. Er sagte unlängst, er sei eine Ehrensache, sich nach dem Vorbild von Jacques Chirac in Frankreich, zum vierten Mal für den Präsidentenposten zu bewerben.
Kurios muten beispielsweise die Kandidaturen des Komponisten Mitko Entschew Dimitrow und der skandalumwobenen Ex-Mitglieder der Ataka-Partei Wladimir Kusow und Borislaw Noew an. Kusow wurde zu drei Jahren auf Bewährung wegen Pädophilie verurteilt und gegen Noew wird ermittelt, weil er betrunken hinter dem Steuer erwischt wurde. Ebenfalls mit der Ataka-Partei wird der unabhängige Präsidentschaftskandidat Kamen Popow in Verbindung gebracht – er hat vor geraumer Zeit den Vorsitzenden der Partei Wollen Siderow in der Öffentlichkeit eine Ohrfeige verpasst, so dass auch gegen ihn ein Vorverfahren läuft. Bisser Milanow, der während der Proteste gegen das Orescharski-Kabinett mehrmals wegen provokativen Gebarens und Aufrufen zu Gewalt von der Polizei festgenommen wurde, tritt ebenfalls zu den diesjährigen Präsidentschaftswahlen an, gestützt von einem Initiativkomitee, an dessen Spitze sein Sohn steht.
Egal was für Motive all diese Gestalten auch haben mögen, Tatsache ist, dass sie die Stimmen der Wähler zu Ungunsten der seriösen Kandidaten spalten werden. Ernsthafte Chancen räumt man aber den Vertretern von GERB, des Reformblocks, der Nationalisten und drei linken Kandidaten ein.

Übersetzung: Rossiza Radulowa



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Viele Bulgaren in Berlin wählen bei der Europawahl deutsche Europaabgeordnete

Der Wahltag in den Wahllokalen auf dem Gelände der bulgarischen Botschaft in Berlin verläuft reibungslos. Zu Beginn des Tages habe es ein Problem mit einer der Maschinen gegeben, das aber nach dem Neustart behoben werden konnte, erklärte in einem..

veröffentlicht am 09.06.24 um 17:19

Martin Tschilew, Duisburg: Es gibt ein reges Interesse für die Europawahl

Der Wahltag in der deutschen Stadt Duisburg in Nordrhein-Westfalen verläuft friedlich. Zwischen 300 und 500 Bulgaren werden sich an der Wahl beteiligen. Unser Landsmann Martin Tschilew, der im Wahllokal am Hauptbahnhof der Stadt tätig ist, äußert..

veröffentlicht am 09.06.24 um 16:53

Martina Schopowa aus Wien: Es gibt Interesse an den Wahlen, aber auch schrecklichen Überdruss und Unsicherheit

Der Wahltag der Bulgaren in Wien, die für das nationale und das europäische Parlament stimmen, verläuft reibungslos, bestätigt Martina Schopowa für Radio Bulgarien. Sie gehört zur Wahlkommission der Sektion, die bei der Ständigen Vertretung der..

veröffentlicht am 09.06.24 um 15:09