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Das Nationale Ethnographische Museum begeht sein 110. Jubiläum

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Foto: bulgariatravel.org

In diesem Jahr feiert das Nationale Ethnographische Museum in Sofia doppeltes Jubiläum – 110 Jahre seit seiner Eröffnung und 170 Jahre seit der Geburt seines ersten Direktors, des namhaften bulgarischen Ethnographen Dimiter Marinow.

СнимкаDas Nationale Ethnographische Museum und das Nationale Archäologische Museum sind Nachfolger des ältesten Museums in Bulgarien – dem Volksmuseum“, erläutert der Direktor des Instituts für Ethnologie und Folkloristik bei der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften Dr. Petko Christow. „Das Volksmuseum entstand auf der Grundlage einer Sammlung ethnographischer und archäologischer Exponate, die 1892 auf der 1. Handelsmesse in Plowdiw ausgestellt wurden. Auf Vorschlag von Dimiter Marinow und mit der soliden Unterstützung des bedeutenden Ethnographen und damaligen Bildungsministers Prof. Iwan Schischmanow wurde 1906 das Ethnographische Museum eingeweiht. Damals gab es viele Politiker, denen die bulgarische Kultur sehr am Herzen lag“, betont Dr. Petko Christow.

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Dank der aufopferungsvollen Arbeit seines langjährigen Direktors und renommierten Komödiegraphen Stefan Kostow sowie der Kuratorin Ewdokia Petewa-Filewa, Ehefrau des Archäologen, Politikers und Ministerpräsidenten Bogdan Filow, hat das Ethnographische Museum zwischen den beiden Weltkriegen unterschiedliche Ausstellungen in Den Haag, Prag u.a. Städten organisiert. Derzeit ist im Museum eine Exposition zu sehen, die dem Werk von Ewdokia Petewa-Filewa gewidmet ist. Sie zeigt auch Exponate, die Europa die bulgarische Kultur in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahe gebracht haben.

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Bedauerlicherweise wurde das Gebäude des Ethnographischen Museums während der amerikanischen Bombenangriffe auf Sofia im Zweiten Weltkrieg zerstört. Dabei wurde auch ein Teil der Exponate vernichtet. Dank der hingebungsvollen Arbeit der Kuratoren konnte später aber wieder eine reiche Sammlung zusammengetragen werden. In den hungrigen Nachkriegsjahren waren sie mit LKWs durch ganz Bulgarien unterwegs und tauschten Getreide gegen Artefakten ein“, erzählt Dr. Christow.

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Mittlerweile sind in den Fonds des Museums über 55.000 Stücke enthalten, darunter traditionelle Trachten, tägliche Gebrauchsgegenstände, Werkzeuge, Holzschnitzereien und Schmuck, von denen manche über 200 Jahre alt sind, betont Dr. Christow und weiter:

Wir verfügen über Artefakten aus allen Teilen Bulgariens – Mösien, Thrakien, Mazedonien. Mehr als die Hälfte der Trachten kommen übrigens aus Mazedonien, weil Flüchtlinge, die nach dem niedergeschlagenen Ilinden-Aufstand (1903), den Balkankriegen und dem Ersten Weltkrieg nach Sofia geströmt sind, viele Dinge dem Ethnographischen Museum vermacht haben, die sie von ihren Heimatorten mitgebracht hatten. Nennenswert ist auch, dass sich im einstigen Schloss von Fürst Alexander I. von Battenberg, wo das Museum jetzt untergebracht ist, der dritte und älteste elektrisch betriebene Schindler-Aufzug auf der Balkanhalbinsel befindet, der Ende des 19. Jahrhunderts gebaut wurde. Der erste Aufzug dieser Art war für den Eiffelturm bestimmt, der zweite – für ein Schloss in Istanbul. Die Mitarbeiter der Firma haben uns versprochen, den Aufzug wieder auf Vordermann zu bringen, so dass er Teil der ständigen Exposition wird. Damit wollen wir unseren Besuchen zeigen, wie die traditionelle Volkskultur der modernen Kultur des damaligen Bulgariens als eine Art Sprungbrett gedient hat.

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2018, wenn Bulgarien den EU-Ratsvorsitz übernimmt, soll im Museum nach jahrzehntelanger Unterbrechung wieder eine ständige ethnographische Ausstellung eingerichtet werden. Eine repräsentative ethnographische Ausstellung wird dann auch in Brüssel gezeigt. Beim Museum soll auch ein Bildungszentrum entstehen, wo die Kinder in speziellen Ateliers nicht nur vor großen Feiertagen wie Weihnachten und Ostern, sondern das ganze Jahr über mit den bulgarischen Traditionen in Berührung kommen können. Dort sollen auch Webstühle, Töpferräder und Öfen zum Backen ritueller Brote aufgestellt werden, so dass der Unterricht in Geschichte und Landeskunde durch Besuche im Museum ergänzt werden kann, sagte abschließend der Direktor des Instituts für Ethnologie und Folkloristik bei der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften Dr. Petko Christow.

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: Miglena Iwanowa, iefem.bas.bg und bulgariatravel.org



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