Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Prof. Wassil Slatarski und das goldene Geschichtsforschungsjahrhundert

Prof. Wassil Slatarski (1866 – 1935)
Foto: wikipedia.org

In diesem Jahr begehen wir den 150. Geburtstag des bedeutenden bulgarischen Geschichtsschreibers Prof. Wassil Slatarski. Er ist in der Familie eines Lehrers und Aufklärers groß geworden. Sein Vater Nikola Slatarski setzte sich für die Unabhängigkeit der bulgarischen Kirche ein und hat sich am Ersten Kirchenkonzil 1871 in Istanbul beteiligt, auf dem das Statut des neugegründeten Bulgarischen Exarchats verabschiedet  wurde.

Mehr über Prof. Wassil Slatarski und sein Werk „Geschichte des bulgarischen Staates im Mittelalter“ erfahren wir von Lisbet Ljubenowa vom Institut für Geschichtsforschung an der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften.

Er hatte den Ehrgeiz, die mittelalterliche Geschichte des bulgarischen Staates zu systematisieren. Leider hat er es nicht geschafft, sein Werk zu Ende zu schreiben“, sagt Lisbet Ljubenowa. „Im Museum der Sofioter Universität ist der Kugelschreiber von Wassil Slatarski ausgestellt, mit dem er Tausende Seiten für dieses Werk geschrieben hat. In diesem Unterfangen war Wasil Slatarski ein Vorreiter. Denn der Gründer der kritischen Richtung in der bulgarischen Historiographie Spiridon Palausow hat in Russland gelebt und gewirkt. Der prominente Geschichtswissenschaftler Marin Drinow wiederum ist in Charkow gestorben und ist nie ein Hochschullehrer gewesen. Wassil Slatarski hat Geschichte in Sankt Petersburg studiert und sich in Berlin und München in Archäologie weiter bilden lassen. Nach seiner Rückkehr lehrte er an der Hochschule in Sofia, der späteren Sofioter Universität. Er hatte dort keinerlei Konkurrenz und konnte sich in Ruhe aussuchen, in welchem Gebiet er sich weiter entwickeln wollte“, erläutert Lisbet Ljubenowa.

Wassil Slatarski konnte sein Werk über das Zweite Bulgarenreich nicht zu Ende schreiben, welches nach der byzantinischen Fremdherrschaft (1018-1185) gegründet wurde. „Er hat den bulgarischen Staat formell in Erstes und Zweites Bulgarenreich unterteilt und wir halten an dieser Teilung fest, obwohl sie gewisse Widersprüche birgt“, meint Lisbet Ljubenowa und weiter:

Wasil Slatarski ist jedoch nicht allein dafür bekannt, dass er die Grundlagen der bulgarischen Mittelalterforschung gelegt hat. Auf diesem Gebiet ist er neben Marin Drinow unbestrittener Experte. Er hat auch den Lehrstuhl für Geschichte an der Universität gegründet und junge Wissenschaftler zur Zusammenarbeit herangezogen. Zu seinen Schülern gehören Nikola Milew, Peter Nikow, Peter Mutaftschiew. Aus diesem Grund bezeichnen wir diese Zeit als Goldenes Jahrhundert in der bulgarischen Geschichtsforschung.WassilSlatarski war Dekan der Fakultät für Geschichte und zweimal auch Universitätsrektor, stand mehrmals der Bulgarische Literarische Gesellschaft – der heutigen Bulgarischen Akademie der Wissenschaften vor, hat also neben seiner Forschungstätigkeit auch viel administrative Arbeit geleistet.“

Übersetzung: Rossiza Radulowa



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

König Ferdinands letzter Wille, in Bulgarien seine ewige Heimat zu finden, wurde 76 Jahre nach seinem Tod erfüllt

76 Jahre nach seinem Tod konnten die sterblichen Überreste von Ferdinand I., des ersten Zaren des Dritten Bulgarischen Zarenreichs, nach Bulgarien überführt und im Königspalast Wrana zur letzten Ruhe gebettet werden. Damit wurde sein letzter Wunsch..

veröffentlicht am 30.05.24 um 14:29

Abschied mit Gottesdienst von Zar Ferdinand I.

Gute Heimreise, Zar Ferdinand! Mit diesen Worten und einem feierlichen Gottesdienst nahm die Stadt Coburg Abschied von einem ihrer bedeutenden Mitbürger.  Die sterblichen Überreste des bulgarischen Zaren Ferdinand I. werden 76 Jahre..

veröffentlicht am 28.05.24 um 14:31

Sterbliche Überreste von Zar Ferdinand werden posthum nach Sofia gebracht

Am 29. Mai werden die sterblichen Überreste von Zar Ferdinand mit einem Militärflugzeug von Coburg nach Sofia überführt, das gegen 14.00 Uhr auf dem Flughafen Sofia landen wird. Der Sarg soll anschließend zum Palast Wrana gebracht werden, wo vor dem..

veröffentlicht am 27.05.24 um 09:34