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Die „Nacht der Reklame-Fresser“ – wenn Werbespots zum Film werden

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Foto: www.advfactory.org

Heute hat er über 800.000 Werbespots in seiner Sammlung. Begonnen hat alles vor mehr als 40 Jahren, als der Franzose Jean Marie Boursicot die ersten Spots zusammentrug, um sie auf der großen Leinwand zu zeigen. Zunächst bemerkte ihn niemand. Nach langer Überzeugungsarbeit erklärte sich ein Kinosalon, die Spotsammlung abzuspielen, jedoch erst nach Mitternacht. Das wurde dann zur Geburtsstunde der „Nacht der Reklame-Fresser“. Die partyartige Atmosphäre dieser 5-stündigen Veranstaltung zieht seit über 25 Jahren Kreative der Werbe- und Filmbranche genauso an, wie Party- und Kinogänger. Darauf setzen die Veranstalter in Sofia: am kommenden Freitag wollen sie „Die Nacht der Reklame-Fresser“ dem bulgarischen Publikum zeigen.

Es ist die 36. Ausgabe und sie ist unserem Planeten Erde gewidmet. Ein weiterer Schwerpunkt dieses Jahr ist die Star-Wars-Saga von George Lucas“, sagt die Veranstalterin Adriana Gjuselewa einleitend. „Die Spots zeigen atemberaubende Bilder. Der Film beginnt mit einer beeindruckenden Choreografie, die eigentlich Werbung für ein ganz gewöhnliches Putzmittel macht. Die abgespielten Spots kommen aus allen Teilen der Welt: aus Mexiko, Peru, Frankreich, Indien, Angola, Ägypten,  den USA und sogar aus Nordkorea. Die Zuschauer sind wie gefesselt während der Filmvorführung. Irgendetwas drückt sie fest in den Kinosessel, und sie durchlaufen viele, schnell aufeinander folgende Stimmungswechsel – nach dem lauten Lachen, das ihnen Tränen in die Augen treibt, folgt nicht selten eine ernste Miene. Es ist der schnelle Rhythmus der sich abwechselnden Filmchen“, so die Erklärung von Adriana Gjuselewa.

„Die Nacht der Reklame-Fresser“ ist eine widersprüchliche Veranstaltung. Zum einen leben wir in einer Welt, wo uns die Werbung auf Schritt und Tritt begleitet. Viele finden die Werbeunterbrechung aber lästig. Zugleich bilden eben die Werbespots ein Kunstwerk, das über fünf Stunden lang das Publikum fesselt. Adriana Gjuselewa bemüht sich um eine mögliche Erklärung dafür:

Die Werbung berührt unser Unterbewusstsein und, so störend wir sie auch empfinden, sie erreicht das Publikum und beschäftigt uns“, meint Adriana Gjuselewa. „Ein Großteil der Werbespots behandelt wichtige Themen. Die Psychologie dieses Kurzformats ist eine andere, als bei einem Spielfilm. Hinzu kommt noch, dass Jean Marie Boursicot für „Die Nacht der Reklame-Fresser“ besonders aussagekräftige und stilvolle Spots zusammengetragen hat“, sagt Adriana Gjuselewa.

Jedes Jahr ist sein Film ein anderer. Was sich aber als ein roter Faden durch all diese Jahre zieht, ist der Stil. Das kommt beim Publikum offensichtlich an.

Ein guter Spot ist ein Zusammenspiel vieler Faktoren“, geht Adriana Gjuselewa in die Details. „Besonders wichtig ist natürlich die Idee, die dahinter steckt. Dann kommen die Musik und die Art und Weise, wie das entsprechende Produkt präsentiert wird. Und da auch die Emotion sehr wichtig ist, spielt auch die Besetzung eine Schlüsselrolle  – sei es durch einen bekannten Sportler, Schauspieler oder sonstiger Prominenz. Es gibt auch viele Werbespots, die absichtlich Grenzen verletzen, um sich einzuprägen. Dazu gehören Themen, wie etwa Sex, Politik oder sogar Gewalt. Oftmals ist aber eine simple Darstellung viel wirkungsvoller, als jede aufwendig gedrehte Werbung“, sagte abschließend Adriana Gjuselewa.

Übersetzung: Vessela Vladkova



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