Die Kinder von heute wachsen eher im virtuellen Raum auf, der sie maßgeblich formt. Doch er bietet nicht nur viele Informationen. Wie alle Dinge hat auch Internet seine Schattenseiten. Die Heranwachsenden, aber auch ihre Eltern müssen auf die Gefahren aufmerksam gemacht werden. Dieser Aufgabe hat sich das Team der Initiative „DigitalKidz” angenommen. Darüber unterhielten wir uns mit Iwelina Atanassowa. Sie ist Vorsitzende der Stiftung „Digitale Kinder“ und Ideenmutter von „DigitalKidz”. Ihrer Ansicht nach müssen Kinder und Eltern ihr Wissen und ihre Kompetenzen auf technologischem Gebiet erhöhen. Nur so könne man sich der Gefahren bewusst werden.
„Wir bringen den Kindern bei, vorsichtig zu sein, wenn sie von unbekannten Menschen angesprochen werden und auch nicht mit spitzen oder scharfen Gegenständen zu spielen. Doch ihre Sicherheit ist im Netz nicht minder gefährdet“, sagt Iwelina Atanassowa. „Auch ihre Identität ist in Gefahr, denn der Computer kann einem schnell alles Menschliche rauben und die normale Kommunikation und die zwischenmenschlichen Beziehungen ersetzen. Die Statistik sagt aus, dass die Hälfte der Eltern noch nie etwas von Kinderschutzprogrammen gehört hat, mit Hilfe der sie eine Kontrolle ausüben können. Entsprechend wissen sie auch nicht, was ihre Kinder im Internet tun. Dabei sind über 80 Prozent der Kinder von heute überaus aktiv im Internet. Ich möchte wieder die Statistik zitieren: jedes dritte Kind wurde im Internet mit Sexannoncen konfrontiert und jedes sechste Kind ist Zielscheibe sexueller Belästigung gewesen. Das sogenannte „Cyber-Grooming“ greift um sich.“
Entsprechende Internetkenntnisse müssen sich auch die Lehrer aneignen. Das gilt auch für die älteren unter ihnen.
„Wenn sie mit den neuen Technologien nicht Schritt halten wollen, wenn sie ihre Lehrmethoden nicht ändern und nicht verstehen wollen, dass die Kinder von heute die Welt mit ganz anderen Augen sehen, dann wird die Kommunikation zwischen ihnen und ihren Schülern ineffizient“, bestätigt Iwelina Atanassowa. „Die neueren Generationen sind ausgesprochen visuell ausgerichtet. Die Technologien verändern nicht nur die Art und Weise, wie man seine Freizeit verbringt, sondern auch die Wahrnehmung und die Weltsicht; verändert wird auch der Lernprozess. Und darauf müssen sich die Lehrer einstellen.“
Das lange Sitzen vor dem Fernseher oder dem Computer führt bekanntlich zu einer Bewegungsarmut, was speziell bei den Kindern gravierende Folgen hat. Iwelina Atanassowa rät:
„Die Eltern müssen die physische Aktivität ihrer Kinder herausfordern“, sagt sie. „Man muss sie nicht unbedingt in einen Sportklub einschreiben; es gibt eine Reihe anderer Spiele und Beschäftigungen, die vor Bewegungsarmut vorbeugen. Wichtig ist, dass das täglich geschieht und zu einer Gewohnheit wird. So wird es nicht als Last empfunden und man muss nicht speziell viel Geld investieren. Und noch ein Problem, dass die Computer generieren – die kreativen Fähigkeiten werden verringert. Hier müssen wieder die Eltern aktiv werden, damit sich ein Gleichgewicht einstellt. Um die Kinder vor den Gefahren des Internet zu bewahren, müssen an erster Stelle die Eltern geschult werden. Man kann aber den neuen Technologien nicht allein die Schuld in die Schuhe schieben. Man muss sich ganz einfach Zeit für seine Kinder nehmen, mit ihnen sprechen und sie auf die Gefahren im Leben vorbereiten.“
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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