Wenige Tage vor dem endgültigen Rückzug der scheidenden Regierung von Premier Bojko Borissow haben drei große chinesische Unternehmen während ihrer Treffen mit Borissow in Sofia seriöse Investitionsabsichten bekundet. Der Internetkonzern „Alibaba Group“ will ein Logistikzentrum in Bulgarien gründen, die „Solar Company“ einen Betrieb für die Produktion von Solarpaneelen bauen und die „GoldPoly Group“ will bulgarischen Tabak aufkaufen.
Die Marktnischen, die die chinesischen Anleger in Bulgarien erspäht haben, würden auch unserem Land zum Vorteil gereichen. Ein eventuelles Logistikzentrum der „Alibaba Group“ würde beispielsweise bulgarische Waren und Nahrungsmittel auf den internationalen Märkten anbieten und der Aufkauf der Tabakproduktion der heimischen Tabakproduzenten ist seit Jahren ein brenzliges Thema. Gemeinsame Interessen haben Bulgarien und China auch im Bereich der strategischen Investitionen. Vor knapp einem Monat hat sich die „Industrial and Commercial Bank of China“ bereit erklärt, das KKW-Projekt „Belene“ zu den von Bulgarien gestellten Konditionen zu finanzieren und zwar ohne staatliche Beteiligung, ohne Staatsgarantien und ohne langfristige Stromabnahmeverträge.
Investitionsabsichten bekundet die chinesische Seite aber nicht allein am Bau des Kernkraftwerks „Belene“, sondern auch an der Ausstattung des AKW „Kosloduj“ mit neuen Atommeilern. Ein solches Interesse hat im Dezember 2016 die „China State Power Investment Corporation“ an den Tag gelegt.
Offensichtlich schreckt der Machtwechsel in Bulgarien die Investoren aus China nicht ab und das ist auch nicht weiter verwunderlich. Schließlich bemühen sich beide Länder seit Jahren, die bilaterale Zusammenarbeit und den Handelsaustausch zu intensivieren. China sieht in Bulgarien eine wichtige Brücke zum großen EU-Markt, während Bulgarien seit 2014 in seiner Politik auf den Ausbau der Handels- und Wirtschaftsbeziehungen mit dem Osten setzt. Einen wichtigen Rahmen für die Realisierung gemeinsamer Interessen bildet die 16+1- Initiative, die auf eine Vertiefung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen China und den Ländern aus Mittel- und Osteuropa setzt. Manche behaupten, dass sich Bulgarien dieser Initiative mit vielen Wünschen angeschlossen hat und dass ihm bisher kein einziger Wunsch abgeschlagen wurde. Nun geht es aber nicht mehr darum, gemeinsame Interessen zu entdecken, sondern sie auch umzusetzen.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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