Diesen Donnerstag betonte der russische Botschafter in Sofia Anatolij Makarow in einem Interview für den BNR, im vergangenen Jahr habe sich eine „positive Wende“ in den bulgarisch-russischen Beziehungen vollzogen. Jemand sollte den russischen Präsidenten nach Bulgarien einladen, da er seit 2008 nicht mehr zu einer Visite im Land geweilt hat, empfahl Botschafter Makarow. Dieses Statement kam etwas überraschend, da die bilateralen Beziehungen in letzter Zeit eingefroren waren - wegen Differenzen in Sachen Energiewirtschaft und Politik im Kontext der EU- und Nato-Mitgliedschaft Bulgariens. Das habe sich aber Worten des russischen Botschafters zufolge geändert, nachdem der Regierungsausschuss für Handels- und Wirtschaftskooperation seine Arbeit wieder aufgenommen hat. Begünstigt wurde dieser Positivtrend auch durch eine Reihe von Telefongesprächen zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem bulgarischen Ministerpräsidenten Bojko Borissow und durch die guten Kontakte zwischen den Parlamenten und Kirchen beider Länder. Die Empfehlung von Botschafter Makarow, den russischen Staatchef nach Bulgarien einzuladen, erfolgte kurz nach dem Amtsantritt des neuen bulgarischen Präsidenten Rumen Radew. Und das ist durchaus kein Zufall. Wegen der scharfen Kritik, die der bisherige bulgarische Präsident Rossen Plewneliew an Russland geübt hat, war eine Bulgarien-Visite von Putin zu dessen Amtszeit undenkbar. Zu Zeiten von Rumen Radew, dem viele eine prorussische Haltung nachsagen, wäre eine solche Visite aber durchaus möglich.
Das Statement des russischen Botschafters in Sofia fiel mit dem Besuch von Wladimir Putin in Ungarn zusammen. Dort meinte der russische Präsident, sein Land würde Energiefragen „absolut entpolitisieren“ und werde es Bulgarien nicht verübeln, dass es vor geraumer Zeit nicht die Courage gehabt habe, sich bei der Frage nach dem Transit von russischem Erdgas über das gescheiterte South-Stream-Projekt gegen die Europäische Kommission durchzusetzen. Der russische Präsident gab zu verstehen, dass Russland sich diesem Projekt erneut zuwenden könnte, falls es Garantien dafür erhält, dass es keine neuen Verluste infolge unüberlegter Entscheidungen erleiden wird. Die Bedingungen für eine eventuelle Revision wären damit aber bestimmt nicht erschöpft. Sicherlich wird Moskau auch eine Aufhebung der Sanktionen von Seiten der EU und eine Erwärmung der Beziehungen mit den USA verlangen.
Bulgarien kam und kommt in dieser komplizierten Verflechtung strategischer Interessen eine eher bescheidene Rolle zu. Das sollte das Land jedoch nicht daran hindern, eine konsequentere Politik zum Schutz der eigenen Interessen zu führen. Das hat auch das zweite Kabinett von Bojko Borissow erkannt, nur konnte es keine Wende herbeiführen. In wenigen Monaten könnte aber eine andere Regierung in einer vielleicht günstigeren internationalen Lage dafür sorgen.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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