Vor fünf Jahren kommt die erste Weltrekordlerin Bulgariens, die Hochspringerin Jordanka Blagoewa zur Behandlung ihres kranken Knies in die Praxis des namhaften Rheumatologen Prof. Zlatimir Kolarow. Er ist beeindruckt von seinem bodenständigen, heiteren und positiven Gegenüber. Und stellt im gleichem Atemzug die Frage, ob es denn schon einen Film über sie und ihre Karriere gäbe. Jordanka Blagoewa verneint. Den Vorschlag des Professors, einen solchen zu drehen, lehnt sie bescheiden ab. Dennoch - die Idee ist geboren.
Neben seinem Beruf als Arzt schreibt Prof. Kolarow Bücher. Zudem ist er Präsident des bulgarischen Verbandes der Ärzte-Schriftsteller "Dimitar Dimow" und Ehemann der Dokumentarfilmregisseurin Walentina Fidanowa-Kolarowa. Als der 70. Geburtstag von Jordanka Blagoewa naht, unterbreitet ihr die Familie den gleichen Vorschlag wie Jahre zuvor. Die Beharrlichkeit hat Erfolg und legt den Grundstein für "Jenseits des Hochsprungs". Im Sommer 2016 ist der Film nach zwei Wochen Dreharbeiten im Kasten.
"Die ersten Aufnahmen haben wir in ihrem Heimatdorf Gorno Zerowene gemacht", erzählt die Regisseurin. "Danach ging es in Montana weiter, wo Jordanka Blagoewa ihre Jugend verbracht und die ersten Rekorde errungen hat. Wir haben viele Leute getroffen, die ihr nach wie vor sehr zugetan sind. Fast niemand sprach sie mit Jordanka an, alle nannten sie liebevoll Dantsche. Danach haben wir bei ihr zuhause gefilmt, ihre Kinder und Enkel."
Ein Film über Siegeswillen, über unerschütterlichen Sportgeist, über den Glauben an das eigene Können, ein Film über Patriotismus als auch ein Versuch, das Geheimnis des Erfolgs zu entlüften. So lautet das Fazit von Regisseurin Walentina Fidanowa-Kolarowa und Szenarist Prof. Kolarow zu ihrem Dokumentarfilm "Jenseits des Hochsprungs". Dafür hätten sie sich keine bessere Hauptdarstellerin wünschen können.
Am 24. September 1972 stellt sie auf einem internationalen Leichtathletik-Meeting in Zagreb mit 1,94 m eine neue Weltbestmarke im Hochsprung auf und damit den ersten Leichtathletik-Weltrekord für Bulgarien. 1973 wird sie in Rotterdam mit 1,92 m Europameisterin in der Halle. Im gleichen Jahr wird sie zur europäischen Leichtathletin des Jahres gekürt. Es folgen zwei Olympiamedaillen. 1972 erkämpft sie Silber in München, 1976 - in Montreal Bronze. Jordanka Blagoewa kann auf fünf Weltrekorde und vier Olympische Spiele zurückblicken.
Neben ihren sportlichen Erfolgen offenbart der Film Jordanka Blagoewa jedoch auch als erfüllten und guten Menschen.
"Die Leute, denen wir begegnet sind, hatten sich scheinbar abgesprochen. Alle lobten Jordanka Blagoewa in den höchsten Tönen", schwärmt die Regisseurin Walentina Fidanowa-Kolarowa. "An ihr mag man vor allem, dass sie trotz ihrer Erfolge bescheiden und bodenständig geblieben ist. Und sie hat über die Jahre hinweg sehr viel gespendet. Beispielsweise hat sie in ihrem Heimatdorf die Uhr vor dem Bürgermeisteramt und einen Kinderspielplatz finanziert und sich an der Sanierung der alten Dorfkirche beteiligt. Auch hat sie dem Gotteshaus viele wertvolle Ikonen geschenkt. Ferner wurde am Ufer des Batak-Stausees auf den Grundmauern eines Klosters aus dem Bulgarischen Reich eine Himmelfahrtskapelle mit Wasserspeiher gebaut. Alljährlich an ihrem Geburtstag am Jordanstag kommt sie mit dem Bürgermeister zum Ogosta-Fluss, wo der Priester ein Kreuz ins Wasser wirft. Derjenige, der es herausholt, erhält stets auch ein ganz persönliches Geschenk von Jordanka Blagoewa. Vor dem Stadion von Montana erinnert eine von ihr gestiftete Gedenktafel an ihren ersten Trainer Petar Dimitrow, mit dem sie ihre ersten großen Erfolge feierte", erzählt die Regisseurin.
Heute ist die frühere Leichtathletin und Aerobic-Gründerin Bulgariens in erster Linie glückliche Mutter und Großmutter von fünf Enkeln. "Unser Film soll der Jugend als Vorbild dienen. Und er soll die jungen Leuten anspornen, ihre Träume mit mehr Eifer und Patriotismus im Gemüt zu verwirklichen", sagte Prof. Kolarow im Anschluss an die Filmpremiere.
Jordanka Blagoewa meinte ihrerseits gerührt: "Der Filmtitel sagt alles. Ich bin dem Schicksal dankbar, dass ich mich verwirklichen konnte. In der Halle sind meine Kinder und Enkel. Im Film ist der Schmerz meiner Kinder zu spüren, dass ich nicht bei ihnen sein konnte, als sie klein waren. Aber auch heute wachsen Tausende bulgarische Kinder in Einsamkeit auf, weil ihre Eltern im Ausland ihren Lebensunterhalt verdienen müssen. Vielen Dank, dass es euch gibt! Ihr seid meine Freunde!"
"Jenseits des Hochsprungs" wird Anfang März im Kino Odeon in Sofia gezeigt. Danach wird der Dokumentarfilm auf einer Reihe internationaler Festivals zu sehen sein.
Übersetzung: Christine Christov
Fotos: BGNES, bgathletic.com und Privatarchiv
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