Von außen entbehrt die Beljo-Kirche eines imposanten Erscheinungsbilds. Dafür beeindruckt ihr Inneres um so mehr, denn reichhaltige Fresken in leuchtenden Tönen offenbaren Bibelszenen und Heilige. Einer der Archäologen, die diese Kirche erforschen, ist Wesselin Hadschiangelow, Direktor des Geschichtsmuseums in Samokow. Er hat diverse Publikationen über die Beljo-Kirche verfasst und war an den Ausgrabungen vor Ort beteiligt.
"Die Beljo-Kirche gehört zu den wenigen historischen und archäologischen Stätten, die über die aufstrebende bulgarische Publizistik Bekanntheit erlangten. Als erster berichtet Konstantin Fotinow in der Zeitschrift Ljuboslowie als auch in seinem Buch Allgemeine Flurbeschreibung (1849) darüber. Er beschreibt sie als eine der ältesten Kirchen in Samokow und erwähnt am Rande, dass sie bereits in der Zeit des Zweiten Bulgarischen Reiches existiert haben muss. Im Museum in Samokow wird die "Geschichte der Beljo-Kirche" aufbewahrt, ein handgeschriebenes Werk des Heimatforschers und Kirchensängers Stojan Beschow aus dem Jahre 1912. Dieses enthält mit der Kirche verbundene Legenden, Erinnerungen und Überlieferungen und offenbart so viele historische Fakten", erzählt Wesselin Hadschiangelow.
1995 stößt der Museumsdirektor bei Ausgrabungen auf die Reliquien des hl. Großmärtyrers Simeon von Samokow – einer herausragenden Persönlichkeit aus dem Pantheon der neuen bulgarischen Heiligen. Simeon von Samokow wurde 1737 von den Türken enthauptet. An der gleichen Stelle wird 100 Jahre später der Freiheitsapostel Wassil Lewski gehängt. Bei den Ausgrabungen stellte sich heraus, dass die Kirche auf den Grundmauern eines frühchristlichen Vorgängerbaus aus dem 6. Jahrhundert errichtet wurde. In der Nekropole in Nachbarschaft der Kirche stießen die Archäologen auf wertvolle Funde, einschließlich anthropologischer Art. Das als Beljo-Kirche bekannte Gotteshaus ist Mariä Geburt geweiht. Ihr Name geht auf den Bojaren Weljo zurück, mit dem alle Überlieferungen verbunden sind und der die Kirche vermutlich gebaut hat. In den 1860er-Jahren wurde sie buchstäblich aus dem Erdreich gegraben. Darüber berichtet der bekannter Ikonenmaler Nikola Obrasopisow, der die Kirche zuletzt ausgemalt hat.
Die Beljo-Kirche ist die älteste und bedeutendste Stätte aus dem Mittelalter, verkündet die Internetseite des Geschichtsmuseums in Samokow. Welche Teile der Kirche sind im Originalzustand erhalten, wollen wir vom Museumsdirektor Wesselin Hadschiangelow weiter wissen.
"Bei den Ausgrabungen 2009 wurden zusätzliche Räumlichkeiten an der Westfassade des Gotteshauses freigelegt. Sie stammen noch aus dem 6. Jahrhundert", erzählt Weselin Hadschiangelow. "Die Kirche und das Kirchenschiff wurden auf dem zentral gelegenen Kirchenschiff der frühchristlichen Kirche erbaut. Der Nachfolgerbau entstand etwa im 12. Jahrhundert. Bei den Ausgrabungen in Nachbarschaft der Kirche wurden zahlreiche Begräbnisse aus einem sehr langen Zeitraum freigelegt. Demnach funktionierte die Nekropole vom 12. Jahrhundert bis 1867. Im 14. Jahrhundert wurde sie offenbar niedergebrannt. Man geht davon aus, dass sie im 16. Jahrhundert wiederaufgebaut wurde. Die ersten partiell freigelegten Fresken stammen namentlich von Ende 16.-Anfang 17. Jahrhundert. Sie sind einzigartig und sehr informativ, denn sie stellen die sieben ökumenischen Konzile, Christus Panktokrator und die Dreifaltigkeit dar. Viele Fachleute schreiben sie dem hl. Pimen Zografski oder zumindest seinen Schülern zu. Alle frühen Fresken im Raum Samokow weisen die gleichen Merkmale auf. Die von den Ikonenmalern verwendeten Techniken offenbaren Fähigkeiten, die sie sich offenbar in der Mönchsrepublik Athos angeeignet haben."
Wem sind die Ikonenwand und die Fresken in der Beljo-Kirche zuzuschreiben?
"Die Ikonostase wurde vollständig restauriert. Sie stammt vom bekannten Samokower Holzschnitzer Stojo Fandakow. Die Ikonen in der Königsreihe sind das Werk des bekannten Ikonenmalers Georgi Klinkow", berichtet Museumsdirektor Weselin Hadschiangelow. "Zudem gibt es neben den Fresken auch Heiligenbilder von Nikola Obrasopisow. Die jüngsten Fresken stammen von Nikola Obrasopisow und seinen Gehilfen Dimtar Daskalow und Hristaki Zahariew Zograf, dem Sohn von Zahari Zograf."
Die denkmalgeschützte Kirche ist täglich geöffnet. Falls Sie von Samokow in Richtung Borowetz unterwegs sind, nehmen Sie sich Zeit für eine Besichtigung. Es lohnt sich!
Übersetzung: Christine Christov
Fotos: svetimesta.com
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