Wenn sie beim Spaziergang von einer Traufe oder einer Bodenplatte ein Augenpaar anstarrt, dann sollten sie nicht erschrecken, sondern lächeln. Lassen sie es zwinkernd über sich ergehen, dass sie ein Opfer des s.g. Eyebombings geworden sind und genießen sie den Tag bei guter Laune. Eyebombing ist eine neue Art von Kunst, die die Straßen und Herzen der Menschen erobert. Dabei werden Augenpaare auf Elemente des städtischen Umfelds geklebt. Auch Wanjo Krastew hat stets solche Plastik-Augenpaare in der Tasche und zieht auf der Suche nach neuen Inspirationen durch die Straßen. Als Journalist kennt er sich mit Informationstechnologien aus, derzeit arbeitet er als Videoeditor. Seine Hobbys sind Fotografie und Schreiben. Und Eyebombing.
"Seit zwei Jahren bin ich ein Fan von Eyebombing", erzählt Wanjo Krastew. "Damals stieß ich auf die Initiative zweier Dänen. Sie hatten die Idee, Objekte in schlechtem Zustand durch Augenpaare zu verschönern und die Passanten damit zum Lächeln zu bringen. Das fand ich gut. Ich verschaffte mir Augenpaare und begann mit dem Kleben. Vor allem in meiner Heimatstadt Sofia, aber auch unterwegs."
Mit welchen Gefühlen verbindet er seine Straßenkunst?
"Wenn ein nachdenklicher Passant, der es eilig hat, die Augenpaare entdeckt und zumindest ein wenig lächelt, fühle ich mich gut", erzählt Wanjo Krastew. "In letzter Zeit suchen viele Menschen nach dem Sinn des Lebens. Unser Alltag ist sehr hektisch. Wenn wir diese Augenpaare trotz aller Hektik wahrnehmen, dann ist nicht alles verloren und wir können uns zumindest noch über kleine Dinge freuen. Wir haben es zu eilig, wir sind super genervt und sind mit negativen anstatt mit positiven Emotionen geladen. Ich würde mir wünschen, dass sich mehr Leute für diese Art von Kunst interessieren und wir zu einer Gemeinschaft anwachsen, die mehr Ideen teilt."
Die auf einer ausländischen Webseite veröffentlichten Fotos mit der Kunst von Wanjo sorgten in den sozialen Netzen für Begeisterung. Bisher wurden sie von über 28.000 Menschen aus aller Welt angeklickt, auch die Kommentare dazu sind ausgesprochen positiv.
"Die Leute sollen dabei Spaß haben, nach neuen Formen suchen und assoziatives Denken entwickeln", meint Wanjo Krastew. "Wer Lust hat, kreativ zu sein, der sollte es auch tun. Und einen Rat: Nie Augenpaare dort aufkleben, wo es schon welche gibt!"
Übersetzung: Christine Christov
Fotos: Privatarchiv
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