Laut Kirchentraditionen begehen die orthodoxen Christen in Bulgarien am 8. November den Tag der Erzengel. Laut christlichen Vorstellungen gibt es insgesamt sieben Erzengel, von denen jeder eine spezielle Mission hat. Der Gott am nächsten stehende unter ihnen ist Michael. Er begleitet die Seelen der Verstorbenen ins Himmelreich, kämpft gegen das Böse und die Dämonen und wird daher oft mit Schwert und Rüstung dargestellt. Auch mit zwei Waagschalen ist er häufig auf den Fresken und Ikonen zu sehen, mit denen er die guten und bösen Taten der Verstorbenen abwägt.
Michael gilt als der mächtigste Erzengel, dessen Name abgeleitet aus dem hebräischen so viel, wie „Wer ist wie Gott“ bedeutet. Er ist der Fürst des Lichts und verbindet den Menschen mit seinem göttlichen Ursprung.
Im Volksklauben gehört der Erzengel Michael zu den verbrüderten Helden unter den Heiligen, dem bei der Aufteilung der Aufgaben auf Erden die Seelen der Verstorbenen zugeteilt wurden. Er nimmt die Seelen entgegen, indem er ihnen einen Apfel reicht. Daher wird er als Todesengel angesehen, der die Seele des Verstorbenen auf ihrem Weg ins Jenseits geleitet. Unsere Vorfahren glaubten, dass wenn ein Mensch im Augenblick des Todes lächelt, der Erzengel Michael ihm einen goldenen Apfel gereicht habe.
Zu Ehren des Michael werden an seinem Festtag eine Opferlammsuppe sowie Ritualbrote zubereitet. Es finden ferner Familien-, Sippen- und Dorffeste statt, auf denen der Erzengel um Beistand gebeten wird. Am Samstag vor dem 8. November wird ein Gedenktag für die Toten (Westkirche: Totensonntag) veranstaltet, der zu den bedeutendsten Totengedenktagen im Jahr gehört. Der Tag des Erzengels Michael ist laut Volkskalender nach dem Demetriustag am 26. Oktober der zweitwichtigste Festtag im Herbst.
Deutsche Fassung: Wladimir Wladimirow
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