In Reaktion auf das Anliegen der Mazedonischen Orthodoxen Kirche um Einheit mit der Bulgarischen Orthodoxen Kirche, die als Grundlage ihrer eucharistischen Einheit mit den restlichen orthodoxen Kirchen dienen soll, hat sich die Heilige Synode in Sofia damit engagiert, volle Unterstützung für die Festlegung des kanonischen Status der Mazedonischen Orthodoxen Kirche zu leisten. Es wurde eine synodale Kommission für dementsprechende Verhandlungen mit der mazedonischen und den anderen orthodoxen Kirchen ins Leben gerufen. Und das weist darauf hin, dass es sich hierbei nicht um einen einmaligen Akt handelt, sondern damit ein langwieriger und komplizierter Prozess einläutet wird.
Der Prälaten-Vorstand der Mazedonischen Orthodoxen Kirche bedankte sich für den Beschluss der Bulgarischen Orthodoxen Kirche und der mazedonische Ministerpräsident Zoran Zaev sprach die Hoffnung aus, dass auch die anderen orthodoxen Kirchen dem bulgarischen Beispiel folgen werden. Vertreter der Kirche und des öffentlichen Lebens in beiden Ländern zeigten sich hocherfreut, einige stuften die Haltung der Bulgarischen Orthodoxe Kirche als sehr tapfere Handlung ein, die historische Ungerechtigkeiten korrigieren würde. Während der Sitzung der Heiligen Synode in Sofia fand vor dem Synodalpalast eine Schweigeandacht in Unterstützung des mazedonischen Anliegens statt.
Während manche die Position der Bulgarischen Orthodoxen Kirche als mutig einschätzen, stufen sie andere eher als vorsichtig und diplomatisch ein. Derzeit ist das Erzbistum von Ohrid, wie sich die Kirche auf mazedonischem Territorium nennt, durch ein Schisma geprägt, das ihr von der Serbischen Kirche bereits in den 1960er Jahren auferlegt wurde. Die Spaltung hat dazu geführt, dass es bereits zu Beginn dieses Jahrhunderts zwei Erzbistümer von Ohrid gab – bei dem einen handelt es sich um die offizielle Mazedonische Orthodoxe Kirche, die aber von ihren Schwesterkirchen in der Welt nicht anerkannt wird und das andere Erzbistum von Ohrid ist von proserbischen Geistlichen dominiert und wird von der Serbischen Orthodoxen Kirche zwar als autonom, nicht aber als autokephal anerkannt.
Nach Meinung einiger Theologen würde die Bulgarische Orthodoxe Kirche selbst ein Schisma riskieren, falls sie die Mazedonische Orthodoxe Kirche anerkennt. Andererseits können die Schismen nur von jenen Kirchen aufgehoben haben, die sie verhängt haben. In diesem konkreten Fall wurde das Schisma der Mazedonischen Orthodoxen Kirche durch die Serbische Orthodoxe Kirche verhängt, was zu bedeuten hat, dass die bulgarische Kirche nicht als erste die Autokephalie der mazedonischen anerkennen kann.
In diesem recht komplizierten Kontext kanonischer Normen ist die Haltung, die die Bulgarische Orthodoxe Kirche bezogen hat, die einzig vernünftige. Die Heilige Synode in Sofia hat die selbsternannte Autokephalie der Mazedonischen Orthodoxen Kirche nicht anerkannt, da dies nur nach deren Anerkennung durch die restlichen 14 orthodoxen Kirchen möglich ist. Die Bulgarische Orthodoxe Kirche hat sich lediglich damit engagiert, volle Unterstützung für die Festlegung des kanonischen Status der Mazedonischen Orthodoxen Kirche zu leisten, indem sie sich vor den anderen orthodoxen Kirchen dafür einsetzt. Sie hat es nicht nur aus Wohlwollen gegenüber der Mazedonischen Orthodoxen Kirche getan, sondern auch mit Blick auf die eigenen bitteren Erfahrungen, da sie selbst bis von 1872 bis 1945 vom Patriarchen von Konstantinopel für schismatisch erklärt wurde, da sie sich für autokephal (unabhängig) und nicht für autonom ausgerufen hatte, was dem Fermans des Sultans widersprach.
Die jüngste Entwicklung der Beziehungen zwischen den orthodoxen Kirchen in Bulgarien und Mazedonien ist auch in einem weiteren Kontext sehr positiv. Einerseits korrespondiert sie mit der spürbaren Normalisierung der politischen Beziehungen zwischen beiden Ländern, andererseits auch mit dem sich abzeichnenden Trend zur Lösung des Namensstreits zwischen Skopje und Athen. Am gleichen Tag, an dem die Bulgarische Orthodoxe Kirche beschlossen hat, Unterstützung für die Festlegung des kanonischen Status der Mazedonischen Orthodoxen Kirche zu leisten, berichteten mazedonische Medien, die Regierung in Skopje sei geneigt, einen Kompromiss einzugehen und sich die Verwendung des Namens Neue Republik Mazedonien oder Republik Nord-Mazedonien zu überlegen. Eine offizielle Bestätigung dieser Nachricht gab es zwar noch nicht, doch Mazedonien verzeichnet eine Reihe von Fortschritten zur Überwindung der internationalen Isolation und zwar nicht nur der politischen, sondern auch der kirchlichen.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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