Die jüngste Erhebung des Instituts für Marktwirtschaft belegt, dass die einzelnen Regionen in Bulgarien in puncto Wirtschaftswachstum weiter auseinanderdriften. Dieser Prozess hatte sich nach der Weltwirtschaftskrise etwas gelegt, verschärfte sich jedoch wieder mit der neuen Wachstumsphase 2014-2015. Und so ist der Wohlstand im Raum Sofia um das 4,5-Fache größer als in der ärmsten Region Sliwen. Am stärksten wird dieser Unterschied von den Investitionen geprägt, da sie neue Arbeitsplätze, höhere Einkommen und somit einen besseren Lebensstandard sichern. Mangelnde Investitionen wiederum sorgen für Probleme auf den Arbeitsmarkt, niedrigere Einnahmen und größere Armut.
Im dritten Quartal 2017 hat die Beschäftigungsquote in Bulgarien ein Rekordhoch von 68,5 Prozent erreicht und somit sogar den Stand vor der Krise – 65 Prozent – überholt. Allerdings ist die Beschäftigung sehr unterschiedlich aufgeteilt. Die meisten Arbeitsplätze wurden seit Jahresbeginn in Südbulgarien geschaffen, wobei 70 Prozent auf die Hauptstadt, den Raum Sofia, Plowdiw und Stara Sagora entfallen. Allein in Plowdiw wurden in den letzten zwölf Monaten mehr neue Arbeitsplätze geschaffen als in ganz Nordbulgarien.
Dank der neuen Arbeitsplätze ist die Arbeitslosigkeit im dritten Quartal auf 5,8 Prozent gesunken. Das bedeutet aber, dass auch die Zahl der Arbeitswilligen gesunken ist und die Beschäftigtenzahlen künftig von den wirtschaftlich nicht aktiven Menschen abhängen werden. Es gibt zwar viele Unbeschäftigte, doch bleiben sie bislang aus Mangel an Qualifikation oder aus anderen Gründen vom Arbeitsmarkt fern.
Die Positivtrends auf dem Arbeitsmarkt haben im letzten Quartal auch eine Anhebung der Durchschnittsgehälter um mehr als 11 Prozent nach sich gezogen. Allerdings beziehen nur die Beschäftigen in Sofia Löhne, die über dem Durchschnitt liegen. In Plewen und Plowdiw ist man auf dem Weg, dauerhaft den Durchschnittsstand zu erreichen, während sich in Regionen wie Widin, Silistra und Kjustendil der entgegengesetzte Trend abzeichnet, da die Gehälter dort niedrig sind.
In den letzten zwei Jahren sind auch die örtlichen Steuern konstant angestiegen, registriert das Institut für Marktwirtschaft. Der Grund dafür ist, dass ungeachtet der guten Wirtschaftsentwicklung fast alle Kommunen Probleme haben, ihre finanziellen Kosten zu decken. Deshalb befürwortet das Institut für Marktwirtschaft die Idee, dass der Staat 20 Prozent der Einnahmen aus Steuern von Privatpersonen an die regionalen Behörden abtritt. Sollte dies 2018 geschehen, würden zusätzlich 324 Millionen Euro in die Gemeinden fließen, was ihre eigenen Steuerressourcen und die freien Investitionsmittel steigern würde, haben die Wirtschaftsexperten ausgerechnet.
Zusammengestellt von: Stoimen Pawlow
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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