Carolina Feuerharmel Ribeiro führt die Sonne Brasiliens in sich und die meiste Zeit strahlt auf ihrem Gesicht ein Lächeln. Nach Bulgarien hat sie die Musik geführt.
„Ich wurde in São Paulo, Brasilien, geboren und habe an unserer Universität Violine studiert“, erzählte sie uns. „Dort lernte ich die bulgarische Geigen-Pädagogin Ewgenia-Maria Popowa kennen, mit der ich mich sehr gut verstand. Sie lud mich nach Bulgarien ein, wo ich meine Ausbildung an der Sofioter Akademie fortsetzen sollte.“
Derzeit macht Carolina bereits ihren Doktor an der neuen Bulgarischen Universität beim anerkannten Geiger Prof. Mario Hossen. Wir fragten sie nach den Möglichkeiten, die einem Musiker in Bulgarien geboten werden.
„Das ist eine schwierige Frage. Ich habe beschlossen, in Bulgarien zu bleiben – ich spiele in verschiedenen Orchestern, unterrichte zuhause und an Privatschulen Geige. Hier gibt es viel Arbeit auf musikalischem Gebiet. Unlängst war ich in Australien. Das Land ist riesig, besitzt aber lediglich 5 bis 6 professionelle Orchester, was viel zu wenig ist. Allein in Sofia gibt es mehr Orchester. Das ist einerseits wunderbar, andererseits kann man es sich finanziell nicht leisten, nur in einem Orchester zu spielen. Man muss hier viel arbeiten!“
Carolina hat bereits mit allen großen Orchestern Sofias zusammengearbeitet. Die Musik hat sie nach Bulgarien gelockt, gleichzeitig jedoch wandern viele bulgarische Musiker aus, darunter auch in ihre Heimat Brasilien. Im größten Orchester von São Paulo spielen mindestens vier Bulgaren, in Manaus besteht sogar die Hälfte des dortigen Orchesters aus bulgarischen Musikern.
Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede entdeckt die Musikerin zwischen den Bulgaren und den Brasilianern, fragten wir sie.
„Beide Völker sind herzlich und temperamentvoll. In Brasilien sehen die Menschen, vielleicht wegen der Hitze, die Dinge etwas gelassener. Die Bulgaren erscheinen mir etwas nervöser zu sein…“
Wegen des ähnlichen Temperaments hat es Carolina nicht schwer gehabt, sich in Bulgarien einzuleben.
„Als schwieriger erwies es sich, mich an die hiesige Lebensweise zu gewöhnen. Ich stamme aus São Paulo, wo viermal so viele Menschen leben, als in ganz Bulgarien – 25 Millionen in einer einzigen Stadt! Dort ist alles riesig, mit Mega-Malls und überall steht man Schlange, die Entfernungen sind sehr groß… All das war ich von zuhause gewohnt. Als ich nach Bulgarien kam begann ich, mehr zu Fuß zu gehen. Das war ungewohnt für mich, aber mit der Zeit begann es mir zu gefallen. Das Leben hier verläuft viel ruhiger, ich würde sogar sagen, dass es viel menschlicher ist. Aus diesem Grund bin ich zufrieden, dass ich in Bulgarien lebe. Mir ist bewusst, dass es hier nicht allen Menschen so gut geht, doch das ist auch in Brasilien so… leider.“
In ihrer Freizeit kocht Carolina gern. Dieses Hobby hat sie zur Teilnahme an einer Fernsehshow geführt. Sie fühlt sich mittlerweile fast wie eine Bulgarin, verliert aber nicht die Verbindung zur Heimat, in die sie oft reist. Ihr Freund stammt übrigens auch aus Brasilien. Sie hat ihn jedoch in Bulgarien kennengelernt, wo die Gruppe der Brasilianer wächst.
„Früher waren wir nicht mehr als etwa zwei Dutzend Brasilianer, einschließlich der Angestellten der Botschaft. Derzeit sind wir schon über 50, oder sogar schon 70 an der Zahl. Einige darunter sind Musiker, wie auch Angestellte großer Unternehmen, die hier Projekte verwirklichen, andere wiederum arbeiten einfach in einem der Callcenter hier. Das ist eine Arbeit, die keine höhere Bildung verlangt, dafür aber gut bezahlt ist. Brasilien steckt derzeit in einer Finanzkrise und viele suchen im Ausland nach Arbeit. Außerdem ist Sofia eine phantastische Stadt. Ich liebe sie! Hier kann man Dinge aus der ganzen Welt entdecken und die Stadt wird mit der Zeit immer lebendiger. Das zieht die Menschen hierher.“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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