Istanbul am Bosporus gehört zu den interessantesten Destinationen für die Liebhaber von europäischer Geschichte und orientalischer Exotik. Doch nur wenige werden wissen, dass diese Stadt eng mit der Wiederherstellung der bulgarischen Kirche im Zusammenhang steht. Der Kampf um die eigene Kirche, der in den 30er und 40er Jahren des 19. Jahrhunderts aufloderte, erhielt gerade in Istanbul eine ermutigende Wende.
Während der osmanischen Fremdherrschaft waren die Bulgaren doppelt geknechtet – politisch durch die Türken und religiös durch das griechische Patriarchat von Konstantinopel. Aber gerade in dieser Stadt wurde das bulgarische Volk als solches vom Osmanischen Reich anerkannt. Fürst Stephan Bogoridi, ein Enkel des Bischofs Sofronij von Wratza, hatte sich mit der Bitte an die Regierung des Osmanischen Reiches gewandt, in seinem Haus eine Kirche für die bulgarische Kolonie in Istanbul einzurichten, in der bulgarische Geistliche den Gottesdienst abhalten sollen. Und da Bogoridi im osmanischen Staatsdienst stand und als sehr einflussreich galt, unterzeichnete der Sultan 1848 einen entsprechenden Ferman, in dem zum ersten Mal offiziell und ausdrücklich das bulgarische Volk, „Bulgar militane“, erwähnt wurde. Es handelte sich zwar nur um die bulgarische Kolonie in Istanbul, es war aber eine indirekte Anerkennung des bulgarischen Volkes innerhalb des Osmanenreiches.
Und so wurde 1859 im Istanbuler Stadtteil Fener am Goldenen Horn, wo sich das Grundstück von Fürst Bogoridi befand, der Grundstein für eine bulgarische Kirche gelegt. Stephan Bogoridi vermachte eigens dieses Gründstück seinen Landsleuten, auf dem anfangs ein bescheidener Kirchenbau – eine Holzkirche entstand, die dem heiligen Stephanus geweiht wurde.
Auch nach der Befreiung Bulgariens von der Fremdherrschaft 1878, blieb die Stephanskirche in Istanbul ein wichtiges geistliches Zentrum für das bulgarische Volk; im Hof fanden einige bedeutende bulgarische Geistliche ihre letzte Ruhestätte. Nach einem Brand in der Holzkirche wurde den bulgarischen Christen gestattet, neben der Holzkirche ein neues Gotteshaus zu errichten. Dazu gab der Sultan eigens einen Erlass am 25. Juni 1890 heraus. Das Oberhaupt der bulgarischen Kirche, Exarch Josef I. ergriff die Initiative und am 27. April 1892 konnte bereits der Grundstein für den Neubau gelegt werden. Als Architekt konnte der im türkischen Dienst stehende armenische Baumeister Hovsep Aznavor gewonnen werden. Da der Baugrund wegen seiner Nähe zum Wasser recht instabil ist, entschloss er sich für eine Eisenkonstruktion, was für die damalige Zeit ein Novum war. Auf Grund seiner Konstruktion wird das Bauwerk auch heute noch „Eiserne Kirche“ genannt und ist bis heute die einzige orthodoxe Kirche in dieser Bauweise geblieben. Sie wiegt insgesamt lediglich 500 Tonnen und besteht aus einer Stahlkonstruktion und einer Außenhaut aus Eisengussplatten. Die einzelnen Gussteile wurden in der Firma „Waagner & Biró“ in Wien in Auftrag gegeben. Diese Firma wurde in jener Zeit in Bulgarien mit Aufträgen überhäuft. So z.B. entwarf und stellte sie die Metallteile des Wassil-Lewski-Denkmals, der Löwen- und der Adlerbrücke, den Zaun des Stadtparks, das Tor und die Terrasse des Fürstenschlosses, Balkongeländer und Zäune zahlreicher Residenzen, Wohnhäuser und öffentlicher Bauten in Sofia her.
Und so entstand in Istanbul in den Jahren zwischen 1892 und 1898 die neue Stephanskirche. Die Baukosten übernahm der bulgarische Staat und sie beliefen sich auf eine Million Goldfranken. Natürlich ging nicht alles reibungslos: die gesamte Altarschranke musste ausgewechselt werden, ganz einfach weil sie (da auch sie in Wien bestellt worden war) den Anforderungen der katholisch Kirche entsprach. Die neue Ikonostase wurde in Russland aus Holz angefertigt. Auch die sechs Glocken für den 40 Meter hohen Glockenturm wurden dort gegossen. Zwei von ihnen sind bis heute in Gebrauch. Ansonsten ist die gesamt Kirche im Stil der Neo-Gotik und des Neo-Barock gehalten. Unverkennbar sind neobyzantinische Elemente, aber auch des Jugendstils, der übrigens hier zum ersten Mal in Istanbul anzutreffen ist. Vom Plan her stellt sie eine dreischiffige Basilika mit einem Querschiff und Emporen über dem Seitenschiffen dar. Die Ikonostase nimmt die gesamte Ostseite des Querschiffs ein, wobei sich einzig dem östlichen Kreuzarm eine Apsis anschließt, in denen der Altar steht. Die Weihe fand nach sechs Jahren Bauzeit am 8. September 1898 durch Exarch Josef I. statt.
Die Stephanskirche ist in all den Jahren bis heute eine der Sehenswürdigkeiten von Istanbul. Da es aber, wie so oft an entsprechenden Mitteln fehlte, konnte sie Jahrzehnte hindurch nicht grundlegend renoviert werden. Die häufigen Notreparaturen änderten nur wenig an ihrem Gesamtzustand und der Bau galt schließlich als einsturzgefährdet. Für die vollständige Wiederherstellung der Kirche waren jedoch sehr viele Mittel nötig. Vor mehr als 10 Jahren wurde eigens eine Stiftung gegründet, die eine Spendenaktion startete, damit die Rekonstruktionsarbeiten nach Plänen bulgarischer und türkischer Architekten finanziell abgesichert werde können. Zuerst wurde die Ikonostase restauriert. Die 40 Ikonen der Bilderwand erstrahlten dank der Hilfe privater Spender und des Bürgermeisters von Plowdiw Dr. Iwan Tschomakow in neuen Glanz. Wichtiger, aber auch weitaus aufwendiger war die Restaurierung und Sanierung der Konstruktion. Erst dann konnte an eine Renovierung im Inneren gedacht werden.All die Arbeiten nahmen sechs Jahre in Anspruch. Die Gemeinde Istanbul gewährte für die Sanierung insgesamt 15 Millionen Türkische Lira (rund 3,3 Millionen Euro). Ein Fünftel dieser Summe ist noch übrig – damit sollen die umliegenden Flächen der Kirche entsprechend erneuert werden.
Die Staphanskirche gehört zu den architektonischen Perlen Istanbuls und gilt gleichzeitig als das wertvollste kulturhistorische Denkmal Bulgariens in der Türkei. Sie wird nicht nur von Christen besucht, täglich schauen laut den örtlichen Behörden auch rund 50 Moslems hinein.
Deutsche Fassung: Wladimir Wladimirow
Fotos: BTA, BGNES und Stiftung "Bulgarisches orthodoxes Gotteshaus "Hl. Stephan" in Istanbul"
Die heilige Mutter Gottes wird auch Mutter des wahren Lebens genannt, die mit ihren Gebeten die menschlichen Seelen vom Tod befreit. Nach Jesus Christus wird sie am meisten geliebt und gepriesen. Die Kirche ehrt sie am 15. August, dem Tag ihrer..
Mitte August wird in der südwestbulgarischen Stadt Kjustendil das Fest „Panagia - Erhebung des Brotes“ gefeiert. Das Fest steht in direktem Zusammenhang mit dem kirchlichen Fest Mariä Himmelfahrt, das am 15. August begangen wird. Traditionell..
Der Produktionskomplex in der prähistorischen Siedlung „Solniza“(Saline) in der Nähe von Prowadia wird in der laufenden 20. archäologischen Saison Gegenstand von Forschungsarbeiten sein. Er befindet sich etwa 100 Meter von der alten Siedlung..
Mariä Tempelgang ist eines der ältesten und meist verehrten Feste in der orthodoxen Welt. Es wurde um das 8. Jahrhundert in Konstantinopel..