Ein Menschenleben lässt sich nur schwer mit einigen wenigen Sätzen beschreiben. Wenn die Rede von einer der ältesten Medienanstalten Bulgariens ist, kann man unmöglich ihre ausladende Geschichte in einem kurzen journalistischen Beitrag erfassen. Über all die 82 Jahren seins Bestehens kann Radio Bulgarien so einiges über sich und all die Menschen erzählen, die dem Rundfunk ihr Leben geweiht haben.
Vor mehr als 80 Jahren, man schrieb das Jahr 1938, begann man in Bulgarien mit den ersten Probeausstrahlungen der Programme von Radio Sofia – dem Nachfolger des 1930 gegründeten „Öffentlichen Heimatfunks“. Es dauerte nicht lange und es erschienen die ersten Fremdsprachensendungen, die heute als Auslandsfunk „Radio Bulgarien“ bekannt sind. Wie zu Lebzeiten der anerkannte bulgarische Rundfunkhistoriker Prof. Wesselin Dimitrow von der Fakultät für Journalistik und Massenkommunikationen an der Sofioter Universität „Heiliger Kliment von Ochrid“ sagte:
„Eine Gruppe bulgarischer Techniker – Enthusiasten, erkannte, dass in der Welt Kurzwellenprogramme im Entstehen sind, beschloss zu experimentellen Zwecken einen Kurzwellensender zu bauen und Sendungen auf bulgarischer Sprache fürs Ausland auszustrahlen. Am Anfang wurden sie für ihre eigenmächtige Initiative bestraft, doch bald überreichte man ihnen für ihr mutiges Unterfangen Orden. Bulgarien befand sich wegen des Vertrags von Neuilly-sur-Seine aus dem Jahre 1919 in einer Isolation und die Leitungspolitiker des Landes waren sich darüber im Klaren, dass der Stimme Bulgariens in der Welt Gehör verschafft werden musste. Nicht zufällig waren die ersten Kurzwellensendungen von „Radio Sofia“, wie es sich damals nannte, in bulgarischer Sprache. Aus vielen Orten der Welt, in denen Bulgaren lebten (einschließlich Australien) trafen Hörerbriefe ein.“
Im April 1936 ging man zu regelmäßigen Auslandssendungen über und ab dem 24. Mai, dem Tag des slawischen Schrifttums und der bulgarischen Bildung und Kultur, gab es schon ein genaues Sendeschema. Im gleichen Jahr begann man auf Esperanto zu senden und im Mai des Folgejahres wurden Sendungen auf Französisch, Deutsch, Englisch und Italienisch aufgenommen. Die italienischen Beiträge stammten u.a. vom damals jungen Petar Uwaliew, der später zu den legendären Journalisten der BBC zählte. Er war ein Intellektueller mit enzyklopädischen Interessen und Schaffensgebieten.
„Dieses Radio erschien unwahrscheinlich. Es wurde geboren, um uns davon zu überzeugen, dass es der Nabel der Welt ist. Die Grenzen verschwanden, weil unsere Stimmen in aller Welt erklangen. Wir waren damals junge Spunde, vielleicht nicht ganz ausgebrütet, doch wir redeten zu den Menschen irgendwo im weiten Ausland. Während sich die Welt weiterhin stur in Freund und Feind teilte, konnten die Radiowellen ungehindert die Gräben des Hasses überwinden. Das Radio erzog uns dazu, niemanden zu hassen“, erinnerte sich Petar Uwaliew in einem seiner Interviews.
Sirak Skitnik – ein angesehener Schriftsteller, Maler und Vertreter der Öffentlichkeit, wurde 1935 zum Generalintendanten des Rundfunks ernannt – 5 Monate nachdem Zar Boris III. die Funkwellenausstrahlung in Bulgarien mit einem Erlass verstaatlicht hatte. Der Rundfunk wurde von da an als eine staatliche Einrichtung hinsichtlich Technik und Organisation entwickelt. Schnell etablierte er sich als eine der bedeutendsten Kulturinstitutionen des Landes. Neben den Nachrichten enthielten die Auslandsprogramme Informationen über verschiedene Kulturereignisse im Land; es wurden sogar Übersetzungen von Gedichten bulgarischer Poeten vorgetragen. Man war bestrebt, Brücken zu anderen Kulturen und Völkern zu schlagen und das trotz der Propaganda der Zeit des Zweiten Weltkrieges und danach. Zu den 5 Sprachen – Französisch, Englisch, Deutsch, Italienisch und Esperanto, gesellten sich Tschechisch, Ungarisch, Russisch, Polnisch, Serbokroatisch, Griechisch und Türkisch. Übrigens wurden bereits seit Anfang der 40er Jahre des vergangenen Jahrhunderts Nachrichten auf Türkisch gebracht und ab dem Sommer 1944 begann man mit speziellen Beiträgen für die Auslandsbulgaren. In den 50er Jahren kamen Spanisch und Arabisch hinzu und in den 70er Jahren Albanisch und Portugiesisch.
Zu Beginn der 50er Jahre begann beim Auslandsfunk der später überaus populäre Schauspieler Đoko Rosić zu arbeiten – damals Student und noch keine 20 Jahre alt:
„Ich begann als Übersetzer und Sprecher in der Fremdsprachenredaktion, die für Jugoslawien Sendungen gestaltete. Etliche Zeit danach arbeitete ich in der Zentralredaktion, die die Beiträge für alle Sprachenredaktionen gestaltet und damit in gewisser Weise das Rückgrat der Sprachenredaktionen ist.“
Unmittelbar nach der Wende zur Demokratie in Bulgarien wurde 1990 Alexander Wladkow zum Generalintendanten des Bulgarischen Nationalen Rundfunks berufen. Er hatte seine Karriere in der Deutschen Redaktion begonnen.
„Das war eine Arbeit, die äußerst interessant ist und mich natürlich für immer für den Rundfunk gewann. Um in einem solchen Programm zu arbeiten, braucht man mehr an Eigenschaften, Berufsausbildung und Erfahrungen. Wenn man fürs Ausland ausstrahlt, tritt man mit den dortigen örtlichen Sendern in Konkurrenz. Es reicht also nicht aus, ein guter Redakteur und ein Sprecher mit einer angenehmen Stimme zu sein. Notwendig sind auch andere Eigenschaften – man muss perfekt die andere Sprache beherrschen und auch das Land bestens kennen, für das man ausstrahlt – historisch, wie auch aus kultur-politischer Sicht.“
In Radio Bulgarien begann Rajna Konstantinowa ihre Karriere aufzubauen. Zuerst war sie Korrespondentin der Englischen Redaktion, arbeitete sich dann langsam nach oben, bis sie den Posten des Direktors von Radio Bulgarien und danach auch des stellvertretenden Intendanten des Bulgarischen Nationalen Rundfunks übernahm. Danach wirkte sie als Leiterin des Departments „Hörfunk“ der Europäischen Rundfunkunion (EBU). Heute ist Rajna Konstantinowa Vorsitzende des Öffentlichkeitsrats des Bulgarischen Nationalen Rundfunks.
„Radio Bulgarien ist nicht nur eines unter den bulgarischen Medien - es ist eine einzigartig Institution mit einem hohen journalistischen Standard. Radio Bulgarien ist für Bulgarien wichtig. Für mich persönlich ist Radio Bulgarien viel mehr als ein Arbeitsplatz, an dem ein Mensch einen Beruf erlernt. Es ist ein Ort starker Charaktere und wunderbarer Talente, ein Ort, an dem die Welt das wahre Bulgarien trifft, mit all seiner Einzigartigkeit und Vielfalt.“ Das sagte Rajna Konstantinowa im Jahre 2006 anlässlich des 70jährigen Jubiläums von Radio Bulgarien.
Wegen des großen Interesses seitens der Hörerschaft wurde eigens eine Redaktion „Programme für ausländische Radiosender“ eingerichtet, die aus den verschiedenen Beiträgen der Fremdsprachenredaktionen auswählte, sie zu CDs zusammenstellte und im Ausland Hörfunkanstalten, verschiedenen Kultur- und Bildungsvereinigungen sowie Lehreinrichtungen zur Verfügung stellte. Es fehlten natürlich nicht Programme, die speziell für die Auslandsbulgaren gestaltet wurden.
Heute strahlt Radio Bulgarien nicht mehr aus und erreicht seine „Hörer“ einzig über seine Internetseite. Die Informationen, die gegeben werden, sind aber weiterhin die wichtigsten aus Politik und Gesellschaft, Geschichte, Kultur und Kunst und all den anderen Lebensbereichen. Es werden auch Persönlichkeiten vorgestellt, die bedeutendes geleistet haben und weiterhin leisten. Radio Bulgarien wendet sich erneut an die Welt, jedoch im globalen Netz - auf 10 Sprachen und mittels des geschriebenen Worts.
Die User unserer Beiträge versichern uns weiterhin, dass Radio Bulgarien die Verbindung zur Welt aufrecht erhält, indem es über die Feste, die Geschichte und das Brauchtum Bulgariens erzählt und die Musik des Landes vorstellt. Für unsere Landsleute, die überall in der Welt leben, ist Radio Bulgarien ein Stück heimatlicher Scholle, an die sie sich mit Wehmut erinnern: „Bravo, dass ihr die bulgarische Identität nährt. Vielen Dank, dass ihr den Geist der Nation, unseres Vaterlandes, lebendig erhaltet“, lesen wir in einem der Briefe.
„Ich freue mich, dass es Radio Bulgarien weiterhin gibt“, schrieb uns ihrerseits eine Bulgarin aus Spanien, die vor einigen Monaten die Nachricht über die beabsichtigte Kürzung einiger Sprachenredaktionen mit Sorge vernommen hatte.
„Wir waren den ganzen Sommer über mit euch und sprechen euch unsere Unterstützung zu, weil wir euch brauchen! Wir bedanken uns bei Radio Bulgarien für die Informationen über alle wichtigen Ereignisse in ihrem Land. Es wäre sogar gut, wenn ihr Bulgarisch-Lehrgänge anbietet. Ich gehöre der bulgarischen Minderheit in Albanien an und würde mich darüber freuen, wenn die bulgarische Botschaft in Albanien mehr Veranstaltungen für die Bulgaren hierzulande organisiert“, schlug uns eine Leserin aus Albanien vor.
„Für mich ist es ein große Freude, ihre Beiträge aus der Reihe „Geschichte“ zu verfolgen, die Radio Bulgarien im Facebook postet. Sie sind sehr informativ und stellen für mich eine Verbindung zum schönen Bulgarien her – ein Land, in das ich mich verliebt habe und das mir sehr teuer geworden ist“, schrieb ein User der englischsprachigen Beiträge aus den Niederlanden.
„Ein ganzes Leben lang habe ich im Dorf Brestowene gelebt. Als jedoch meine Kinder und Enkel nach Deutschland fuhren, um dort zu arbeiten, musste auch ich für 3 Monate dorthin, um auf meine Urenkel aufzupassen. Doch auch dort habe ich Ihre Beiträge verfolgt. Jede Ihrer Sendungen versetzte mich gedanklich in mein Heimatdorf - ich erinnere mich noch lebhaft, wie wir zusammen mit den Nachbarn Ihre Sendungen hörten. Sie haben mir das Leben in der Ferne erleichtert und ich hatte weniger Heimweh. Ich bin glücklich, dass es euch noch gibt und ich die Lieder aus meiner Jugend hören kann“, schrieb uns eine Hörerin der Sendungen von Radio Bulgarien in türkischer Sprache.
„Ich danke euch für die Arbeit, die ihr tut! Seit 5 Jahren lebe ich in Bulgarien und ich versuche meine Bulgarisch-Kenntnisse zu vervollkommnen. Ihr habt mir geholfen, die hiesigen Bräuche und Feste zu verstehen und mehr über das politische Leben zu erfahren“, teilte ein gebürtiger Chilene der Spanischen Redaktion mit.
„Regelmäßig blättere ich in der Seite von Radio Bulgarien. Meiner bescheidenen Meinung nach sind die Rubriken eine ausgezeichnete Lösung, das Land umfassend vorzustellen. So erhalte ich wertvolle Informationen über verschiedene wichtige Ereignisse in Bulgarien. Was mich persönlich anbelangt, verfolge ich stets die Beiträge der Rubrik „Panorama“ und verpasse keine Ausgabe von „Blickpunkt Balkan“. Natürlich könnte es, wie alles im Leben auch, etwas mehr und besser geben“, teilte uns ein Leser aus Serbien mit.
Zusammengestellt von: Darina Grigorowa
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
Fotos: Archiv
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