Vor ungefähr zwei Jahren hatte eine Gruppe von Jurastudentender Sofioter Universität "Kliment Ochridski" die Idee, eine so genannte Akademie für Zivilrecht zu gründen, um Schüler zu animieren, mehr über das Zivilrecht, ihre Rechte und Freiheiten zu erfahren, denn das wäre der Weg zu einer gerechten Gesellschaft, glauben die Studenten. Völlig unentgeltlich organisieren sie Diskussionen für Schüler der 11. und 12. Klasse zu Themen, die das Recht und den Staat betreffen.
Einer der Gründer der Akademie für Zivilrecht ist Wassil Losanow. Der ehemalige Jurastudent unterrichtet heute "Ethik und Recht" im Gymnasium für erweiterten Spanischunterricht "Miguel de Servantes" und ist überzeugt, dass es wichtig ist, die Schüler aktiv im Ausbildungsprozess einzubeziehen. „Deshalb haben wir ganz bewusst die Diskussion und nicht die Vorlesung oder den Unterricht als Form gewählt“, erklärt er. „Wenn wir die Themen präsentieren, stellen wir ganz bewusst viele Fragen, um die Schüler zu provozieren nachzudenken und zu reagieren. Unter Kollegen scherzen wir, dass die ersten Minuten der Diskussion einer Lawine gleichen. Zunächst fällt es den Schülern schwer, sich zu überwinden und das Wort zu ergreifen, doch danach sind sie nicht mehr zu halten.“
Das Projekt umfasst auch eine Reihe von Videoclips, die "300 Minuten Jura" genannt wurde. Mehr als 230 Schüler aus Sofia und Goze Deltschew haben sich bisher am Projekt beteiligt und das Interesse wächst ständig.
In der Akademie für Zivilrecht sollen aber nicht nur Rechtsfragen diskutiert werden. Viel mehr sollen die Schüler angehalten werden, nachzudenken und ihre Gedanken ausdrücken. Behandelt werden Themen, die nicht im obligatorischen Schulprogramm angesprochen werden, aber dennoch wichtig im Leben sind wie zum Beispiel die grundlegenden Rechte und Pflichten, die Gewaltenteilung, der Aufbau der staatlichen Institutionen, die Rede- und Meinungsfreiheit, die Kriminalität und die Strafen.
Das Team der Akademie ist fest überzeugt, dass im Schulprogramm entsprechende Unterrichtsstunden zum Thema Zivilrecht und Jura fest eingebettet werden müssen. „Die 16jährigen haben eine Menge anderer Interessen und viele sind auch noch gar nicht reif genug zu begreifen, wie sehr das Recht ihr Leben beeinflusst“, sagt Wassil Losanow. „Hinzu kommt, dass das bulgarische Bildungssystem nicht so ausgerichtet ist, um diese Themen zu präsentiert. Die Schüler in der 12. Klasse stehen andererseits vor der Entscheidung, welche Richtung sie im Leben nach Abschluss des Gymnasiums einschlagen. Es ist wichtig, dass sie auch juristische Kenntnisse haben. Deshalb ist es wichtig, die Samen des Wissens so früh wie möglich zu säen. Aus den Samen soll nicht nur reine Information, sondern eine bestimmte Denkweise keimen“, hofft Wassil Losanow
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: www.ago-academy.org
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