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In memoriam Nikolai Kaufman

Am 26. März verstarb im Alter von 92 Jahren der anerkannte bulgarische Musikethnologe, Komponist und Folklorist Nikolai Kaufman. Er war ein überaus bescheidener Mensch, jedoch ein überaus produktiver Wissenschaftler, der stets voller Arbeitseifer ans Werk ging.

СнимкаNikolai Kaufman wurde am 23. September 1925 in der nordbulgarischen Stadt Russe geboren. Er wuchs jedoch in der Stadt Gabrowo auf, in der er seine ersten Schritte im Bereich der Musik tat und erste Erfahrungen sammelte. Unmittelbar nach seinem Abschluss an der Nationalen Musikakademie in Sofia in den Fachbereichen Trompete und Musiktheorie, nahm er am Musikinstitut der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften eine Arbeit auf, wo er auf dem Gebiet der Feldforschung von der bedeutenden bulgarischen Folkloristin Rajna Katzarowa betreut wurde. Später wechselte Kaufman zum Institut für Folklore der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften über. 1979 wurde er an der Nationalen Musikakademie in Sofia zum Professor ernannt. Nikolai Kaufman hat über 40.000 Volkslieder und Instrumentalstücke aufgezeichnet. Er komponierte aber auch selbst Lieder im Folklorestil. So wurde das zweite Album des Chores „Das Mysterium der bulgarischen Stimmen“ von 1990, in dem drei seiner Lieder enthalten sind, mit einem Grammy ausgezeichnet. Kaufman erhielt ferner verschiedene andere hohe Auszeichnungen.




Seine Komposition „Braut ohne Herkunft“, das zu den emblematischen Liedern des berühmten Chores wurde, fand in eines der Alben der Gruppe „U2“ Eingang. Die theoretischen Forschungsarbeiten von Prof. Kaufman, wie auch seine Feldforschungen haben die moderne bulgarische Wissenschaft maßgeblich beeinflusst. Kaufman hat in der Erforschung u.a. des mehrstimmigen bulgarischen Gesangs, der Folklore der Auslandsbulgaren, der Arbeitslieder und der Trauergesänge Bedeutendes geleistet. Aus seiner Feder stammen Dutzende wissenschaftliche Abhandlungen, Sammelwerke, Studien und Veröffentlichungen sowie über 2.000 Chorlieder, 240 Orchesterwerke, Musik für Tanzaufführungen und Klavierstücke. Unter seinen Liedbearbeitungen sind Dutzende Gesänge der aschkenasischen und der sephardischen Juden in Bulgarien. Kaufman war überhaupt der bedeutendste Erforscher jüdischer Musik in Bulgarien. Lange Jahre hat er für den Bulgarischen Nationalen Rundfunk Sendungen moderiert, die sich mit der bulgarischen Musikfolklore befassten.



Die Lieder von Nikolai Kaufman sind zu einem festen Bestandteil des Repertoires der meisten bulgarischen Chöre geworden, darunter „Das Mysterium der bulgarischen Stimmen“, „Wanja Monewa“, die Ensemble „Philipp Kutew“ und „Pirin“ sowie der Radiokinderchor und Hunderte Berufs- und Laienchöre.

„Es ist eine große Freude, ein Lied zu hören, dass einem die Seele wärmt – die der Interpreten und des Publikums“, sagte häufig Prof. Nikolai Kaufman.

Mit seinem Tod geht eine ganze Epoche in der bulgarischen Musikgeschichte zu Ende. Wir werden ihn als einen bedeutenden Musikwissenschaftler in Erinnerung behalten.

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