Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

93 Jahre seit dem blutigen Bombenanschlag in der Kirche "Hl. Nedelja" in Sofia

БНР Новини
Foto: BTA

Am 16. April des Jahres 1925 wurde in Sofia der wohl blutigste Terroranschlag in der bulgarischen Geschichte verübt – Anarchisten zündeten eine Bombe in der Kathedrale "Hl. Nedelja" und töteten auf der Stelle rund 150 Menschen, mehr als 500 wurden verletzt. An den Folgen ihrer Verletzungen starben weitere Menschen, so dass die Zahl der Opfer auf über 200 anstieg.

Organisator des Anschlags war der ultralinke Flügel der Bulgarischen Kommunistischen Partei, die auf Gerichtsbeschluss nach 1923 verboten worden war. Auf Anweisung der Kommunistischen Internationale setzten Aktivisten der Partei ihre Tätigkeit fort, indem sie mit Gewalt auf das Verbot antworteten. Der Plan sah zuerst den Mord an einer hochgestellten Persönlichkeit vor. Die Totenmesse für den Ermordeten versammelte die politische und militärische Elite des Landes in der Kathedrale "Hl. Nedelja". Der Bombenanschlag sollte so eine größere Wirkung haben, das Land seiner Führungsspitze berauben und es in eine kritische Situation versetzen, die die kommunistische Partei für sich zu nutzen wissen wollte. Der Anschlag gelang jedoch nur teilweise. Der Zufall wollte es und alle Regierungsmitglieder kamen mit nur leichten Verletzungen davon. Der bulgarische Monarch Zar Boris III. wohnte nicht der Totenmesse bei. Zwei Tage zuvor hatte man auf ihn einen Anschlag in Arabakonak (heute Botewgradpass) verübt, konnte jedoch nur seine Begleiter töten. Boris III. war am 16. April auf ihrer Beerdigung.

Bei dem Bombenanschlag in Sofia starben dennoch hochgestellte Persönlichkeiten – vor allem Militärs: 12 Generäle, 15 Oberste, 7 Oberstleutnante und 9 Hauptmänner; getötet wurden 3 Abgeordnete, aber auch viele Bürger, darunter Kinder.

Снимка

СнимкаUnter den Opfern war Nedjalko Koluschew – einer der besten bulgarischen Diplomaten jener Zeit, der sich tatkräftig für die Vereinigung des Vaterlands eingesetzt hat.

Im Jahre 1903 unternahm er Reisen durch Albanien und interessierte sich brennend für die Befreiung Albaniens. 1906 wurde er als Vertreter Bulgariens in die damalige Hauptstadt Montenegros, Cetinje, entsandt“, erzählt uns Dr. Iliana Iliewa, von der jüngst die Monographie "Die Albanische Frage aus der Sicht bulgarischer Diplomaten (1908-1912)" erschien. Sie hat sich eingehend mit der diplomatischen Arbeit von Dr. Nedjalko Koluschew befasst:

Koluschew war ein Mann der Wiedergeburtszeit. Er war der Überzeugung, dass die Grenze von rund 400 bis 450 Kilometern zwischen der bulgarischen und der albanischen Ethnie sehr wichtig ist, zwischen beiden Völkern keine Streitfragen bestehen und die Albaner gegenüber den Bulgaren eine gute Einstellung haben, was den bulgarischen nationalen Interessen entgegenkomme. Er reiste unentwegt, unterhielt Verbindungen zu den Sippenältesten und Intellektuellen, die er als „Chefs“ in seinen Berichten bezeichnete. Er hat derart tiefgründige Beziehungen aufgebaut, was meiner Ansicht nach kein anderer Diplomat geschafft hat.“

Nedjalko Koluschew wollte die Energie der albanischen Befreiungsbewegung für die bulgarischen nationalen Interessen in Mazedonien nutzen. Daher setzte er sich für eine aktive Zusammenarbeit zwischen Bulgaren und Albanern ein. Bulgarien zog es jedoch vor, passiver Zuschauer der Ereignisse in Albanien zu bleiben. Diese Passivität der bulgarischen Regierungen könne jedoch laut Dr. Iliana Iliewa auf staatliche Interessen zurückgeführt werden.

Nach dem Tod von Nedjalko Koluschew am 16. April 1925 gerieten er und seine Ideen jedoch schnell in Vergessenheit. Die Monographie von Dr. Iliana Iliewa ist die erste wissenschaftliche Arbeit, die sein bedeutendes Werk gebührend beleuchtet. Seine Tätigkeit kann als beispielgebend für alle heutigen Diplomaten angesehen werden.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

80 Jahre seit dem letzten Bombenangriff auf Sofia

Am 17. April vor 80 Jahren fand die letzte und heftigste Bombardierung Sofias während des Zweiten Weltkriegs statt. Im Jahr 1944, am Mittag des 17. April, warfen 350 amerikanische Bomber, begleitet von Thundorbolt- und Mustang-Kampfflugzeugen,..

veröffentlicht am 17.04.24 um 13:31

Wir feiern den Internationalen Tag der Luft- und Raumfahrt

Am 12. April feiern wir den 55. Internationalen Tag der Luft- und Raumfahrt. An diesem Tag im Jahr 1961, um 06.07 Uhr Greenwich-Zeit (09.07 Uhr Moskauer Zeit), begann Juri Gagarin mit dem Raumschiff „Wostok 1“ seine unvergessliche Reise um die Erde, die..

veröffentlicht am 12.04.24 um 11:47

Muslime in Bulgarien begehen Ramadan Bajram

Fast 11 % der bulgarischen Bevölkerung, oder etwa 639.000 Personen, bezeichnen sich laut der Volkszählung von 2021 als Muslime, wobei allein die türkische Bevölkerung 508.378 Personen ausmacht. Der größte Anteil der Bevölkerung mit muslimischem Glauben..

veröffentlicht am 10.04.24 um 15:53