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Die Porträts von Slatju Bojadschiew – eine unbekannte Welt im Schaffen eines großen Malers

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Bojan Radew und zwei seiner Lieblingsbildnisse: „Jude” (aus der ersten Schaffensperiode von Slatju Bojadschiew) und „Zigeuner” (1968)

Slatju Bojadschiew (1903 - 1976) gehört zweifelsohne zu den markantesten Namen der bulgarischen bildenden Kunst und deshalb ist jede Begegnung mit seinem Schaffen ein Grund zur Freude. Eine solche bietet derzeit die Ausstellung von Porträts des großen Malers, die der bekannte Sammler Bojan Radew in der Nationalen Kunstgalerie in Sofia präsentiert.

Schon wieder zeigen wir einen beliebten bulgarischen Künstler – Slatju Bojadschiew, aber diesmal mit einer Sammlung von Porträts, die viele vielleicht nicht kennen“, sagte die Direktorin der Nationalen Kunstgalerie Slawa Iwanowa bei der Eröffnung der Ausstellung. „Stück für Stück, mit der unglaublichen Geduld, dem Feingefühl und der Leidenschaft, die nur der wahre Sammler besitzt, hat Bojan Radew diese Porträts über die Jahre gesammelt. Hier werden sie eine Auswahl von Porträts sehen, die sowohl bekannte Intellektuelle, Schriftsteller, Künstler, Schauspieler, als auch die Gesichter ganz gewöhnlicher Menschen darstellen. Und natürlich sind diese so dargestellt, wie nur Slatju Bojadschiew es machen konnte – mit jenem tiefen Psychologismus, den nur er aus dem menschlichen Gesicht herausziehen konnte. Ich möchte Bojan Radew für seine Großzügigkeit, die Pracht seiner Sammlung mit uns zu teilen, danken. Mit jeder neuen Ausstellung setzt Bojan Radew die Messlatte immer höher und ich bin überzeugt, dass seine nächste Ausstellung mindestens genauso schön und ... für unsere Augen und Seelen sein wird.

Porträt des Schriftstellers St. Z. Daskalow und seiner Frau – der Dichterin Liana Daskalowa (1962)

Bereits in seiner ersten Schaffensperiode (1932 bis 1951) kommt die kreative Persönlichkeit von Slatju Bojadschiew zum Vorschein, obwohl sein Stil immer noch von der klassischen Traditionen gekennzeichnet wird. Aus dieser Zeit stammt das “Frauenporträt” (1932), das in der Ausstellung zu sehen ist. 1951 erlitt Slatju Bojadschiew eine schwere persönliche Katastrophe – infolge eines Schlaganfalls wurde seine rechte Körperhälfte total gelähmt. Sein Schaffensweg schien im Alter von nur 48 Jahren schon beendet zu sein, war's dann aber doch nicht. Denn bald nahm er den Pinsel wieder, allerdings nur mit der linken Hand, was seinen Stil und seine Maltechnik völlig veränderte. Er malt große Bilder mit einzigartigem Kolorit und reicher Fantasie, die allmählich die Anerkennung des Publikums und der Kritik gewinnen. In denen gibt es sowohl Groteske, als auch Symbolik, aber auch Naive Kunst, dekorative Kunst, magischen Realismus... Eigentlich ist die Definition nicht so wichtig, sondern die Tatsache, dass diese Gemälde die Aufmerksamkeit sofort auf sich ziehen und den Betrachter emotional packen.

Die schlichten Porträts seiner späteren Schaffensperiode waren lange Zeit von seinen großen Farbsymphonien überschattet, ähnlich wie die letzten Streichquartette Beethovens, die lange Zeit im Schatten seiner spektakulären 9. Sinfonie mit ihrer leuchtenden "Ode an die Freude" standen. Diese Porträts sind aber nicht weniger charakteristisch für Slatju Bojadschiews Genie als seine anderen Werke. In ihnen gibt es viel Kreativität und Fantasie, kombiniert mit der tiefsinnigen Darstellung konkreter Persönlichkeiten, die meisten von denen in unserem Land gut bekannt sind. Die Farbpalette, die originelle Komposition, die genialen Details machen seine Porträts so einzigartig und wertvoll. Ein Beispiel für Slatju Bojadschiews Einfallsreichtum ist das Bildnis der berühmten bulgarischen Schauspielerin Katja Paskalewa, das er in den 1960er Jahren als ein Triptychon gemalt hat. Die drei Gemälde zeigen die Schauspielerin zu drei verschiedenen Zeitpunkten ihres Lebens und heben drei verschiedene Charakterzüge von ihr hervor.

Das Triptychon der Schauspielerin Katja Paskalewa

Der Sammler Bojan Radew ist ebenfalls ein Mann mit ungewöhnlichem Schicksal. Er ist der erfolgreichste bulgarische Ringer im griechisch-römischen Stil, zweifacher Olympiasieger (1964 und 1968) und der größte Kunstliebhaber im bulgarischen Sport. Nach dem Ende seiner sportlichen Karriere wird seine Liebe zur Kunst zu einer Sammelleidenschaft, die ihn später zu einem prominenten Spender macht. In der Tat ist Bojan Radew der größte Spender des Nationalen Geschichtsmuseums und es ist kein Zufall, dass einer der Säle im Museum nach ihm benannt ist.

Ich bin sehr stolz darauf, einen Teil des Werks des großen bulgarischen Malers Slatju Bojadschiew besitzen zu dürfen“, sagte Bojan Radew bei der Eröffnung der Ausstellung in der Nationalen Kunstgalerie. „Und das bulgarische Volk muss stolz sein, dass es solche großartige Persönlichkeiten hat. Seien Sie stolz auf Slatju Bojadschiew und seien Sie stolz, Bulgaren zu sein. Es muss mehr solche Bulgaren geben, die die Fahne Bulgariens hochhalten und der Welt zu verstehen geben, dass Bulgarien keine zweite Klasse ist.“

Wie Bojan Radew gegenüber Radio Bulgarien mitteilte, bereitet er schon eine weitere Ausstellung mit Gemälden von Slatju Bojadschiew vor.

Übersetzung: Mihail Dimitrov

Fotos: Dauerausstellung "Slatju Bojadschiew", Gemeindeinstitut "Altes Plowdiw", Nationale Kunstgalerie und Weneta Pawlowa



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