Die Liebhaber des schmackhaften bulgarischen Joghurts aus den verschiedenen Teilen Bulgariens und dem Ausland haben sich das Datum 30. Juni schon längst vorgemerkt. Am diesem Tag wird in der westbulgarischen Stadt Tran, nahe der Grenze zu Serbien, das traditionelle Fest des bulgarischen Joghurts gefeiert. Der Ort ist nicht zufällig ausgewählt. Aus dem nahen Dorf Studen Iswor stammt der bulgarische Natur- und Medizinwissenschaftler Stamen Grigorow, der 1905 ein damals unbekanntes Bakterium aus dem hiesigen Joghurt isolierte, das er für die Fermentation der Milch verantwortlich machte und das später „Lactobacillus bulgaricus“ genannt wurde. Organisatoren der Veranstaltung sind der Stadtrat von Tran, der Milchverarbeitungsbetrieb „LB Bulgaricum“ und die Stiftung „Dr. Stamen Grigorow“.
In früheren Jahren wurden verschiedene große Milchverarbeitungsbetriebe eingeladen, ihre Milch und die von ihnen hergestellten Milch- und Käseprodukte zu präsentieren. Es wurden immer auch ganz neue Produkte vorgestellt, die gerade auf dem Markt gebracht wurden. Die Besucher sollten die Möglichkeit erhalten, die Produkte der großen Hersteller mit denen der Farmer aus der Region zu vergleichen. In diesem Jahr wollen es die Organisatoren anders machen, informiert Julia Grigorowa, Vorsitzende der Stiftung „Dr. Stamen Grigorow“ und ein Nachfahre des bekannten Bulgaren.
„Mit Ausnahme unseres traditionellen Partners LB Bulgaricum“ haben wir in diesem Jahr ausschließlich Kleinbetriebe und einzelne Farmer aus der Region eingeladen, ihre Produkte vorzustellen. In der Region gibt es ausgezeichnete Weidemöglichkeiten und die Milch ist von hoher Qualität. Die Gäste werden die Möglichkeit haben, mehr regionale Produkte zu probieren“, erzählt Julia Grigorowa.
Die Organisatoren wollen zwei Mal im Monat Bauernmärkte organisieren, was auch für die Touristen interessant sein wird, die die Schlucht des Erma-Flusses, das Museum des Joghurts und das Keramik-Museum in Bussinzi besuchen.
Auf dem Festival des Joghurts sollen neben den verschiedenen Arten Käse aus Kuh-, Schafs- und Ziegenmilch traditionelle regionale Handwerkskünste vorgestellt werden wie Keramik, Holzschnitzerei, Strickerzeugnisse von aus Hand gesponnener Wolle. Ein Wettbewerb für die beste Hausmannskost wird die Herzen der Gourmets höher schlagen lassen. Die knusprige, aus Teigblättern, Käse und Joghurt gebackene Baniza wird natürlich auch nicht fehlen.
Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen dem traditionell hergestellten bulgarischen Joghurt (kiselo mljako), der wörtlich „saure Milch“ heißt, und dem im Westen hergestellten Joghurt wird Julia Grigorowa oft gefragt.
„In erster Linie ist der bulgarische Joghurt gesundheitsfördernd“, unterstreicht Julia Grigorowa. „Die Milch, die auf dem Markt als Joghurt bekannt ist, hat verschiedene Zusätze, darunter auch Zucker, damit sie dem europäischen Geschmack entspricht. Die Säure im bulgarischen Joghurt, an die die Bulgaren gewöhnt sind, kommt von den Bakterien Lactobacillus Bulgaricus. In letzter Zeit wird dieser Geschmack auch unter Europäer und Japaner immer beliebter.“
Zum Festival des Joghurts kommen traditionell auch Japaner nach Tran. In diesem Jahr werden Gäste aus Südkorea erwartet. Für das kommende Jahr haben sich Liebhaber des bulgarischen Joghurts aus Rumänien, Österreich und Norwegen angekündigt.
Die bulgarische saure Milch wird immer beliebter in der Welt. Lactobacillus Bulgaricus ist inzwischen in vielen Präbiotika Präparaten enthalten. Es ist längst durch zahlreiche Studien erwiesen, dass der bulgarische Joghurt förderlich für die Gesundheit ist. Er verbessert die Darmflora, selbst bei Behandlung mit Antibiotika, ist als Nahrung bei Krebserkrankungen, Erkrankungen des Magens, der Leber und bei Immunschwäche geeignet.
Auf dem Markt gibt es ein reichhaltiges Angebot an Joghurtsorten, die aber nichts mit dem traditionellen bulgarischen Joghurt gemein haben. Das Gute ist, dass die Verbraucher den Unterschied an der Konsistenz auch ohne Untersuchungen im Labor erkennen können. „Der traditionelle Joghurt ist säuerlich und ist nicht besonders dickflüssig“, erklärt Julia Grigorowa. „Dem „dicken“ Joghurt wurden Stabilisatoren zugefügt, die seine Haltbarkeit immens verlängern“.
„Am besten man stellt seinen Joghurt allein her“, rät Julia Grigorowa. Eine Voraussetzung ist natürlich frische Milch vom Bauern. Es gibt sehr gutes bulgarisches Joghurtferment, das sogar ins Ausland exportiert wird. Die Zubereitung von Joghurt ist nicht kompliziert und lässt sich schnell lernen.
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: Privatarchiv
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