In den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit sind dieser Tage nicht allein heftige Streitigkeiten rund um den Bau von Straßen und um den Kauf von neuen Kampfflugzeugen für die bulgarischen Luftstreitkräfte gerückt, sondern auch ein Skandal, in den Roma verwickelt sind. Und wieder passiert das just am Vorabend von Wahlen, was die These zu untermauern scheint, dass das Roma-Problem auch für politische Zwecke instrumentalisiert wird. Nach jahrzehntelangen Bemühungen, es zu lösen, bleibt diese Frage weiterhin offen. Und zwar explosiv offen, wenn wir uns vergegenwärtigen, in welch rasantem Tempo ein einzelner Vorfall in einem Dorf weitab von Sofia zur landesweiten Polemik aufgebauscht und politisiert wurde und zu Protesten vor dem Regierungsgebäude mit der Forderung nach dem Rücktritt von Vizepremier und Verteidigungsminister Krassimir Karakatschanow eskaliert ist.
Anlass für die stürmische Empörung der Roma war eine Äußerung von Krassimir Karakatschanow, nachdem ein Soldat von zwei Zigeunern im Dorf Wojwodinowo zusammengeschlagen wurde. Vizepremier und Verteidigungsminister Krassimir Karakatschanow meinte nach diesem Vorfall, die Zigeuner seien in letzter extrem unverschämt geworden. Auf dessen Reaktion hat der Dorfbürgermeister von Wojwodinowo verordnet, dass die illegalen Unterkünfte abgerissen und illegalen Stromanschlüsse dort gekappt werden. Es folgten die für ähnliche Vorfälle typischen Proteste von Seiten der Roma sowie Gegenproteste ihrer Kontrahenten, die ihre Solidarität für die Handlungen des Ministers bekunden. Und es wurde erneut der Beweis dafür erstellt, dass das Problem nicht nur weiter existiert, sondern auch sehr brisant ist. Wie aber schon so oft ist man auch diesmal über die aufkommende Welle der Empörung Herr geworden. In Wojwodinowo wurden die Proteste bis Ablauf der Frist, in der man Einspruch gegen den Abriss von Häusern erheben kann, eingestellt. Man geht davon aus, dass die beiden Zigeuner, die nach dem Gewaltakt am Soldaten festgenommenen wurden, ebenfalls Einspruch gegen die Beschuldigungen erheben werden, während sich der Soldat glücklicherweise auf dem Weg der Besserung befindet. Es wurde also eine weitere konfliktgeladene Episode mit Roma kaschiert. Allerdings sind die Ursachen, die dazu geführt haben, nicht aus der Welt geschafft.
Eine solche Ursache ist, dass diese Ethnie weiterhin nicht in die Gesellschaft integriert ist. Es wurden zwar im Laufe von Jahrzehnten Bemühungen für ihre Integration unternommen, inklusive über den „Nationalen Handlungsplan – Dekade der Roma-Integration (2005-2015)“. Dieser stand zudem im Kontext einer internationalen Initiative zur Einbindung der Roma. Also wurden unterschiedliche Räte, Zentren, Kommissionen, behördenübergreifende Gruppen etc. ins Leben gerufen. Ihr ganzes Tun war aber ganz offensichtlich ineffizient. Nun plädiert Minister Karakatschanow, der von Seiten des Juniorpartners der Regierung, dem Parteienbündnis „Vereinigte Patrioten“, in der Führung ist, für ein umfassendes Programm zur Lösung der Roma-Frage. Seiner persönlichen Meinung nach könne eine vollwertige Integration der Roma nur erfolgen, indem sie effektiv in die Bildungs- und Arbeitsprozesse eingebunden werden. Zwar kann es sich hierbei um eine persönliche Meinung des Politikers handeln, doch hinter seine Vorgehensweise nach dem Vorfall in Wojwodinowo stellt sich der Großteil der Bevölkerung. Eine Umfrage der Meinungsforschungsagentur „Barometer Bulgarien“ aus den letzten Tagen belegt, dass 73 Prozent der Befragten die Haltung von Krassimir Karakatschanow billigen. Dieser Prozentsatz liegt weit über den Anteil der Wähler des Parteienbündnisses „Vereinigte Patrioten“ und zeigt, dass die Position des Ministers nationale Zustimmung genießt und die Forderungen nach seinem Rücktritt illusorisch und eher ein Indiz dafür sind, dass die Menschen, die sie erheben, sich von einem das Gefühl der Exklusivität leiten lassen. Der gegenteiligen Meinung sich lediglich 12,1 Prozent der Befragten, so dass sie sich damit in Isolation befinden. Die Einstellung der Öffentlichkeit zeigt unmissverständlich die Richtungen auf, wo man nach Lösungen des Problems suchen sollte. Zu einer solchen Lösung wird es aber ganz bestimmt nicht kommen, falls man von einem ins andere Extrem fällt. Vielmehr sollte man Geduld mitbringen und der Versuchung widerstehen, die Frage zu politisieren. Ob die politischen Kräfte diese Meinung teilen wird sich in ihrem Verhalten während der Wahlkampagne für die diesjährigen Europa- und Kommunalwahlen zeigen.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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