Am 6. April wird die Wohltätigkeitsinitiative „Plastikdeckel für die Zukunft“ dem Krankenhaus in Knescha einen Säuglingsinkubator schenken, nachdem sie das vorher für Krankenhäuser in Tscherwen Brjag, Tschirpan, Botewgrad, Nowa Sagora und Trojan getan hat. Am 7. April startet eine Kampagne zum Sammeln von Kunststoffverschlüssen in den Städten Plewen, Weliko Tarnowo, Schumen, Wraza, Pasardschik und Warna und am 13. April – in Sofia und Plowdiw.
Die Initiative wurde von Martina Jordanowa und Lasar Radkow ins Leben gerufen. Sie trafen sich zufällig bei einem Wohltätigkeits-Workshop und diese Begegnung sollte die Zukunft Hunderter Frühchen in Bulgarien positiv beeinflussen. Denn so wurde die Idee geboren, Kunststoffverschlüsse von Plastikflaschen zu sammeln und damit den Kauf von Babybrutkästen zu finanzieren. Diese stiften sie dann an Gemeindekrankenhäuser, die sie dringend brauchen. Die Mittel kommen zusammen, weil sich sehr viele Menschen an der Initiative beteiligen, so dass bislang fast 70 Tonnen Kunststoff recycelt werden konnten.
„Die Plastikdeckel bestehen aus Polyethylen mit einer hohen Dichte. Der Polyethylen kostet durchschnittlich 40 Stotinki (ca. 20 Eurocent) pro Kilogramm oder respektive bei 400 Lewa (ca. 200 Euro) pro Tonne. Wir sammeln Informationen aus mehreren Krankenhäusern und zu entscheiden, welchen wir die anderen zwei von den insgesamt acht gekauften Inkubatoren schenken sollen“, erklärte Lasar Radkow.
„Anfangs wollten wir mit dem Geld einen Sportplatz bauen, doch wir haben dann unsere Meinung geändert, weil sich die meisten von uns für den Kauf den Babybrutkästen aussprachen. Wir haben herausgefunden, dass jedes zehnte Neugeborene in Bulgarien in einen Brutkasten muss. Eines von drei Kindern, die nach der Geburt in einen Brutkasten kommen, hat später Probleme mit den Augen. In den Krankenhäusern in den kleinen Kommunen ist die Lage desaströs – es mangelt an Medizintechnik oder sie ist total verschlissen und veraltet und stammt aus den 1980er Jahren. Und so sind wir auch auf das Motto „Plastikdeckel für die Zukunft“ gekommen."
Die Wohltätigkeitsinitiative hat fast 60.000 Follower auf Facebook, Tausende Menschen in Bulgarien sammeln Kunststoffverschlüsse.
„Sie haben von Freunden oder Bekannten davon erfahren und die Medien tragen zur Popularisierung der Initiative bei“, sagt Lasar. „Sie dient einerseits dem Umweltschutz, hilft andererseits frühgeborenen Kindern, verändert das Denken Menschen und animiert sie zur Freiwilligenarbeit. Viele haben uns geschrieben, dass sie damit begonnen haben, ihren Hausmüll zu trennen und separat zu entsorgen. Freiwilligenarbeit ist etwas sehr Wichtiges und die sollte in Bulgarien unbedingt eine Entwicklung erfahren. Jede fortgeschrittene Zivilgesellschaft fußt auf dem Engagement ihrer aktivsten Bürger, die ihre Freizeit opfern, um das allgemeine Umfeld zu veredeln.“
„Plastikdeckel für die Zukunft“ verlässt sich hundertprozentig auf den Einsatz der ehrenamtlichen Helfer, die jeden Tag ihre Arbeit verrichten, bestimmte Initiative unterstützen und die im Prinzip im Schatten stehen. „Diese Menschen sind der wahre Grund dafür, dass sich die Lage allmählich verbessert und nicht etwa Regierungen und Politiken“, meint Lasar Radkow. Ihre Tätigkeit ist vollkommen transparent, es wird strikt über die zusammengetragenen Mittel Buch geführt, auch über die Spenden. Sie haben Wege gefunden, Babybrutkästen von hoher europäischer Qualität und mit einer Herstellungsgarantie zu Präferenzpreisen zu erwerben. Wie genau werden aber Kunststoffverschlüsse zu Geld gemacht?
„Bulgarien ist in der Lage, den Kunststoff von fast allen Balkanländern zu verarbeiten. Ein einziger unserer Betriebe besitzt eine Kapazität von 220.000 Tonnen pro Jahr. Alle Plastikabfälle in Bulgarien sind aber höchstens 170 Tonnen. Wir liefern die Kunststoffverschlüsse zum Recyceln ab, wo sie zuerst in Kunststoffgranulat für die kunststoffverarbeitende Industrie verwandelt werden. Es gibt Kunststoffe, die bis zu zehn Mal recycelt werden können“, erklärt Lasar Radkow.
Fast 85 Prozent der Anhänger der Initiative „Plastikdeckel für die Zukunft“ sind Frauen. In vielen Kindergärten und Schulen werden Kunststoffverschlüsse gesammelt. „Das sind die zwei wichtigsten Gruppen, um Kinder und somit auch ihre Familien langfristig positiv zu beeinflussen. Wir wollen ihnen die Kultur der Freiwilligenarbeit näher bringen und die Idee vermitteln, dass wir unsere Welt erhalten und in einen besseren Ort zum Leben verwandeln sollten. Das Denken der Bulgaren muss sich ändern, zumindest das der jüngeren Generation, weil das der Weg ist, die Zukunft zu verändern. Selbst falls uns das nicht vollständig gelingen sollte, werden wir zumindest einen Teil Bulgariens vom Abfall befreit und Inkubatoren für die Krankenhäusern gekauft haben“, sagte abschließend Lasar Radkow.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Privatarchiv und BTA
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