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24. Mai – Festtag der slawischen Erstlehrer und Aufklärer

Foto: Archiv

Der Tag der bulgarischen Bildung und Kultur und des slawischen Schrifttums am 24. Mai ist eng mit dem Werk der Heiligen Brüder Kyrill und Method verbunden. Die Bulgarische Orthodoxe Kirche, die die Brüder zu Heiligen erklärt hat, gedenkt ihrer am 11. Mai. Papst Johannes Paul II. erhob die Heiligen Apostel Kyrill und Method zu Schutzheiligen Europas.

„Ausführliche Informationen über ihr Werk geben die im 9. Jh. verfassten Vitae über Kyrill und Method. Die frühen Quellen geben keine Auskunft über ihre ethnische Herkunft. Genannt wird lediglich, dass sie Söhne eines byzantinischen Marineoffiziers waren. Erst in späteren Schriften ist zu lesen, dass sie Bulgaren waren“, erzählt der Geschichtswissenschaftler Dozent Dimo Tscheschmedschiew von der Universität „Heiliger Paisij Hilendarski“ in Plowdiw und Mitglied des Wissenschaftlichen Zentrums Kyrill und Method an der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften (BAN).

Die Auffassung, dass Kyrill und Method von Seiten der Mutter Slawen waren, wird durch die Ernennung von Method zum Gouverneur des slawischen Gebiets im Byzantinischen Reich gestützt. Konstantin-Kyrill beteiligte sich an verschiedenen politischen und religiösen Missionen von Byzanz als Priester. Doch was genau trieb die Brüder an, das Alphabet zu schaffen, das heute als Kyrillisch bekannt ist.

„Der ausführlichen Vita von Konstantin-Kiril, dem Philosophen ist zu entnehmen, dass an erster Stelle die Übersetzung eines Teils der Kirchen- und Gebetsbücher in slawischer Sprache steht“, erklärt Dimo Tscheschmedschiew.

„Rastislav, der Fürst von Großmähren, schloss im Jahr 862 ein politisches Bündnis mit Byzanz, das die Übersetzung der Evangelien und Gebetsbücher in slawischer Sprache für Mähren vorsah. In den Vitae ist zu lesen, dass sich die Brüder um 855 in das Kloster Polychron in Kleinasien zurückgezogen haben, wo Method Abt war, um die glagolitische Schrift zu erschaffen.“

Über die Missionen der Heiligen Brüder behauptet Dozent Tscheschmedschiew, dass sie vor allem politischer Art waren. Die erste führte in ein arabisches Kalifat. Dorthin reiste Konstantin-Kyrill, der Philosoph ohne seinen Bruder, als Teil einer byzantinischen Delegation, die mit islamischen Gelehrten einen Disput über die Heilige Dreifaltigkeit und anderen geistigen und politischen Themen führte.

Die zweite politische Missionführte Kyrill gemeinsam mit seinem Bruder Method zu den Chasaren und die dritte ins Reich der Mährer. Obwohl auch diese Mission ein politisches Element hatte, war ihr Ziel die Aufklärung.

Die überlieferten Schriften bezeugen, dass die glagolitische Schrift, auch Glagoliza genannt, in den bulgarischen Territorien bis ins 11. Jh. benutzt wurde. Später wurde diese Schrift in Kroatien als die „kroatische eckige Glagoliza“ weiterentwickelt. In Bulgarien verdrängte das Kyrillische, dass dem griechischen Alphabet ähnlich war, jedoch durch aus dem Glagolitischen übernommenen Buchstaben für die typisch slawischen Laute ergänzt, die glagolitische Schrift.

DieSchriftgelehrten der damaligen Zeit warenzweisprachig. SiebeherrschtenGriechischundBulgarisch. Für sie war es leichter auf Bulgarisch mit dem Kyrillischen zu arbeiten als mit der glagolitischen Schrift.

Das Werk der Heiliger Kyrill und Method konnte in Mähren nicht fortgesetzt werden, da gegen Ende des 9. Jh. Reich zerfiel. Seine Blüte erlebte es in Bulgarien und trug im 9. und 10. Jh. zum kulturellen Aufschwung des Landes bei. „Die bulgarische Kultur verwandelte sich in eine europäische Kultur und gab allen anderen slawischen Völkern kulturelle Impulse“, unterstreicht Dimo Tscheschmedschiew und ergänzt, dass die Liturgie und das Schrifttum in Slawisch eine antibyzantinische Ausrichtung bekamen. Da sich die liturgische Sprache geändert hatte, wurden auch die byzantinischen Geistlichen ausgetauscht.

Die Verehrung der Brüder Kyrill und Method begann gegen Ende des 9. Jhs. als ihre Schüler Kliment, Naum und Angelarius sich in Bulgarien niederließen und in Nordostbulgarien in Preslaw und in den südwestlichen Gebieten Bulgariens Schriftschulen gründeten.

„Die ersten Lobesworte auf Kyrill und Method stammen von Kliment von Ohrid. Die Lobpreisung wurde von Konstantin von Preslaw geschrieben, einem bulgarischen Schriftgelehrten aus dem Ende des 9., Anfang des 10. Jahrhunderts. Es handelt sich hierbei um den ersten bulgarischen Kult in der bulgarischen orthodoxen Kirche, die Kyrill und Metod zu Aposteln erhob, denn sie hatten heidnischen Völkern ein Schrifttum und eine neue Liturgie gegeben. Sie haben im Christentum ein neues Modell eingeführt und deshalb werden sie Erstlehrer genannt. Ihnen gehört die Idee für eine Liturgie in einer für das Volk verständlichen Sprache. Das ist etwas, das von der Westlichen Kirche bis zur Aufklärung Ende des 17. Jh. nicht akzeptiert wurde. Das Christentum konnte sich auf diese Weise in den slawischen Gebieten schneller ausbreiten.“

Zu den Darstellungen von Kyrill und Method auf Ikonen sagtDoz. Tscheschmedschiew, dass nach dem Tod von Kyrill in Rom 869 auf seinem Grab eine Ikone mit einer Ölfunzel gestanden haben soll. Die Bildnisse von Kyrill und Method in der Kathedrale „Heilige Sophia“ in Ohrid stammen aus dem 11. Jh. und gelten als die ältesten. In der Kirche im Dorf Kurbinovo in Nordmazedonien, wo die Malereien aus dem 12. Jh. stammen, gibt es erhaltene Inschriften, dass Kyrill und Method Lehrer der Bulgaren waren. Die Inschriften in Ohrid sind nicht erhalten, doch Doz. Tscheschmedschiew vermutet, dass sie einen ähnlichen Inhalt hatten, da der Kult um die Heiligen Kyrill und Method mit der Entwicklung des Bulgarischen Erzbistums in Ohrid zusammenhängt, das 1018 geschaffen und bis 1767 als bulgarische Kirche existiert hat.

Übersetzung: Georgetta Janewa



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