In der alten bulgarischen Reichshauptstadt Weliko Tarnowo haben sich Vertreter von vier Kontinenten eingefunden. Das, was sie hierhergeführt hat, ist ihr Wunsch, die bulgarische Sprache, Traditionen, Geschichte und Gegenwart kennenzulernen. Die Vorlesungen dazu finden im Rahmen des 42. Internationalen Seminars für bulgarische Sprache und Kultur statt, das von der Universität „Hll. Kyrill und Method“ in Weliko Tarnowo, vom Bildungsministerium und von der Gemeinde Weliko Tarnowo organisiert wird. Das Forum hat am 15. Juli begonnen und dauert bis zum 4. August.
„Es herrscht eine sehr angenehme Atmosphäre, selbst das Wetter hat sich wieder gebessert. Die Seminarteilnehmer fühlen sich sehr wohl. Ich blicke überall in strahlende, lächelnde, jugendliche Gesichter“, sagte der Direktor des Seminars Prof. Dr. Christo Bondscholow und weiter:
„In diesem Jahr haben sich 110 Teilnehmer angemeldet. Die Gruppe besteht derzeit aus 100 Personen aus 36 Ländern. Wir rechnen damit, dass in der zweiten Woche noch weitere Teilnehmer hinzukommen. Traditionsgemäß sind die meisten von ihnen aus Deutschland, Russland, Polen und Serbien. Dieses Jahr sind aber auch viele Teilnehmer aus China angereist und zum ersten Mal sind auch Aserbaidschan und Vietnam vertreten.“
An den Seminaren beteiligen sich Slawistik-Studenten, Rentner, Musiker, Lehrer, Rechtsanwälte, Dolmetscher und Übersetzer und sogar ein Atomenergieexperte aus Großbritannien. Einige haben bulgarische Wurzeln, manche Mischehen, andere wollen Einblick in eine neue, unbekannte Kultur erhalten. Und weil das Spektrum der Teilnehmer sehr breitgefächert ist, sind sie beim Bulgarisch-Unterricht nach dem Stand ihrer Sprachkenntnisse in unterschiedliche Gruppen geteilt.
„Wir starten bei A0 und enden bei C2, angefangen also bei Leuten, die unser Alphabet nicht kennen, weil sie aus Ländern kommen, in denen die kyrillische Schrift unbekannt ist bis hin zu Übersetzern in EU-Ländern. Das heißt, die Sprachausbildung erfolgt laut dem europäischen Rahmen A1, A2, B1..., aber wir starten sogar noch weiter unten, weil einige der Teilnehmer wirklich gar keine Ahnung von der kyrillischen Schrift haben“, erläutert Christo Bondscholow.
Die Organisatoren bieten den Teilnehmern ein sehr reichhaltiges Programm an, um in die Gegenwart und Vergangenheit Bulgariens tauchen zu können. Nicht nur Sprachunterricht, sondern auch spezialisierte Seminare stehen auf der Agenda:
„Wir bieten traditionelle Fächer an wie bulgarische Geschichte, Kultur und Kunst. Zusammen mit der bulgarischen Folklore und Ethnographie sind sie ein fester Bestandteil unseres Programms.
Hinzu kommen obligatorisch auch zeitgenössische bulgarische Sprache und bulgarische Literatur sowie Kino der Gegenwart. In diesem Jahr haben wir auch das Fach „Tourismus, Sprachvielfalt und Übersetzung“ hinzugefügt, unter der Leitung unserer erfahrenen Lektorin Prof. Dr. Ljudmila Iwanowa. Wir sind also bemüht, das traditionelle Niveau zu halten und auch etwas Neues zu bieten“, sagt Christo Bondscholow.
Geplant sind auch thematische Abende, die der bulgarischen Literatur, den Kunsthandwerken und der bulgarischen Küche gewidmet sind. Neben der alten Hauptstadt Weliko Tarnowo werden die Seminarteilnehmer auch solche Architekturperlen besuchen wie Scherawna und Arbanassi.
Für alle, die sich gern an den nächsten Ausgaben des Seminars beteiligen möchten, erklärte Prof. Bondscholow:
„Sie können sich im Rahmen von drei Programmen zur Beteiligung an unserem Seminar bewerben. Das eine Programm erfolgt über das Bildungsministerium. Es handelt sich dabei um Verträge mit Ländern, mit denen ein zwischenstaatlicher Studentenaustausch erfolgt – von ausländischen Studenten, die Bulgarisch lernen und von bulgarischen, die sich die Sprachen anderer Länder aneignen. Für diese Kategorie erhalten die Universitäten in Sofia und Weliko Tarnowo einen staatlichen Auftrag. Die zweite Kategorie Teilnehmer sind Gäste der Universität im Rahmen internationaler Verträge. Die Teilnehmer aus der dritten Kategorie finanzieren sich das internationale Sommerseminar aus eigenen Mitteln. Die notwendigen Informationen rund um das Seminar sind auf der Webseite der Universität zu finden. Dort gibt es auch Formulare, die zur Beteiligung an den zwei- bis dreiwöchigen Programmen ausgefüllt werden müssen. Die Gebühren decken alle Kosten – die Ausflüge, das Kulturprogramm und die vier letzten Tage All Inclusive am Meer in der Schwarzmeerresort Albena."
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Privatarchiv
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