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Invasive Arten und Überfischung gefährden die Fischbestände im Schwarzen Meer

Foto: BGNES

Der letzte Tag im Oktober wird als Internationaler Tag des Schwarzen Meeres begangen. Heute jährt sich die Unterzeichnung des Übereinkommens zum Schutz des Schwarzen Meeres vor Verschmutzung durch die sechs Schwarzmeeranrainer Bulgarien, Rumänien, Russland, die Türkei, die Ukraine und Georgien zum 23. Mal.

1996 erkannten die Regierungen der Schwarzmeeranrainer an, dass die Verschmutzung des gemeinsames Meeres für alle Anrainer eine Gefahr darstellt. Was hat sich seitdem verändert und wie ist die Umweltlage heute?
 „Bezüglich der Verschmutzung kann behauptet werden, dass es eine generelle Verbesserung gibt“, bestätigt Dimiter Popow von der Naturschutzorganisation „Grüner Balkan“. "In den letzten 20-30 Jahren haben die meisten Studien festgestellt, dass die Reinheit des Meerwassers wiederhergestellt ist. Das ist vor allem auf die von der EU verabschiedeten Rechtsvorschriften zurückzuführen, die die Qualität des Abwassers, dass in die Flüsse fließt, insbesondere in der Donau, erheblich verbessert haben. In den letzten 10-15 Jahren hat sich der Zustand der Kläranlagen verbessert. Die meisten Kläranlagen an unserer Küste wurden ausgebaut. An einigen Orten erreichen sie jedoch immer noch nicht die erforderliche Kapazität für die Hochsaison im Sommer.“

Obwohl die Experten einen Fortschritt feststellen, gibt es auch ungelöste Probleme und eines davon ist die biologische Verschmutzung. Invasive Arten und Überfischung gefährden die Fischbestände und es ist kaum anzunehmen, dass die biologischen Vorräte des Schwarzen Meeres jenes Niveau aus der Vergangenheit erreichen werden, warnt Dimiter Popow. 

„Im Ausland werden durch Aquakulturen Lösungen gesucht. An unserer Küste gibt es keine, mit Ausnahme der Schwarzmuschelfarmen, die ein sehr lukratives Geschäft darstellen und die natürliche Reinigung des Schwarzmeerwassers unterstützen“, erzählt Dimiter Popow.“An unserer Küste wurden mit Hilfe von EU-Programmen Fischereihäfen eingerichtet. Doch was  tun wir, um den Fischbestand zu verbessern? Ich denke, dass es nicht schlecht gewesen wäre im Rahmen dieser EU-Programme auch an die Schaffung von Aquakulturen und Methoden zu denken, die uns mit den begehrten Meeresfrüchten versorgen, aber nicht auf Kosten der Überfischung."

Signale über tote Delfine an der bulgarischen Schwarzmeerküste im letzten Sommer riefen die tiefe Sorge und Befürchtung der Öffentlichkeit hervor, dass ihre Population drastisch zurückgegangen ist. Die drei Delfinarten im Schwarzen Meer, gewöhnlicher Delfin, großer Tümmler, gewöhnlicher Schweinswal, sind weltweit geschützte Arten. Die Delfine, die für ihren hohen Intellekt und ihre freundliche Haltung gegenüber Menschen bekannt sind, vermehren sich nur sehr langsam. Der Grund dafür sind die Eigenschaften der Wale. Sie paaren sich nicht jedes Jahr, ziehen ihre Jungen sehr lange auf. Außerdem dauert die Schwangerschaft 12 Monate, aber auch die menschliche Tätigkeit ist mit ein Grund, dass die Population zurückgeht", sagt Dimitar Popov.

"Die Meeressäugetiere im Schwarzen Meer wurden wirtschaftlich stark ausgebeutet. Erst 1966 wurde in Bulgarien ein Moratorium auf den industriellen Fang von Delfinen eingeführt. Laut Angaben von 2013 leben zwischen 200.000 und 400.000 Delfine im Schwarzmeerbecken. Zum Vergleich. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden zwischen vier und fünf Millionen Delfine für gewerbliche Zwecke gefangen. Seit drei Jahren machen wir Expeditionen in die bulgarischen Hoheitsgewässer, die etwa 6000 Quadratkilometer umfassen. Unseren Schätzungen zufolge leben in Abhängigkeit der Jahreszeit zwischen 3000 und 10 000 Exemplare dort. Alle Informationen über eine "Explosion" der Delfinpopulation, die von den Medien verbreitet werden, sind stark übertrieben und haben wenig mit der Realität zu tun", unterstreicht Dimiter Popow und fügt hinzu, dass jeder von uns zum Schutz des Schwarzen Meeres beitragen kann und dass unser Beitrag nicht nur darin bestehen sollte, dass wir unseren Abfall nicht am Strand liegen lassen. 
"Es gibt im Gesetz über die Fischerei und Aquakulturen Vorschriften über die Fangmengen für wirtschaftlich bedeutende Arten. Wir als Bürger und Konsumenten können die Händler, Fischer und alle, die Meeresressourcen anbieten, dazu zwingen, dies auf möglichst nachhaltige Weise zu tun“, unterstreicht Dimitar Popov von der Umweltschutzorganisation "Grüner Balkan".

Übersetzung: Georgetta Janewa



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