Am 3. März des Jahres 1878 war der Vorfriedensvertrag von San Stefano unterzeichnet worden, der dem russisch-türkischen Krieg ein Ende setzte und die Neugründung des bulgarischen Staates nach annähernd 500jähriger türkischer Fremdherrschaft vorsah. Dieses Ereignis war so bedeutend, dass ihm gleich mehrere Denkmäler gesetzt wurden.
Zu den wohl schönsten gehören das Reiterstandbild des russischen Zaren Alexander II. in Sofia und das Freiheitsdenkmal in der nordbulgarischen Stadt Russe. Beide Denkmäler wurden von demselben Bildhauer geschaffen, der auch andere Monumente in Bulgarien errichtet hat.
Es ist der Italiener Arnoldo Zocchi, geboren 1862 in Florenz, gestorben 1940 in Rom. Zu Lebzeiten war er ein recht bekannter Bildhauer, der sich auf die Gestaltung von Denkmälern spezialisiert hat. Unter seinen Werken sind die Kolumbus-Denkmäler in Lavagna (Italien) und in Buenos Aires, das Denkmal des Garibaldi in Bologna und des Franz von Assisi in Kairo, das Denkmal von General Lafayette in Haverhill, Massachusetts, USA und die Mitarbeit am gewaltigen Denkmal Viktor Emmanuels II. in Rom. In Bulgarien hat er auch etliche Spuren hinterlassen, nämlich in Sofia, Russe, Lowetsch, Orjachowo, Wratza, Sewliewo, dem Drjanowo-Kloster und Plowdiw. All diese Aufträge hat er allerdings nicht wegen seiner Berühmtheit erhalten, sondern nach gewonnenen Wettbewerben. Sein wichtigstes Projekt war das in Sofia.
Nach der Neugründung Bulgariens 1878 mussten als erstes der Staat und seine Institutionen aufgebaut werden, zumal das Land in Folge der Beschlüsse des Berliner Kongresses vom selben Jahr in mehrere Teile zerstückelt worden war. Die Kräfte des jungen Staates konzentrierten sich voll auf die Vereinigung, die erst 1885 wenigstens teilweise erzielt werden konnte. Die Tat der Vereinigung wurde von Russland nicht befürwortet, so dass sich für rund ein Jahrzehnt die Beziehungen zwischen beiden Staaten verschlechterten. Es war also erneut nicht an den Bau eines gebührenden Denkmals für den „Befreierzaren“ zu denken, der 1881 einem der vielen Anschläge auf ihn zum Opfer gefallen war. Erst in der zweiten Hälfte der 90er Jahre des 19. Jahrhunderts steuerte der damalig bulgarische Landesfürst Ferdinand eine Annäherungspolitik gegenüber Russland an.
„Dank dieser Annäherungspolitik konnte erneut die Idee zum Bau eines imposanten Denkmals für den russischen Zaren Alexander II. lanciert werden“, bestätigt Dr. Michail Simow vom Nationalen Geschichtsmuseum in Sofia.
„1898 fand ein Kongress der bulgarischen Veteranen des russisch-türkischen Krieges von 1877/78 statt, auf dem einstimmig beschlossen wurde, dem russischen Zaren Alexander II., dem Bulgarien seine Freiheit verdankte, ein würdiges Denkmal zu setzen. Gegründet wurde ein Initiativkomitee unter der Leitung des damaligen bulgarischen Herrschers, der auch gleich die erste Schenkung für das geplante Projekt machte: ganze 50.000 Lewa in Gold. 300.000 brachten die Abgeordneten der Volksversammlung zusammen und der Rest wurde von der Öffentlichkeit gespendet. Eigens wurde eine Briefmarke mit dem Bildnis des russischen Zaren in Umlauf gebracht, deren Verkauf zusätzlich Geld einbrachte. Die mit wenigen Sätzen formulierten Ereignisse nahmen ganze acht Jahre in Anspruch und erst im Februar des Jahres 1900 wurden der Umfang des Projekts und damit auch die Wettbewerbsbedingungen festgelegt. Es wurde klar vorgeschrieben, welche Elemente das Denkmal enthalten sollte, aus welchem Material es errichtet werden musste und natürlich der Kostenrahmen, der mit 300.000 Goldfranken festgelegt wurde. Die Bedingungen wurden an alle Kunstakademien in der Welt verschickt und das Projekt weckte tatsächlich Interesse – zur Teilnahme meldeten sich 90 Bildhauer. 31 Modelle aus 13 Ländern wurden nach Bulgarien geschickt; die Künstler stammten aus den wichtigsten Kunstmetropolen Europas, einer kam sogar aus der Türkei. Schließlich zeigte man sich in Bulgarien nicht geizig und stellte Preise in Aussicht – 5.000 Goldfranken für den ersten Platz und je 4.000 für die Plätze zwei bis fünf. Bereits im September des gleichen Jahres wurden die Arbeiten in der Königlichen Reitschule öffentlich ausgestellt. Am 20. September 1900 kam die Jury zusammen, der angesehene Kunst- und Architekturprofessoren aus Frankreich, Italien, Russland und Bulgarien angehörten. Den Wettbewerb gewann der Florentiner Bildhauer Arnoldo Zocchi. Im Jahr darauf, am 23. April 1901 (nach altem Kirchenkalender ehrte man an diesem Tag den heiligen Georg – Schutzheiliger des Militärs) fand die Grundsteinlegung statt. Zwei Jahre später war das Denkmal fertiggestellt; die Einweihung erfolgte aber erst am 30. August 1907. Anwesend waren neben dem bulgarischen Monarchen Ferdinand und seiner Familie, der russische Großfürst Wladimir Alexandrowitsch (Sohn Alexanders II.), hohes Militär aus beiden Ländern, wie natürlich auch der Künstler Arnoldo Zocchi und seine bulgarischen Mitarbeiter, darunter Ingenieur Christo Stanischew, von dem die Ingenieurarbeiten stammten.“
Das Denkmal Alexanders II. steht bis heute an der gleichen Stelle – auf dem Platz vor dem Gebäude des Parlaments. Es ist ein halbrunder Platz, umgeben von Gebäuden, die sich der Rundung des Platzes anpassen. Das Denkmal selbst ist dem Parlamentsgebäude zugewandt. Es ist ein Reiterstandbild aus Bronze – eine 4,5 Meter hohe Plastik. Das gesamte Denkmal ist ganze 12 Meter hoch ist. Die Reiterstatue Alexanders II. steht auf einem prächtigen Postament aus Granit, verziert mit einem Bronzefries und flankiert von zwei weiteren Reiterfiguren. Insgesamt 30 Figuren, unter denen viele Porträts von hochrangigen Militärs sind, die sich im russisch-türkischen Krieg verdient gemacht haben. Das große Relief stellt die kampfbereiten Massen dar, angeführt von der Siegesgöttin Nike. Auf drei weiteren kleineren Bronzereliefs sind die Kämpfe um Stara Sagora, die Unterzeichnung des Friedensvertrages von San Stefano und die Einberufung der KonstituierendenVolksversammlung dargestellt. Das Denkmal wirkt solide und majestätisch und strahlt Ruhe aus, zumal das Pferd des Zaren ganz still steht, als ob er eine Parade abnehmen würde.
„Das Denkmal ist nun seit mehr als einem Jahrhundert eines der wichtigsten Symbole der bulgarischen Hauptstadt und hat den Wechsel verschiedener politischer Regime überlebt“, sagt Dr. Simow. „Obwohl in den letzten Jahren zunehmend häufiger verschiedene Denkmäler geschändet worden sind, überwiegt das Andenken an jene Ereignisse, die mit der Befreiung Bulgariens und der Person des russischen Zaren Alexander II. im Zusammenhang stehen. Das Gros der Bürger ist der Ansicht, dass das Denkmal des Befreierzaren, das 2013 grundlegend renoviert und restauriert wurde, aus künstlerischer Sicht eines der schönsten Monumente Sofias ist.“
Deutsche Fassung: Wladimir Wladimirow
Fotos: BGNES, Archiv und Swetlana Dimitrowa
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